Monthly Archives: April 2015

Edan Lepucki – California

Stephen Colbert war schuld. In seiner Latenight-Show hypte er Edan Lepuckis Roman California als Gegenentwurf zu Amazon. In der Folge avancierte das Buch zu einem Verkaufsschlager bei den stationären amerikanischen Buchhändlern und wurde zur Erfolgsgeschichte. Nun hat sich der Blumenbar-Verlag die Rechte an der deutschen Version des Buchs gesichtert und bringt den Titel in der Übersetzung von Gesine Schröder für den deutschen Markt heraus.

Die Geschichte, die Edan Lepucki in ihrem Buch erzählt, ist die einer klassischen Dystopie. Die Sozialverbände und bisherigen gesellschaftlichen Strukturen haben sich aufgelöst, Amerika liegt am Boden und die Bevölkerung lebt verstreut in der Wildnis.

Auch Cal und Frida, ein junges Paar, haben den Rückzug in die Natur angetreten und leben ein einfaches, aber autarkes Leben. Anderen Menschen begegnen sie fast nicht und es könnte alles in Ordnung sein – wenn Frida nicht schwanger wäre.

Zwei Menschen schlagen sich durch

Edan Lepucki - California (Cover)

So ist das Paar gezwungen, den Weg aus der Wildnis anzutreten, um sich einer Kommune anzuschließen. Denn in den größeren und abgeschotteten Verbänden gibt es eine bessere Versorgung und höhere  Doch Cal und Frida ahnen nicht, wem sie hinter den Mauern der Community begegnen.

California ist ein Buch, das die momentane amerikanische Gesellschaft in Frage stellt. Lepucki sensiblisiert dafür, wie fragil unsere Gesellschaftsordnung doch ist.

Sie zeichnet ein eindrückliches Bild einer Gesellschaft am Boden. Der alte Spruch Homo homini lupus est des römischen Dichters Plautus erhält im Buch der Amerikanerin neue Bedeutung.

Sie zeigt, wozu Menschen in Extremsituationen fähig sein können. Obwohl California nicht zu explizit ist, schafft es die Autorin eine finster dräuende Atmosphäre im Buch heraufzubeschwören. Das Buch ist eine Dystopie und ein Weiterdenken amerikanischer Zustände zu einem beängstigenden Bild, von dem man sich wünscht, es würde nicht wahr werden.

Fazit

Für einen Debütroman ist dieses Buch doch ganz rund und überzeugend gelungen. Gerade inmitten all der aktuellen Wohlfühlliteratur eine wohltuende Gegenstimme, die mahnt und erinnert, wie brüchig doch alle Idylle ist.


  • Edan Lepucki – California
  • Übersetzt von Gesinde Schröder
  • ISBN: 978-3-351-05019-1 (Blumenbar)
  • 415 Seiten. Preis: 20,00 €

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Ryan David Jahn – Der letzte Morgen

Wenn der Milchmann zweimal klingelt

Nach den Büchern Ein Akt der Gewalt, Der Cop und Die zweite Haut liegt nun mit Der letzte Morgen das neueste und bislang dickste Buch von Ryan David Jahn vor. Der amerikanische Thrillerautor entführt dabei gewohnt gewalttätig den Leser zurück ins Jahr 1952:

Zwei Morde, viele Probleme

Viel passiert in Jahns neuestem Roman: ein kleiner Junge beschließt, dass die Tyrannei seines Stiefvaters ein Ende haben muss. Der Buchhalter einer Unterweltgröße wird nach einem verlorenen Pokerspiel gewalttätig. Ein Cop kommt nicht über den Verlust seiner Frau hinweg. Ein Staatsanwalt wird erpresst und entfacht eine Spirale der Gewalt.
Ryan David Jahn verwebt zahlreiche Stränge (im Laufe des Buchs werden es noch deutlich mehr) zu einem umfangreichen Bild, einen eigenen Mikrokosmos des Verbrechens.
In dessen Mittelpunkt steht unfreiwillig Eugene Dahl, ein Milchmann, der eigentlich keiner Fliege etwas zuleide tun würde.
Allerdings wird er unfreiwillig in den Strudel der Gewalt gezogen, den die zwei Morde auslösen, die am Anfang des Buches begangen werden.
Um sich aus diesem Mahlstrom zu befreien, ist Eugene Dahl gezwungen, zu einem unbarmherzigen Rächer zu mutieren und sich seinen Weg aus dem Abgrund freizukämpfen.

