David Pfeifer – Schlag weiter, Herz

Das Leben hat einen harten linken Haken

Von „Fight Club“ bis zu Rocky Balboa – Boxen hat schon immer die Kreativität von Autoren und Filmmachern beschäftigt. Mit „Schlag weiter, Herz“ legt David Peifer, Journalist und Box-Schach-Trainer, nun einen deutschen Versuch eines großen Box-Romans vor.
Pfeifer erzählt vom Boxer Mert, der – so würde man heute politisch korrekt sagen – mit Migrationshintergrund in Hamburg aufwächst. In der Postwendezeit verliebt er sich unsterblich in Nadja, die Schwester von Merts großem Gegner, beginnt eine Boxkarriere, wird geschlagen, steht wieder auf und kämpft für die Liebe, das Leben und sich.
Es hätte so schön werden können – ein großer deutsch-deutscher Roman, der die Liebe, das Boxen und das Kämpfen gegen alle Widrigkeiten in literarische Form gießt. Dabei herausgekommen ist leider keineswegs „der“ Roman über Liebe und Boxer – es ist ein zäher Roman geworden, der eher einem Punktsieg beim Boxen gleicht als einem technischen KO.
Immerhin, Pfeifer erringt einen Sieg, indem er gelungen die gebrochenen Vita und Seelen zweier Menschen beschreibt und zeigt wie ungewöhnlich sich Liebe manifestieren kann.
Dennoch zieht sich der Roman über seine Dauer von 350 Seiten ziemlich zäh hin, da wirkliche Höhepunkte in der Erzählung fehlen. Pfeifer strukturiert seine Erzählung durch zwei Erzählstränge, der eine in der Gegenwart angesiedelt, der andere als Rückblende über Merts Werdegang.
Dieser erzählerische Kniff verpufft aber für mein Empfinden zu schnell. Pfeifer beschreibt Mert als Charakter, der eindeutig Nehmerqualitäten besitzt, sein Leben aber ähnlich angeht und wenig um Selbstbestimmung kämpft. Sein Kampf um Nadja bleibt das große Thema seines Lebens, andere Ereignisse nimmt er gleichmütig hin und befreit sich – um aufklärerisch zu sprechen – zu wenig aus seiner Unmündigkeit des Seins.
Das könnte faszinierend zu lesen sein, leider nimmt der Leser nicht wirklich Anteil am Schicksal Merts, da dieser nicht unbedingt zu den sympathischsten Figuren in der Literatur zählt. Viel zu unbestimmt lässt er die Schläge des Lebens und der Gegner auf sich einprasseln – wie ein Boxtrainer möchte man aus der Ecke auf ihn einschreien.
Wer sich nicht wirklich für die Thematik des Boxens interessiert – die in „Schlag weiter, Herz“ eine zentrale und dominierende Rolle spielt, wie schon das Cover großartig andeutet – wird an diesem Roman eher weniger Freude finden. Boxkämpfe dominieren den in einfacher und roher Sprache geschriebenen Roman und könnten für wenig boxaffine Leser ein Grund sein, auf die Lektüre von „Schlag weiter, Herz“ zu verzichten.          
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