Arne Dahl – Der elfte Gast

Der elfte Roman

Wer sich von der Aufmachung und dem Klappentext dieses Buch in die Irre führen lässt, könnte glatt glauben, mit „Der elfte Gast“ den elften Fall für die A-Gruppe aus der Feder Arne Dahls vor sich zu haben. Allen, die die Erwartung eines letzten, finalen und spannenden Falles haben, kann man nur empfehlen, die Finger schleunigst von diesem Buch zu lassen.
„Der elfte Gast“ ist vielmehr eine Bonus-Geschichte und eine Art Brückenkopf zum neuen Quartett um die Europol-Gruppe, in dem noch einige Charaktere aus dem A-Team fortbestehen.
Der Autor Arne Dahl treibt in seinem Buch ein doppeltes Spiel und schreibt eine Art Verbeugung vor Giovanni Boccaccios legendärem Decamerone-Zyklus. In Dahls Buch treffen sich die zehn Mitglieder, die der A-Gruppe angehörten, noch einmal zu einem finalen Abend in einem alten Herrenhaus. Ein mysteriöser Gastgeber hat zu diesem Mahl eingeladen, doch niemand kann sich einen Reim darauf machen, wer dieser elfte Mann sein sollte.

Bis die Identität dieses Gastgebers gelüftet ist, erzählen sich die Mitglieder einander zehn Geschichten, die allesamt auf irgendeine Art miteinander verbunden sind. Diese Geschichten variieren in ihrem Erzählduktus stark und machen so aus dem Roman ein Buch mit Episoden-Charakter.
Dementsprechend würde ich dieses Buch auch nicht als Kriminalroman bezeichnen, vielmehr hat das Buch durch seine Fokussierung auf die zehn Geschichten und zehn Protagonisten der A-Gruppe den Charakter eines Kurzgeschichtenbandes, der allerdings in sich geschlossen ist..
Erst mit der Identität und der Erzählung des mysteriösen elften Gastes bekommt die literarische Konstruktion des Buchs Sinn und bildet einen Ringschluss.
Dies ist literarisch großartig gemacht – erneut stellt Dahl seine schriftstellerischen Fähigkeiten unter Beweis. Die zehn Kurzgeschichten, die im Buch verbaut sind, künden vom Talent des Autors, Spannung mit anspruchsvoller Prosa zu verbinden.
So ist das Buch ein aus dem Dekalog der A-Gruppen-Romane herausstehender Roman, der die bisherigen Bände abrundet und zugleich eine literarische Spielerei, die dem Leser vor Augen führt, welch ein großartiger Schriftsteller Arne Dahl doch ist.

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