Ein grobes Gemälde der Gewalt

Der letzte Morgen ist ein Buch, das sich für alle eher etwas feinsinnigen Leser wohl eher weniger eignet. An expliziten Szenen und Gewaltschilderungen mangelt es dem Roman von Ryan David Jahn
Ein feinsinniger Poet wird Jahn in seinem Schriftstellerdasein wohl nicht mehr. Mit grobem Strich skizziert er seine Figuren. Jahns Interesse liegt weniger auf der Inneneinsicht der Protagonisten als vielmehr auf dem Vorantreiben seines Plots. Mit schnellen und zahlreichen Kapiteln unterteilt er die Erzählung und springt immer wieder von einem zum nächsten Charakter.

 

Zwar ruckelt die Übersetzung das ein oder andere Mal, doch das Tempo machen die inhaltlichen und schriftstellerischen Schwächen des Buches dann doch wieder wett, sodass am Ende ein unbarmherziger Thriller mit Splatter-Elementen steht, der abgehärtete Thrillerfreunde gut unterhalten dürfte.

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Tag „Social Network“

Von Ascari vom Leseratz-Buchblog wurde ich für eine tolle Aktion namens „Social Network Tag“ nominiert. Die Idee dahinter: Mit verschiedenen Social-Media-Plattformen verknüpft stellt man jeweils ein Buch vor, das die passende Voraussetzungen erfüllt:

Große Bücher müssen nicht unbedingt dick sein, davon bin ich zutiefst überzeugt. Bestes Beispiel ist der Titel „Der Trafikant“ von Robert Seethaler. Mehr aus Zufall von mir aus dem Programm von Kein&Aber angefordert war ich schon nach der ersten Seite in der komprimierten Schreibe des Österreichers drinnen. Dieses Buch enthält alles, was das Leben ausmacht und beleuchtet dabei sogar zwei höchst schwierige Zeiten: Zum Einen die Zeit des Erwachsenwerdens und zum Anderen die Zeit des Austrofaschismus.

Franz Huchel, so der Name des Helds, muss erkennen, dass mit dem Erwachsenwerden die Welt zwar unglaubliche Chancen bereithält, aber auch alles sehr viel komplizierter wird.
Unglaublich gut geschildert zeigt das Buch einen Weg für Widerstandskampf gegen Dinge auf, die nicht richtig erscheinen. Sigmund Freud tritt auf, eine erste Liebe kreuzt Franz‘ Lebensweg und nach ein bisschen mehr als 250 Seiten ist die Geschichte schon am Ende. Eine wahre Preziose!

Ich glaube ich wurde auf der Krimi-Couch zu diesem Buch inspiriert. Ein perfekter Sommerkrimi wurde mir versprochen – und genau das habe ich auch erhalten. Immer noch meine Empfehlung Nr. 1 wenn es um Sommer, Surfen, Krimi und ein fantastisches Buch geht. Die Geschichte von Boone Daniels, dem surfenden Detektiv-Dude, der die Wellen vor Kalifornien unsicher macht, ist einfach unvergleichlich lässig und lässt den Sommer auch in kälteren Jahreszeiten im Kopf entstehen.

Der Fall, den Boone in seinem ersten Einsatz klären muss, dreht sich um Menschenschmuggel im kalifornisch-mexikanischen Grenzland und fordert ihm große Zugeständnisse ab. Dabei will er doch nur einfach die gigantischen Wellen reiten, die sich Kalifornien nähern.
Einziger Wermutstropfen ist für mich, dass nach dem zweiten Boone-Daniels-Roman Pacific Paradise Schluss war und Don Winslow bislang noch keinen neuen Titel diesen coolen Detektivs nachgeschoben hat.

Generell finde ich das deutsche Buchdesign im Vergleich zu unseren Nachbarländern (z.B. der anglophone Bereich) sehr gelungen. Auch die Reihen von Verlagen finde ich ästhetisch sehr ansprechend, allen voran den Diogenes-Verlag (ja ich weiß, hier kann man geteilter Meinung sein. Mir gefällt die einheitliche Optik nicht nur im Regal ausnehmend gut).

