Monthly Archives: Januar 2016

Vorschau – Highlights II

Frische Krimis für 2016

Krimis und Spannungsliteratur nehmen auf diesem Blog ja einen großen Raum ein – insofern wollte ich hier auch einmal kurz auflisten, auf welche Bücher ich mich im Spannungssegment schon sehr freue. Eine erste Auswahl – vom historischen Krimi bis zum Politthriller ist wieder für die verschiedensten Geschmäcker etwas dabei. Viel Vergnügen und Inspiration!

Robert Wilson – Die Stunde der Entführer

Klappentext des Verlags:

Die Stunde der Entfuehrer von Robert Wilson

Die Stunde der Entführer -Robert Wilson

Innerhalb von 32 Stunden werden mitten in London die Kinder von sechs international äußerst einflussreichen Milliardären entführt. Gefordert werden 25 Millionen – nicht etwa als Lösegeld, sondern nur als Ausgleich für entstandene „Unkosten“. Die Eltern sind verzweifelt, die Polizei ist überfordert, hochbezahlte Berater diskutieren endlos neue Szenarien. Aber die Entführer sind ihnen immer einen Schritt voraus, ihre wahren Absichten bleiben verborgen. Nur einer weiß sich angesichts von so viel Kaltblütigkeit zu helfen: Charles Boxer. Denn wenn es darauf ankommt, kennt er keine Skrupel. Und er hat nichts mehr zu verlieren …

 

Darum freue ich mich:

Bereits die Javier-Falcon-Serie aus Spanien las ich sehr gerne. Auch wenn die neue Serie um den Entführungsspezialisten Charles Boxer als Klappentext wie am Reißbrett entworfen klingen mag: Tatsächlich schafft es Wilson, aus scheinbar einfachen Plots, Länderübergreifende Plotgespinste zu ersinnen, die in ihrer Komplexität mehr als außergewöhnlich sind. Daher ist auch der neue Band von Robert Wilson Pflicht!

 Andreas Pflüger – Endgültig

Klappentext des Verlags:

Pflüger

Endgültig – Andreas Pflüger

In ihrem ersten Leben war Jenny Aaron Mitglied einer international operierenden Elitetruppe der Polizei – hochintelligent, kampferprobt, effektiv. In ihrem zweiten ist sie Verhörspezialistin und Fallanalytikerin beim BKA. Sie spürt das Verborgene und versteht es, zwischen den Worten zu tasten – denn seit einem misslungenen Einsatz in Barcelona ist Aaron blind. Die damaligen Ereignisse haben sie traumatisiert. Doch es war nicht der schlimmste Tag ihres Lebens. Der schlimmste Tag ihres Lebens ist heute.

 
 
Darum freue ich mich:
Andreas Pflüger kennt man am ehesten von seinen Drehbüchern zum Weimarer Tatort mit Christian Ulmen und Nora Tschirner, die er zusammen mit Murmel Claussen schrieb. Ein Buch gibt es von ihm bislang: Operation Rubikon. Der Klappentext dieses neuen Thrillers klingt ganz nach meinem Geschmack und auch die ersten Seiten lesen sich mehr als toll an. Dieses Buch sollte man auf seinem Schirm haben!

 

 

Joakim Zander – Der Bruder

Klappentext des Verlags:

ZanderYasmine Ajam ist ihrer Vergangenheit in der rauen Stockholmer Trabantenstadt Bergort entflohen und arbeitet als Trendscout in New York. Eines Tages erhält sie eine alarmierende Nachricht, die sie sofort zurückkehren lässt: Die Unruhen in Bergort scheinen mit dem plötzlichen Verschwinden ihres Bruders verbunden. Angeblich ist Fadi tot. Gefallen bei einem Bombenangriff in Syrien, wo er für den IS kämpfte. Doch jemand anderes will ihn gerade noch gesehen haben.

