Hier ist er nun, der vierte und damit vorletzte Streich aus der Neal-Carey-Reihe von Don Winslow. Abermals zackig von Conny Lösch übersetzt muss der junge Privatdetektiv nun wieder für die Bank seinen Dienst antreten. Angekündigt wurde der Titel ursprünglich als Lady Las Vegas, nun gibt es diesen Roman nun unter seinem Originaltitel zu lesen, dargebracht in der einheitlichen Reihenoptik.
Nach seinem letzten turbulenten und recht bleihaltigen Einsatz in Way down on the High Lonely könnte es diesmal eigentlich weitaus gemütlicher werden für Neal. Denn sein neuer Einsatz für die Bank klingt zunächst machbar. Carey soll die plötzlich zu Berühmtheit gelangte Polly Paget verstecken und zu einer vorzeigbaren Dame machen. Diese bezichtigt nämlich den Fernsehstar Jack Landis der Vergewaltigung, obwohl dieser zusammen mit seiner Frau Candy für DAS Bild der amerikanischen Vorzeigeehe steht. Die Medien blasen zur Jagd auf die beiden Parteien und so parkt die Bank Polly derweil bei Neal und seiner Freundin Karen. Während dieser nun als moderner Professor Higgins aus Polly eine Eliza Doolittle II zu formen versucht, treten die unterschiedlichsten Protagonisten auf den Plan, da die Vergewaltigungsvorwürfe von Polly Paget nur die Spitze des Eisbergs darstellen und im Hintergrund noch ganz andere Befindlichkeiten verhandelt werden.
In A long walk up the water slide versucht Don Winslow diesmal von allem etwas zu viel, was das Buch leider zum Durchhänger in der Reihe macht. Eigentlich klingt der Plot ja recht übersichtlich und ist es mit einem Volumen von 300 Seiten auch. Doch nach dem Auftakt flicht Winslow zu viele Stränge in seine Handlung ein, die die Lesbarkeit des Krimis bremsen. Da ist zunächst der ehemalige Agent Walter Withers, den treue Winslow-Fans noch aus dem Frühwerk Manhattan des Autors kennen dürften. Dieser feiert sein Comeback im Buch, da auch er Polly Paget suchen darf. Dann kommt noch ein psychotischer Killer dazu, der sich auf die Suche nach Polly macht; Jack und Candy Landis stolpern durch die Handlung und dann ist da auch noch eine ganze Schar von Mafia-Mitgliedern nebst Vertretern der Bank.
Das sind einfach zu viele unterschiedliche Figuren und Motive für einen eigentlich nur kleinen Thriller. Schnell verliert man hierbei den Überblick über die einzelnen Parteien und deren Beweggründe. Die Handlung springt zwischen Mafia, Verfolgung und Frauwerdung von Polly Paget hin und her und erfordert einen höchst aufmerksamen Leser. Stellenweise freute man sich über ein Flowchart, das die einzelnen Stränge plausibel aufschlüsselte. Da hilft es auch nicht, dass die Figuren oftmals an der Grenze zur Karikatur angesiedelt sind. Für mein Empfinden will Winslow in diesem Thriller einfach zu viel.
So bleibt noch die Aussicht auf den finalen Band dieser eigentlich tollen Reihe, der hoffentlich zurück zu alter Stärke finden kann. Palm Desert wird dann im Juni 2016 erscheinen und die Vorfreude bei mir ist schon groß!