Besondere Cover habe ich sehr viele im Regal – auf die Schnelle kommt mir gerade „Das geraubte Leben des Waisen Jun Do“ in den Sinn. Dieses Cover aus dem Suhrkamp-Verlag veredelt den Pulitzer-Preis-gekrönten Inhalt des Buches.
Die asiatisch anmutendene Aufmachung des Buches entführt zusammen mit dem Scherenschnitt des Fischtrawlers gekonnt nach Nordkorea, wo dieses Buch spielt. Proportionen, Farbgebung und Schrift passen in diesem Fall perfekt zusammen, wie ich finde. In meinen Augen ein wirklich wunderschönes Cover!

Ich habe es vor ein paar Tagen in meinem Verriss schon geschrieben, aber „Ein Bulle im Zug“ von Franz Dobler war für mich wirklich nur ärgerlich. Wofür dieses Buch den Deutschen Krimipreis erhalten hat, vermag ich nicht zu sagen. Ich wünschte ich hätte die Entschlusskraft gehabt, dieses Buch abzubrechen. So reiht sich der Bulle im Zug ein in eine gottseidank kurze Liste von grottigen Titeln, die ich mir wirklich nicht noch einmal geben muss!

  

Charaktere aus einem Buch, mit denen ich mich gerne unterhalten würde? Eine schwierige Frage, bin ich doch meistens froh dass ich den Figuren nicht im täglichen Leben begegnen muss, mit denen ich in Büchern beschäftige. Zudem sind viele der Personen, die die Bücher bevölkern ärgerlich unterkomplex gestaltet. Tiefe und Widersprüchlichkeit findet sich eher selten in einem Buch, weshalb ich diese umso mehr schätze, die faszinierende Figuren aufbieten. An William Stoner, dem titelgebenden Protagonisten, der vom Bauernsohn bis zum Universitätsprofessor aufsteigt, fasziniert mich seine Duldsamkeit und seine Bescheidenheit. Mit ihm würde ich gerne einen Abend an einer alten amerikanischen Bar verbringen und mit ihm über das Leben reden.
Schließlich ist eine Frage, die sich William Stoner im Buch stellt eine zentrale: „Was hast du vom Leben erwartet?“

Der silberne Sinn“ von Ralf Isau ist solch ein Buch. Gelesen habe ich es das erste Mal im Alter von 14 Jahren und dann noch einmal 2 Jahre später. Ralf Isau war schon immer einer meiner Lieblingsautoren, doch mit diesem Buch hat er es geschafft meine Faszination noch einmal zu steigern. Das Buch richtet sich zwar eher an ein erwachsenen Publikum, aber schon damals hat das Buch einen großen Reiz auf mich ausgeübt. Wie Isau in diesem Buch die Themen des Jonestown-Massakers, Empathie, den Reichstagsbrand und eine Expedition in den Dschungel von Französisch-Guyana miteinander verknüpft, obwohl die Themen eigentlich nicht zusammenpassen, das ist meisterlich.
Er erzählt von einer jungen Anthropologin, die im Auftrag ihres Dekans in den Dschungel von Französisch-Guyana aufbricht, um dort das Geheimnis der Weißen Götter zu erforschen – legendärer Ureinwohner Amerikas, die in der Lage sein sollen, Gedanken zu lesen.
Leider kam in den letzten Jahren nichts wirklich Bemerkenswertes im Stil dieses Romans oder im Stil der „Galerie der Lügen“. Sehr schade, da mich diese Bücher wirklich nachhaltig beeindruckt haben. Ich sollte sie wohl wieder einmal lesen, wenn sich Zeit fände.
Empfehlenswert sind seine Bücher aber auf jeden Fall, auch wenn „Der silberne Sinn“ schon über zehn Jahre auf dem Buckel hat.




Diese Frage lässt sich von mir kurz und bündig beantworten – ein solches Buch gibt es nicht. Klar bin ich immer wieder auf Buchverfilmungen gespannt, ans Kopfkino kommen diese meistens jedoch eh nicht heran. Deshalb klammer ich diese Frage aus!

So, nun aber zu meinen Nominierungen (der natürlich nur bei Zeit und Lust nachzukommen ist):

Nellys Leseecke

Books’n’Stories

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Lyndsay Faye – Die Entführung der Delia Wright

Der Polizist von New York

Nachdem in Der Teufel von New York seine Bar in die Luft geflogen ist, Timothy Anstellung bei der neugegründeten New Yorker Polizei gefunden und ein spektakuläres Verbrechen aufgeklärt hat, ist einer der ersten Polizisten New Yorks nun zurück und stürzt sich mit „Die Entführung der Delia Wright“ Hals über Kopf in seinen zweiten Fall.