Die ehemalige EU-Referentin Klara Walldéen arbeitet inzwischen in London für eine bekannte Forscherin im Bereich Politik und Menschenrechte. Als Klaras Computer gestohlen wird und kurz darauf ihr Kollege vor einen Zug gestoßen wird, meldet sich ihr Spürsinn zurück: Wer könnte ein Interesse an ihrer Arbeit haben? Wer würde dafür töten? Die Spuren führen nach Schweden.
In einem schwülheißen August kreuzen sich dort die Wege der beiden Frauen …

Darum freue ich mich:

Das Amalgam aus Schwedenkrimi und Verschwörungsthriller gefiel mir schon bei Joakim Zanders Debüt Der Schwimmer ausnehmend gut, obwohl der Autor nicht viel Neues bot. Dennoch schaffte er es mich mit bekannten Motiven zu überzeugen. Der neue Roman klingt sehr aktuell (Syrien, IS, etc.) und ich räume dem Krimi einen großen Vorschuss an Neugier und Sympathie ein.

Lyndsay Faye – Die Entführung der Delia Wright

 

Klappentext des Verlages:

 

Feuer

Das Feuer der Freiheit – Lyndsay Faye

In den Straßen des historischen New York geht ein Feuerteufel um – oder ist es womöglich eine Teufelin …? Der ausbeuterische Unternehmer und Abgeordnete Robert Symmes lässt Näherinnen unter unerträglichen Bedingungen arbeiten: Hat eine von ihnen Drohbriefe verfasst und seine Fabrik in Brand gesetzt? Oder war es die Frauenrechtlerin Sally Woods, die sich höchst verdächtig benimmt? Ein halbverhungertes Waisenkind scheint den Schlüssel zu dem Geheimnis zu besitzen, doch niemand weiß seine Äußerungen richtig zu deuten. Es ist an Timothy Wilde, dem Polizisten wider Willen, Schlimmeres zu verhindern – indem er möglichst schnell den Täter findet.

Darum freue ich mich:

Das große Finale einer tollen Trilogie. Lyndsay Faye hat mit ihren bisherigen zwei historischen Krimis Der Teufel von New York   Die Entführung der Delia Wright die Maßstäbe sehr hoch gesetzt, was Plot, Humor und Charaktere anging. Vielleicht topt das Finale noch einmal die beiden vorherigen Bände, auch wenn es sehr schwer wird?

Don Winslow – Way down on the High Lonely

 

Klappentext des Verlags:

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Way down on the High Lonely – Don Winslow

Drei Jahre sind seit Neal Careys letztem Fall vergangen. Drei Jahre innerer Einkehr in einem chinesischen Kloster. Doch dann steht plötzlich Joe Graham vor ihm, und mit der Ruhe ist es endgültig vorbei. Denn die »Bank« braucht Neal, um Cody McCall zu finden, den zweijährigen Sohn einer Hollywood-Produzentin. Cody wurde von seinem Vater entführt und in die Wildnis von Nevada verschleppt. Um den Kleinen zu finden, muss Neal nicht nur seine Cowboyqualitäten unter Beweis stellen, sondern sich auch noch in eine Gruppe von Neonazis einschleusen – während Codys Schicksal auf Messers Schneide steht …

Darum freue ich mich:

Dass ich Don Winlows Bücher fast überwiegend positiv bis euphorisch gegenüberstehe, sollte auf diesem Blog schon länger kein Geheimnis mehr sein. Auch die fünf Neal-Carey-Bände aus dem Frühwerk Winslows zählen dazu (bislang erschienen: London Undercover und China Girl). Mit der Veröffentlichung der Folgebände hat sich Suhrkamp viel Zeit gelassen, immer wieder wurden die Bände verschoben, aber nun soll es im Februar soweit sein und Band 3 erscheint.

 

So viel zur Kriminalliteratur im Jahr 2016, sicher werden in den folgenden Wochen und Monaten hier noch einige Empfehlungen folgen! Worauf freut ihr euch? Welche Titel sind bei euch gesetzt?

 

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Eudora Welty – Der Räuberbräutigam

Ein Südstaaten-Märchen

Eine Sensation: Die Gebrüder Grimm sind gar nicht gestorben, sondern sind aus Kassel nach New Orleans emigriert und haben unter dem Pseudonym Eudora Welty einen Roman verfasst. Das könnte man zumindest annehmen, wenn man Der Räuberbräutigam liest.

Dieser Roman erschien im Original bereits 1942 und wurde nun über siebzig Jahre später von Hans J. Schütz ins Deutsche übertragen. Tatsächlich herrscht im ganzen 155-Seiten-dünnen Roman ein solcher Tonfall und eine solche Magie, dass man hier nur von einem Märchen, und zwar einem Südstaaten-Märchen sprechen kann.

