James Rebanks – Mein Leben als Schäfer

Schäfer – ein Berufsstand, den man entweder vertrottelt durch Formate im Privatfernsehen tappend sieht, oder bei dem sich immernoch hartnäckig ein romantisch-bukolisches Klischee wie von Caspar David Friedrich gemalt hält. James Rebanks hat ein Buch geschrieben, das mit allen Vorurteilen aufräumt und zeigt, wie der Alltag eines Schäfers im 21. Jahrhundert aussieht und was dieser Beruf eigentlich umfasst.

Mein Leben als Schaefer von James Rebanks

Mein Leben als Schaefer von James Rebanks

Rebanks selbst züchtet Herdwick-Schafe, eine Rasse, die in den Fells beheimatet sind. Dies ist ein Landstrich im Lake District im Nordwesten Englands. Karge Berge und eine Landschaft, die aufgrund ihres ursprünglichen Reizes stark von Touristen frequentiert wird, machen diese Region aus. In den Bergen betreut Rebanks seine Herde, kümmert sich um den Fortbestand der Rasse und ist bestrebt, seine Schafe immer besser zu züchten, um damit auch das Auskommen seiner Familie zu sichern. In Zusammenarbeit mit anderen Schäfern und Züchtern bewahrt er so eine jahrhundertealte Tradition, die auch wichtig für das Selbstverständnis dieses nordenglischen Strichs ist.

Eigentlich twittert James Rebanks über sein Leben als Schäfer und verfasst eine monatliche Kolumne für eine englische Zeitschrift. Als er sich entschloss, ein Buch über seinen Beruf zu verfassen, glückte ihm auf Anhieb ein echter Volltreffer, der die englischen Bestsellerlisten eroberte. In Zeiten von Landlust, dem Seelenleben der Tiere und Zurück-zur-Natur-Ideologie sollte das nicht verwundern. Auch auf mich übte das Buch einen Reiz aus, beschreibt es doch einen Kosmos, der dem urbanisierten Durchschnittsmenschen völlig fremd ist. Das Leben im Rhythmus der Natur und Jahreszeiten (nicht umsonst gliedert sich das Buch in die Kapitel Sommer, Herbst, Winter und Frühling) und das völlige Aufgehen im Leben für und mit den Schafen fasziniert.

Auch die Art und Weise, wie James Rebanks seinen Alltag schildert, weiß zu überzeugen. Assoziativ vermengt er in seinen vier Großkapiteln seine eigene Biografie mit Erklärungen und Schilderungen, wie der Schäferberuf heutzutage ausgeübt wird und was alles dazugehört. In einer schönen Sprache zeigt er neben den mühsamen Seiten auch die lohnenswerten Aspekte, die sein selbstgewähltes Dasein mit sich bringt. Die englische Antwort auf Anna Wimschneiders Herbstmilch ist eine Art Was-ist-was: Schäfer für Erwachsene, das Einblick in einen Beruf gibt, über den wohl so viele verklärte Vorstellungen herrschen, wie über sonst kaum einen anderen. Ein interessantes und lesenswertes Sachbuch, über das man wahrhaft nicht mäh-ckern kann (dieses alberne Wortspiel sei mir zum Schluss hin verziehen)!

 

 

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