Von Abolitionisten und Sklaventreibern

Die Polizeibehörde ist erst ein Jahr gegründet und schon warten schwierige Aufgaben auf die Männer, die Verbrechen aufklären und die Bevölkerung beschützen sollen. Timothy hat sich das Vertrauen seines Chefs durch eine gute Aufklärungsquote erarbeitet und wird folglich bei kniffeligen Fällen eingesetzt.
Der Hauptfall, den Timothy dem Leser aus der Ich-Perspektive schildert, ist die titelgebende Entführung der Delia Wright.
Ihre Mutter bemerkt das
Doch mit der Aufklärung der Entführung von Delia und ihrem Sohn sticht Timothy in ein Wespennest, das ihn und seinen Bruder Val in einen ganzen Strudel aus Verbrechen und Ränken stürzt.
Timothy muss feststellen, dass der Kampf der Südstaaten gegen den Norden auch vor der farbigen Bevölkerung New Yorks keinen Halt macht. Sklavenjäger machen unverhohlen Jagd auf alle ehrbaren farbigen Mitbewohner und verdienen ein gutes Geld daran, unbescholtene Menschen in den Süden zu entführen und einen Reibach mit ihrem Schicksal zu machen.
Als er wider diese Praxis Partei ergreift wird der Polizist als Abolitionist gebrandmarkt und bekommt den Gegenwind von Kollegen und der Politik zu spüren. Im Polizeiapparat ist sein Name nicht wohlgelitten und Timothys Schicksal steht auf Messers Schneide. Und zu allem Überfluss ruhen auch die Widersacher aus dem Vorgängerband nicht und bringen Timothy und seine Freunde mehrmals in die Bredouille

Ein Duo infernale

Lyndsay Faye (c) Gabriel Lehner

Lyndsay Faye (c) Gabriel Lehner

Ich schrieb es schon in meiner Besprechung des ersten Bandes um Timothy Wilde – die Dynamiken die Lyndsay Faye in ihrer Reihe zwischen Timothy und seinem großen Bruder Val entfesselt, erinnern nicht von ungefähr an die Gebrüder Sherlock und Mycroft Holmes. Wo Timothy oftmals mit seiner undiplomatischen und direkten Art gegen Wände rennt, zieht Valentin im Hintergrund die Strippen. Mit seinem promiskuitiven, spitzzüngigen und allen Wassern gewaschenen Bruder hat die amerikansiche Autorin zwei Charakterköpfe geschaffen, die sich im Gedächtnis des Lesers verankern.

Wie sich diese zwei gegensätzlichen Brüder durch New York ermitteln und ihren Spuren folgen macht einfach Spaß zu lesen. Denn bei allem Ernst und aller Schwere des Themas würzt Lyndsay Faye ihre Erzählung immer mit einem guten Schuss Humor, der nicht deplaziert wirkt.
Insgesamt ist Die Entführung der Delia Wright ein komplexer Kriminalfall, der ganz unterschiedliche Handlungsstränge miteinander verknüpft, trotzdem aber immer spannend bleibt und mit neuen Wendungen zu überzeugen weiß. Das Thema der nordamerikanischen Sklavenjäger, das dem Titel zugrunde liegt, habe ich so noch nicht in vielen Büchern gelesen. Hier erhält man erhellende Einblicke in ein dunkles amerikanisches Kapitel.
Der neue Fall für Timothy ist seinem ersten Einsatz mindestens ebenbürtig und schafft es gekonnt, Historie mit Spannung zu verquicken.
Zu loben ist auch die Übertragung ins Deutsche durch Peter Knecht, der den ironisch-treibenden Duktus von Timothys Schilderungen gut ins Deutsche rettet. Auch gelingt es ihm die im Buch teilweise verwendete Gangsterspache Flash adäquat im Deutschen wiederzugeben.
So bleibt der Lesespaß erhalten – und wer mit den im Buch eingestreuten Flash-Floskeln nichts anfangen kann, der wird Glossar des Buches, das sich im Anhang befindet, fündig.
An dieser Stelle gibt es noch mehr Infos über das Buch und seine Autorin.
NorthupWeitergehende Medientipps seien an dieser Stelle noch zwei genannt: Zum Einen das im Buch auch mehrmals zitierte Buch 12 years a slave, das auch unter der Regie von Alexander McQueen zu einem Erfolg und mit drei Oscars ausgezeichnet wurde. Dieses Buch ist ein Bericht von Solomon Northup, der ähnlich wie Delia im Buch von Sklavenhändlern verschleppt und im amerikanischen Süden in die Sklaverei gezwungen wurde.
RipperstreetZum Anderen sei an dieser Stelle auch noch auf die famose BBC-Serie Ripper Street hingewiesen, die zwar 40 Jahre nach „Die Entführung der Delia Wright“ und in England spielt, dennoch aber auch die Atmosphäre der Bücher von Lyndsay Faye verströmt. Intrigante Bordellbesitzerinnen, Polizisten, die nicht immer fair spielen und gedungene Mörder in schäbiger Umgebung. Die Ähnlichkeiten zwischen Serie und Büchern ist immens – zur weitergehenden Beschäftigung empfohlen!