Eudora Welty  Der Räuberbräutigam (Cover)

Das Buch dreht sich um den Räuber Jamie Lockhart, der im finsteren Tann des Missisippi-Deltas sein Unwesen treibt, und der jungen und unschuldigen Rosamond, die von ihrer fiesen Stiefmutter Salome geknechtet wird. Eines Tages https://www.klett-cotta.de/buch/Weitere_Autoren/Der_Raeuberbraeutigam/61792entführt ein Räuber diese, als sie gerade Kräuter sammeln ist. Doch Rosamonds Vater fällt eine Lösung für dieses Problem ein, schließlich hat er die Bekanntschaft mit Jamie Lockhart gemacht – der quasi zugleich Entführer und Retter seiner Tochter werden wird. Doch damit beginnt die Volten-schlagende Handlung eigentlich erst so richtig. Es treten auf: fiese Stiefmütter, dunkle Wälder, Räuberbanden, kluge und gewitzte Charaktere sowie nicht so helle Gestalten – willkommen in einem Südstaaten-Amerika, das man so noch nicht gelesen hat.

Der Räuberbräutigam ist wahrlich aus der Zeit gefallen. Hätten Joe R. Lansdale, die Gebrüder Grimm, William Faulkner und E. T. A. Hoffmann zusammengesessen, dieses Stück Literatur wäre wohl so ähnlich herausgekommen.

Das Buch ist ein Fest der Magie, der Sprache und des schon längst vergangen geglaubten Gefühls, das Märchen in einem Menschen auslösen können. Stark erinnert das Märchen auch an dadaistische Erzählungen – Lewis Carrolls Alice im Wunderland könnte für diese Erzählung auch Pate gestanden haben. Genau das richtige für Leser, für die die Geschichten auch mal etwas fantastischer und abgedrehter sein dürfen!

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Michael Robotham – Der Schlafmacher

Der große Schlaf

Ein Genreklassiker: Der große Schlaf

Ein Genreklassiker: Der große Schlaf

Der Schlaf und die Kriminalliteratur – ein weites Feld.Schon in der griechischen Mythologie ist Thanatos, also der Bruder von Hypnos, dem Gott des Schlafes, für den Tod zuständig. Wo geschlafen wird, da ist der Tod nicht fern.

Schriftsteller jeglicher Couleur haben sich von dieser Symbolik inspirieren lassen, egal ob Robert Schneider (Schlafes Bruder), Haruki Murakami (Schlaf) oder auch Raymond Chandler.

Dessen stilbildender Roman Der große Schlaf gilt als die Geburtsstunde des Hardboiled-Krimis und hat seither viele Nachahmer gefunden. Mit dem Privatdetektiv Philip Marlowe führt er einen Typus des rastlosen Privatdetektivs ein, der seine Nase in Dinge hineinsteckt, die unter Umständen tödlich enden können. So mancher, der sich fortan im Krimi zur Ruhe legte, wachte aus dem Schlaf nicht mehr auf – dieser war zum ewigen Schlaf geworden.

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Vorschau – Highlights I

Frische Bücher für 2016

Mit dem Erscheinen der Vorschauen für das literarische Frühjahr beginnt für mich immer die beste Zeit, bei der man vor lauter Blättern und Vormerken der Titel fast ganz vergisst, dass man auch dieses Jahr gar nicht zum Lesen all dieser spannenden und vielversprechenden Geschichten kommen wird. Dennoch habe ich mir vorgenommen, möglichst vielen Büchern meine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und Neues zu entdecken.
Hier deshalb ein paar Highlights, auf deren Erscheinen ich mich schon wirklich freue und die vielleicht auch bald hier auf diesem Blog noch genauer vorgestellt werden:

David Mitchell – Die Knochenuhren

Klappentext des Verlags:

