Die Wahrheit über die Lüge
Ein blendender Autor
Arango, bislang eher als Drehbuchautor für Tatortfolgen und Spielfilme der Öffentlich-Rechtlichen aufgefallen, legt mit „Die Wahrheit und andere Lügen“ ein beachtliches Debüt als Krimischriftsteller hin, das es zu lesen lohnt. In seinem doppelbödigen Roman entspinnt er einen fiesen Plot um den Schriftstellerstar Henry Hayden, der in Wahrheit keine einzige seiner Zeilen selbst geschrieben hat. Stattdessen hat seine Frau alle Romane verfasst, deren Lorbeeren der Gatte einheimst.
Kompliziert und in Fahrt gerät das Ganze nun, als Henrys Geliebte – eine Lektorin aus dessen Verlag – ein Kind von Henry erwartet. Die Geliebte muss verschwinden, so entscheidet Henry. Doch dabei geht natürlich schief, was schief gehen kann.
Der talentierte Mr. Hayden
Sascha Arango versteht sein Handwerk meisterlich. Nicht einmal 300 Seiten benötigt er für seinen Roman, der Henry genauso wie den Leser durch die Handlung hetzen lässt. Stets steht man Henry ambivalent gegenüber – ein Blender, ein Täuscher und Betrüger, der trotzdem das ein oder andere Mal Herz beweist. Wird der Schriftstellerstar mit seinen Täuschungen und Manövern der Polizei entgehen oder verheddert er sich im eigenen Lügengewirr? Das sind die Fragen, die die Spannung von „Die Wahrheit und andere Lügen“ ausmachen. In einer wirklich sprachlich höchst angenehmen und mitreißenden Prosa verkleidet folgt man Henry Hayden wirklich gerne und sieht den Verwicklungen bis zur letzten Seite gebannt zu.
Ein großartiges deutsches Krimidebüt, bei dem sich der Lesegenuss mit der Hoffnung verbindet, schnell neue (Lügen)Geschichten aus Arangos Feder lesen zu dürfen!