 

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Andrew Brown – Trost

Aufstand in Kapstadt

Mit „Trost“ lag mir das erste Buch von Andrew Brown zur Rezension vor. Ein weiterer Krimi aus Südafrika, einem Land das eine boomende Krimiszene beherbergt. Autoren wie Roger Smith, Malla Nunn, Margie Orford oder Deon Meyer sind Autoren (letztere mit besonderem Bezug zu „Trost“, siehe unten) und Aushängeschilder einer höchst lebendigen Krimiszene. Und tatsächlich eignet sich Südafrika mit seinen Ethnien, historischen Spannungen und Problematiken so gut wie kaum ein anderes Land, um mithilfe des literarischen Spannungsromans die Verwerfungslinien des Staates zu ergründen. Andrew Brown beschert seinem Inspector Eberard Februarie einen zweiten Einsatz, nachdem dieser auf Deutsch schon in Schlaf ein, mein Kind ermitteln durfte.

Ein Mord in der Synagoge

Trost - Andrew Brown

Trost – Andrew Brown

Angesiedelt in einer nahen Zukunft, in der Spannungen zwischen Israel und Palästina eskalierte und diverse ethnische Verwerfungen die Nachrichten dominieren, fällt dem angeschlagenen Inspector Februarie ein Fall in die Hände, an dem er sich die selbigen nur verbrennen kann.

In einer Synagoge in Kapstadt wurde ein Junge in muslimischer Gebetskleidung geopfert und rituell aufgebahrt. Schnell bekommen die religiösen Scharfmacher auf beiden Seiten die Neuigkeiten spitz und die Lage droht zu eskalieren. Während sich die Situation auf der Straße zwischen Juden und Muslimen immer weiter zuspitzt, muss Februarie nachbohren, wer der geopferte Junge war. Wer hat Interesse an diesem öffentlichkeitswirksamen Mord und wer zieht im Hintergrund die Fäden? Dass er privat auch zahlreiche Probleme bewältigen muss, macht die Sache nicht unbedingt einfacher.
Er stürzt sich verkatert in seine Recherchen und muss feststellen, dass die Spuren ganz nach oben in den Machtapparat weisen.

Ein solides Stück Krimikunst

Der Tafelberg in Südafrika [(c) Martin Reilly]
Hinter dem nichtssagenden Titel „Trost“ verbirgt sich ein solides Stück Krimikunst, das in klassischer Tradition einen Ermittler zeigt, der seinem Instinkt nachfolgt, egal welche Konsequenzen ihm dies auch einbringt. Geschickt verknüpft Brown immer wieder Skizzen des Aufstandes zwischen den verschiedenen Ethnien mit Februaries Fall und bringt am Ende sogar noch überraschende Aspekte in seine Erzählung ein.
Für zwei Cameo-Auftritte von anderen südafrikanischen Ermittlern hat Andrew Brown auch noch Platz gefunden. Die Ermittler Benny Griessel (Deon Meyer) und Riedwaan Faizal (Margie Orford) kreuzen auch die Wege von Eberard Februarie und tauschen einige Worte mit dem Inspector. Eine nette Idee, wie ich finde.
Insgesamt ist „Trost“ ein wirklich gut lesbarer und spannender Roman geworden, der sich im Spannungsfeld von Religion, Macht und Fundamentalismus bewegt.
Wer nun neugierig geworden ist, der kann hier noch gerne etwas in das Buch hineinschmökern:

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