Rebecca Hunt – Everland
Sie erzählt in ihrem Buch von zwei Antarktisexpeditionen, eine davon im Jahr 1913, die andere im Jahr 2012. Mit welchen Schwierigkeiten beide Teams zu kämpfen hatten und welche unerwarteten Probleme bei diesen Expeditionen auftauchten, davon berichtet die Autorin und springt dabei in kurzen Kapiteln immer zwischen den beiden Teams hin und her.
Das Problem, das ich allerdings mit Everland hatte, war, dass es Rebecca Hunt für mein Empfinden nicht schafft, aus dem Stoff eine packende Erzählung und tiefergehende Charaktere zu entwickeln. weder im 20. Jahrhundert noch in der Neuzeit sind ihre Forscher und Abenteurer viel mehr als Namen und Behauptungen. Das ist vor allem schade, da die Grenzerfahrungen im ewigen Eis eigentlich viel Raum für derartige schriftstellerische Unternehmungen böten. Wie man es besser macht, das hat für mich Dan Simmons mit Terror vorgemacht – hier wird aus den existenziellen Trips für mein Empfinden viel zu wenig gemacht (was auch gut daran gelegen haben kann, dass diese sommerlichen Temperaturen mich gerade weniger ins Ewige Eis locken konnten).
Tore Renberg – Wir sehen uns morgen
Der norwegische Autor Tore Renberg kreist in seinem über 700 Seiten starken Roman um ein Figurenensemble, das in Renbergs Heimatstadt Stavanger beheimatet ist. Da gibt es einen Vater mit Spielschulden, einen jugendlichen Ausbrecher, in den gleich zwei Mädchen verliebt sind, Möchtegern-Gangster und viele Personen mehr.
Drei Tage im September bilden den Rahmen des Buches; innerhalb dieser drei Tage springt der Norweger beständig von Figur zu Figur und knüpft so Fäden zwischen den ProtagonistInnen, dass am Ende ein starkes Beziehungsgeflecht entsteht.
Man muss sich wirklich auf Tore Renbergs Kosmos einlassen – seine Gestalten haben alle ihre Probleme, die Sprache ist derb und grob, die ständigen Anglizismen erfordern Durchhaltevermögen. Und dennoch gelingt dem Autor bei aller Düsternis eine klare Beschreibung und Skizzierung seiner Protagonisten, sodass sie Tiefe und Glaubwürdigkeit erhalten. Wer bereit ist, sich in dieses Geflecht zu verstricken und direkte Sprache über 700 Seiten auszuhalten, der bekommt ein Buch serviert, welches man im Gegensatz zu vielen nordischen Krimis nicht so schnell vergisst.
Witzig – gerade heute, als ich die Schulbücher für meinen Sohn aus der Buchhandlung abholte – hat mich Everland mit seinem schönen Cover angezogen … ich musste es natürlich in die Hand nehmen, blieb aber hart und lies es im Regal … jetzt bin ich ein wenig froh darüber 😉 LG, Bri
Also bislang sind die Stimmen ja durchweg positiv – so ganz kann ich das nicht teilen. Vielleicht hat’s ja auch deine Bücherei vorrätig? Dann könntest du auf Nummer sicher gehen … 😉
Auf jeden Fall. Aber erst mal muss ich ja noch ganz viele andere Bücher lesen – seufz 😉
Das Problem kenne ich auch gerade, ich bräuchte eigentlich Bücherferien um die ganzen neuen Stapel zu bewältigen …
Gerade *lach* – sind wir ehrlich: das ist immer so und wir wollen es doch so. Ein schreckliches Schicksal haben wir uns da erworben 😉 Ich müsste mich einfach ein wenig zusammenreißen oder ja, Bücherurlaub … das wär es mal 😉
Das stimmt – Sisyphos nix dagegen – aber das macht ja den Reiz auch aus. Da haste schon Recht! 😉