Erik Axl Sund – Scherbenseele

Die dunkelsten Gefilde

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Wenn dieser Thriller eine Farbe wäre, dann wäre es wohl ein Schwarz in der dunkelsten Changierung, ähnlich dem, mit dem der Freund von Jens Hurtig malt. Hurtig selbst muss in einer grausamen Mordserie in Schweden ermitteln, die ihn an den Rand seiner Leistungsfähigkeit bringt.
Immer wieder begehen Teenager auf höchst grausame Weise Selbstmord.
Das verbindende Moment scheint der mysteriöse Künstler Hunger zu sein, dessen Kompositionen alle Teenager hörten, ehe sie sich umbrachten. Wer ist dieser Künstler und was verbindet die Jugendlichen miteinander?
Seine Suche führt Jens Hurtig in Abgründe der schwedischen Gesellschaft und bringt ihn in tödliche Gefahr

 

Härter, grausamer, brutaler

Was hier und auf dem Klappentext noch recht spannend klingen mag, ist in der Realität aber ebenso misslungen wie unnötig grausam. Ist man ja von Schreibern wie Sebastian Fitzek und Co. schon viel in der Kategorie Blutiger, Härter, Brutaler gewöhnt, doch hier scheint es, als wollten die beiden schwedischen Autoren bei diesem Wettbewerb auch noch einen der vorderen Plätze belegen. Da werden Schädel gespalten, die eigenen Körper blutig geritzt und Teenager verbrennen sich selber, dass man sich abwenden mag.
Dies kann ich nicht mehr ernst nehmen, wenn dann inmitten der detailliert geschilderten Suizide dann auch noch alle problembehafteten Protagonisten miteinander verknüpft sind und ihnen allen nur gemein zu sein scheint, möglichst viel Schmerz zu verbreiten oder zu ertragen.

Den Ermittler Jens Hurtig kennen Fans schon aus den Vorgängerwerken der Autoren, der Victoria-Bergmann-Trilogie. In dieser war der Ermittler noch eine Randfigur, nun darf er erstmals eigenständig ermitteln und die Identität von Hunger zu ergründen suchen. Dabei bleibt Hurtig allerdings eigentümlich blass und nichtssagend.
Eigentlich sorgen ja schnelle Schnitte in Thrillern für Tempo und atemlose Spannung, da man von Seite zu Seite hetzt. Auch hier sind die Kapitel selten länger als drei Seiten, Spannung kam bei mir dafür allerdings nicht auf. Vielmehr sorgen die hastig zusammengesetzten Kapitel, dass sich bei mir kein richtiger Lesefluss entwickelte und alle Charaktere nur Skizzen bleiben. Ich fand nicht in die Geschichte hinein und stand ihr (auch wegen der unglaubwürdigen Gewaltexzesse und hanebüchenen Erklärungen) fremdelnd gegenüber.
So bleibt mir das Fazit: Schade um die vertanen Chancen. Scherbenseele ist ein Thriller, der leider misslungen ist – zu zerrissen, brutal und überfrachtet.
 
 
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