Gedichte: wer bei diesem Begriff schon einzuschlafen droht, an Jambus, sechshebige Alexandriner oder verhasste Gedichtanalysen in der Schule denken muss und dann abwinkt – Rettung ist in Sicht! Sie kommt von Lars Ruppel, mehrfachem Deutscher Meister im Poetry Slam und Verseschmied der Extraklasse.
Mein lieber Herr Gesangverein, Holger die Waldfee holt die Kuh vom Eis heißt der knackige Titel der Doppel-CD von Ruppel, die sich aus den zwei bereits veröffentlichten Gedichtbänden Holger, die Waldfee und Die Kuh vom Eis speist. Die Spezialität Ruppels sind nämlich Gedichte über Redensarten, in denen feststehende Begriffe wie der Heilige Strohsack oder Mein liebes Bisschen einen ganz neuen Sinn erhalten. Das ist manchmal lustig, manchmal nachdenklich machend, immer verblüffend und einfach unterhaltsam.
Die zwei CDs enthalten nun jeweils 11 Gedichte mit einer insgesamten Spiellänge von 130 Minuten. Eingelesen hat Ruppel die Gedichte im Studio – es sind also keine Liveaufnahmen von Poetry Slams, sondern einfach die in Studioatmosphäre vorgetragenen Gedichte. Auch wenn mir die von Poetry Slams gewohnte Stimmung und Szenenapplaus oder Lachen anfangs fehlten, so entfaltetet die Kunst Ruppels auch in neutraler Atmosphäre ihren Reiz.
Ob von antikapitalistischen Spechten, einer AFD-Fabel oder dem grandiosen IKEA-Gedicht „Alter Schwede“ – Ruppels Gedichte sind durch die Bank weg großartig, überraschend und durchdacht. Wenn diese großartig gereimten Geschichten aus Gedichtmuffeln keine Ruppel-Fans machen, dann weiß ich auch nicht mehr weiter!