978-3-498-04530-2An einem verschlafenen Sommertag des Jahres 1984 begegnet die junge Holly Sykes einer alten Frau, die ihr im Tausch für „Asyl“ einen kleinen Gefallen tut. Jahrzehnte werden vergehen, bis Holly Sykes genau versteht, welche Bedeutung die alte Frau dadurch für ihre Existenz bekommen hat.
Die Knochenuhren folgt den Wendungen von Holly Sykes‘ Leben von einer tristen Kindheit am Unterlauf der Themse bis zum hohen Alter an Irlands Atlantikküste, in einer Zeit, da Europa das Öl ausgeht. Ein Leben, das gar nicht so ungewöhnlich ist und doch punktiert durch seltsame Vorahnungen, Besuche von Leuten, die sich aus dem Nichts materialisieren, Zeitlöcher und andere kurze Aussetzer der Gesetze der Wirklichkeit. Denn Holly – Tochter, Schwester, Mutter, Hüterin – ist zugleich die unwissende Protagonistin einer mörderischen Fehde, die sich in den Schatten und dunklen Winkeln unserer Welt abspielt – ja, sie wird sich vielleicht sogar als deren entscheidende Waffe erweisen.

Darum freue ich mich:

Der Wolkenatlas ist mir nicht nur aufgrund der Verfilmung, sondern auch aufgrund seiner literarischen Brillanz noch immer gut in Erinnerung. Momentan lese ich gerade den nicht minder originellen Schmöker Die tausend Herbste des Jacob de Zoet und giere nach mehr. Umso schöner dass dieses Buch nun abermals in der Übersetzung von Volker Oldenburg erscheint und schon der Klappentext wieder eine überbordende Mischung verschiedenster Themen verspricht.

 


 

William Boyd – Die Fotografin: die vielen Leben der Amroy Clay

Klappentext des Verlags:

FotografinEin Klick, die Blende schließt – der Startschuss zu einem neuen Leben. Mit sieben hält Amory Clay ihre erste Kamera in Händen, eine Kodak Brownie Nummer 2, und mit ihr sind alle Weichen gestellt. Amory Clay, Fotografin, Reisende, Kriegsberichterstatterin. Statt als Gesellschaftsfotografin in London zu reüssieren, lässt Amory alles Vertraute hinter sich und beginnt 1931 ein Leben voller Unwägbarkeiten in Berlin. Ein Berlin der Nachtclubs, des Jazz, der Extravaganz und Freizügigkeit – und der ersten Anzeichen von Bedrohung und Willkür.
Amory Clay, eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus ist, die unerschrocken ihren Weg geht, ihre Lieben lebt, ihre Geschicke selbst in die Hand nimmt. Tief fühlt sich William Boyd in sie ein und versteht es glänzend, Fiktion und Geschichte miteinander zu verschränken: das ausschweifende Berlin der frühen dreißiger Jahre, New York, wo sie den Mann trifft, der alles verändert, Paris im Zweiten Weltkrieg. Nach »Ruhelos« hat Boyd erneut eine unvergessliche Heldin geschaffen, eine verwegene, verblüffend moderne Frau, einen Künstlerroman, der das Porträt einer ganzen Epoche zeichnet.

Darum freue ich mich:

Egal ob RuhelosEines Menschen HerzArmadillo, Einfache Gewitter oder Eine große Zeit. Noch nie ist mir bislang ein schlechter Roman William Boyds untergekommen. Schon lang habe ich mir vorgenommen, diese tollen Bücher abermals zu lesen. Vielleicht bietet mir Die Fotografin genau diese Chance, wieder tief in den Boyd-Kosmos einzutauchen und wieder ein paar ältere Titel zur Hand zu nehmen?

 

Anthony Marra – Letztes Lied einer vergangenen Welt

 

Klappentext des Verlages:

MarraKeiner versteht es so wie Roman Markin, Menschen einfach verschwinden zu lassen. Wer im Leningrad der 1930er-Jahre staatlich liquidiert wird, dessen Foto landet auf dem Tisch des Retuscheurs. Nicht ein einziges Bild soll bezeugen, dass diese Person je existiert hat. Doch eines Tages will Roman nicht dem Vergessen dienen, sondern sich erinnern: an seinen Bruder – und bringt sich damit in große Gefahr …
Anthony Marra erzählt von Menschen zu ganz unterschiedlichen Zeiten: von der Primaballerina, die im Gulag Schwanensee tanzen muss; von ihrer Enkelin Galina, die sich an das Einzige klammert, was ihr von ihrer Jugendliebe bleibt: ein Gemälde des idyllischen Ortes, an dem er starb; von Kolya und seinem Bruder, die sich in der Trostlosigkeit einer sibirischen Bergbaustadt an den einzigen Traum klammern, der ihnen bleibt: die Weite des Weltalls, im Ohr die Nussknacker-Suite.

