Ist es wirklich der letzte Teil der Reihe? In Null gleich eins gibt Arne Dahl dem Affen richtig Zucker und lässt das Ermittlerduo Berger/Blom und die Polizistin Desiré „Deer“ Rosenkvist auf den Spuren eines gerissenen Serientäters noch einmal zu Hochform auflaufen. Ein komplexer Thriller, zwar hanebüchen, aber durchaus spannend und besonders für alle Fans der Serie Die Brücke ein echter Leckerbissen.
Viermal durften Sam Berger und Molly Blom bislang ermitteln. Ein Kind haben die beiden inzwischen, dafür hat im letzten Fall (Vier durch vier) die den Privatermittlern verbundene Polizistin Deer Rosenkvist beide Beine verloren.
Ein Mörder in den Schären
Zwar wurde sie operiert, der Genesungsprozess zieht sich allerdings hin. Und auch wenn sie noch etwas gehandicapt ist, hat Deers Spürsinn nicht gelitten. Sie kommt einer ganzen Reihe von Toten auf die Spur, die immer am 5. des Monats an einem Tatort in den Schären aufgefunden werden. Doch ihre Ermittlungen werden von ihrem Vorgesetzten unterbunden, woraufhin sie sich verzweifelt an Berger und Blom wendet, denn der nächste 5. Tag im Monat naht mit großen Schritten. Und während Deer für ihren Vorgesetzten nun im Fall eines mit einer Axt ermordeten Ex-Mitglied der Hells Angels ermitteln muss, verzweifeln auch Berger und Blog am gerissenen Mörder:
Sie jagten einen Mann, der aus unerklärlichen Gründen an jedem Fünften eines Monats einen nicht identifizierbaren Menschen ermordete und die Leichen an Stränden ablegte, die alle ähnliche Parameter erfüllten. Er tötete sie an einem anderen Ort – aller Wahrscheinlichkeit nach an immer demselben – und transportierte sie dann in einem Wagen und einem Schlauchboot an den jeweiligen Fundort. Es sprach einiges dafür, dass er immer denselben Wagen verwendete und lediglich die Kennzeichen austauschte. Leider wurde es immer unwahrscheinlicher, diesen Wagen zu finden.
(Arne Dahl – Null gleich eins, S. 133)
Das Streben nach dem ewigen Leben
Die Leichen nicht zu identifizieren, der Mörder, der ein Spiel mit falschen Fährten treibt und ein Geheimnis aus der Vergangenheit, das alle Morde doch miteinander verbindet. Aus diesen Grundzutaten strickt Arne Dahl seinen komplexen Plot, der Fans der Serie Die Brücke oder ähnlicher vielschichtigen skandinavischen Krimikost mehr als zufriedenstellen dürfte. Nach Themen wie Menschenhandel oder globaler Sicherheitspolitik ist es diesmal das Thema des Alterns und des ewigen Lebens, das die Grundlage von Null gleich eins bildet.
Vieles in diesem Buch ist Zufall, nicht plausibel hergeleitet, unwahrscheinlich oder gnadenlos überzogen. So ist es etwa ein Banker, der Deer noch Gefälligkeiten schuldet, der dann gleich in die Geschäftsbücher gut abgeschirmter sogenannter LLC-Firmen in Delaware blicken kann, woraufhin die Spur wieder nach Schweden führt. Dort hat die Firma eine Immobilie angemietet, in die Deer dann einbricht, wo sie kurz vor der Entdeckung durch einen Mann steht, der dann aber gleich wieder selber ermordet wird. Das ist natürlich alles in seiner Kausalität furchtbar an den Haaren herbeigezogen – genauso wie die Tatsache, dass Berger und Blom als Zivilisten im Polizeipräsidium Befragungen durchführen dürfen, weil es eine Ausnahme im Gesetzbuch plötzlich erlaubt, wenn es dem Plot dienlich ist. Und doch ist das Buch aufgrund seines schnellen Takts hochspannend, springt zwischen den Ermittlern und dem Mörder hin und gibt ab der ersten Seite ständig Gas und beschleunigt.
Fazit
Wer Krimis vor allem für ihren Realitätsgehalt schätzt und Logiklöcher großzügig umfährt, der wird hier sicher nicht glücklich. Für alle andere Skandinavien-Affine und Arne Dahl-Fans im Speziellen ist Null gleich eins aber ein echter Pageturner, bei dem am Ende die Frage bleibt, ob es das nun wirklich war mit der Reihe um Berger, Blom und Rosenkvist. Oder kommt da etwa doch noch etwas? Ich wäre weiterhin dabei.
- Arne Dahl – Null gleich Eins
- Aus dem Schwedischen von Kerstin Schöps
- ISBN 978-3-492-05929-9 (Piper)
- 464 Seiten. Preis: 17,00 €