Darum freue ich mich:

Anthony Marras erster Roman Die niedrigen Himmel begeisterte mich schon über die Maßen (deshalb auch ein verdienter erster Platz in meinen Jahrescharts 2015). Umso erfreuter war ich, als ich in den Ankündigungen nun diese neuen Stories des Amerikaners über sein Leib-und-Magen-Thema Russland entdeckte.
Nachdem ich auch mit meinem letzten Kurzgeschichtenband aus dem Hause Suhrkamp mehr als gute Erfahrungen gemacht habe, freue ich mich auch auf diese Geschichtensammlung sehr. Und außerdem ist das Cover ein echter Blickfang!

Joel Dicker – Die Geschichte der Baltimores

Klappentext des Verlags:

DickerBis zum Tag der Katastrophe gab es zwei Goldman-Familien. Die Baltimore-Goldmans und die Montclair-Goldmans. Die »Montclairs« sind eine typische Mittelstandsfamilie, kleines Haus im unschicken New Jersey, staatliche Schule für Marcus, den einzigen Sohn. Ganz anders die Goldmans aus Baltimore: Man ist wohlhabend und erfolgreich, der Sohn Hillel hochbegabt, der Adoptivsohn Woody ein Sportass erster Güte. Als Kind ist Marcus hin- und hergerissen zwischen Bewunderung für diese »besseren« Verwandten und Eifersucht auf ihr perfektes Leben. Doch Hillel und Woody sind seine besten Freunde, zu dritt sind sie unschlagbar, zu dritt schwärmen sie für das Nachbarsmädchen Alexandra – bis ihre heile Welt eines Tages für immer zerbricht. Acht Jahre danach beschließt Marcus, inzwischen längst berühmter Schriftsteller, dass es Zeit ist, die Geschichte der Baltimores aufzuschreiben. Aber das Leben ist komplizierter als geahnt, und die »Wahrheit« über ihre Familie scheint viele Gesichter zu haben.

Darum freue ich mich:

Joel Dicker – dieser Name bürgt für mich für Qualität. Seinen Roman Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert halte ich für mehr als gelungen, ein Schmöker, der mich eine Woche im August 2013 gefangen genommen hat. Wie der Schweizer seine erfundene amerikanische Kleinstadt schildert, das war für mich großes Kino. Hoffentlich kann Die Geschichte der Baltimores da wieder anknüpfen! 
 

Anthony Doerr – Memory Wall

Klappentext des Verlags:

DoerrUnser Leben, unsere Welt werden durch unsere Erinnerungen zusammengehalten. Was geschieht mit uns, wenn wir sie verlieren, und welche Möglichkeiten tun sich auf, wenn andere unsere Erinnerungen wiederbeleben können? Der 74-jährigen Alma Konachek, die in einem Vorort von Kapstadt lebt, widerfährt genau dies. Sie verliert ihr Gedächtnis. Unbekannte brechen mehrfach in ihr Haus ein, auf der Suche nach Hinweisen zu einem spektakulären Fossilienfund ihres plötzlich verstorbenen Mannes. Denn Alma hat eine Wand voller Fotos, Gedächtnisstützen, Speichermedien, in der sich irgendwo der fehlende Hinweis zu dem gesuchten Fossil befindet.
In dieser lichten, wunderschönen Novelle gelangt schließlich ein Junge in den Besitz des Geheimnisses dieser alten Frau und ihres Mannes, einer Episode aus ihrer Vergangenheit mit der Macht, ein Leben zum Guten zu wenden. Der Junge reist dazu in die Karoo-Wüste und setzt sich dieser wilden Landschaft aus. Wie alle Werke Doerrs zeugt auch dieses von der Größe des Lebens – von der geheimnisvollen Schönheit der Fossilien, Wolken, Blätter – vom atemberaubenden Glück, in diesem Universum zu leben. Die Vorstellungskraft und Sprachmacht, das Einfühlungsvermögen und die Erzählkunst Anthony Doerrs sind unvergleichlich.

Darum freue ich mich:

Platz 2 in meinem Ranking der besten Bücher des Jahres 2015 und nun eine Novelle? Ist gekauft! Wenn er er schafft, die erzählerische Magie seines Buchs Alles Licht, das wir nicht sehen erneut zu entfachen, wird dieses Buch hoffentlich auch im Jahresranking 2016 weit oben stehen. Der Klappentext klingt auf jeden Fall auch schon einmal verheißungsvoll!

Diese persönlichen Highlights sind nur ein kleiner Ausschnitt des breiten Spektrums, mit dem die Verlage uns schon bald beehren. Worauf freut ihr euch? Welche Titel muss man im Auge behalten?

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Paul Finch – Schattenschläfer

Der Nebel des Grauens

 

Cumbria – im Grenzland zwischen England und Schottland. Unwegsame Täler, nur abgeschiedene Weiler und viel, viel Nebel. Hierhin hat es DS Mark „Heck“ Heckenburg nach den turbulenten Geschehnissen im Vorgänger Spurensammler verschlagen.
SchattenschläferEin verschlafener Landstrich, der nur von wenigen Menschen bevölkert wird und dessen raue Natur eher etwas für Naturfreunde und Wanderer ist. Hier kann eigentlich nichts schiefgehen denkt sich Heck und sieht einer ruhigen Zeit entgegen, als von jetzt auf gleich alles anders wird.
Der nicht enden wollende Nebel nimmt den Landstrich in die Zange und plötzlich macht ein mysteriöser Fremder Jagd auf Menschen. Zwei junge Wanderinnen sehen sich dem tödlichen Fremden gegenüber wie schon bald die komplette Bevölkerung des Lake District.
Da der Mörder stets den Frank-Sinatra-Hit Strangers in the night als Erkennungszeichen pfeift, kommt Heck ein beunruhigender Gedanke – vor zehn Jahren gab es nämlich schon einmal einen Mörder, der sich dieses Liedes bediente.

Damals glaubte man allerdings den Täter tot, nachdem Gemma Piper, Hecks künftige Chefin, als Lockvogel den Täter eigentlich tödlich verwundete. Kann es sein, dass der Fremde, so sein Name damals, zurückgekehrt ist?

Heck schlägt sich durch

Der Vorgängerband - Spurensammler

Der Vorgängerband – Spurensammler

Fein nuancierte Sprache, Figuren mit Tiefe und Widersprüchen oder langwierige Ermittlungsarbeit – das ist alles Paul Finchs Sache nicht. Mit der Dezenz eines Schaufelradbaggers rackert sich Heck stets durch die Bücher von Paul Finch. Egal ob John McClane, Nick Tschiller oder Frank Martin – Heck kann sich in der Reihe der Raubeine und Ein-Mann-Armeen durchaus einreihen.

Selbstverständlich ist im ländlichen Setting das Verbrechen nicht fern, wenn Heck in einem Polizei-Cottage sitzt. Auch wenn es ein wenig unglaubwürdig wirkt, dass der omnipräsente Nebel und ein einziger Mörder ausreichen, um ein komplettes Dorf nebst Polizei in Schach zu halten, so nimmt man es in Schattenschläfer doch hin, da Finch das Tempo hoch hält. Quasi ab der Mitte des Buchs steht die Handlung nicht mehr still, als der Mörder Finch, Gemma und das ganze Dorf unter Beschuss nimmt.
Paul Finch schafft es, mit Cliffhangern, geschickten Perspektivwechseln und viel Atmosphäre für Grusel beim Leser zu sorgen.

Ein typischer Paul Finch

Schattenschläfer reiht sich mit allen Stärken und Schwächen nahtlos in die Heckenburg-Reihe ein.
Die Figuren hätten ruhig etwas mehr Tiefe bekommen dürfen, so agieren sie oftmals sehr stereotyp (Heck als Draufgänger muss natürlich die Frauen und Dorfbewohner schützen und schreckt vor keinem Alleingang zurück). Die Komplexität des Plots ist nicht hoch, dies ist aber auch nicht Ziel Finchs. Das Buch weiß zu unterhalten, Spannung zu erzeugen und den Leser gruseln zu lassen. Mehr bietet das Buch nicht, weniger aber auch nicht. Ein fixer Thriller für Zwischendurch, dessen erneut eingefärbter Buchschnitt sicher ein Hingucker im Buchregal ist!

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