Eberhard Rathgeb hat ein verrätseltes, bedrohliches und sehr dünnes Büchlein vorgelegt (lediglich 124 Seiten zählt die Monographie), das vom Eindringen des Irrationalen ins ganz normale Leben berichtet. Seine Novelle dreht sich um eine durchschnittliche vierköpfige Familie, die eigentlich nur in einem Ferienhaus auf dem Land ein paar Tage Urlaub verbringen möchte – doch dann kommt alles ganz anders als geplant.
Die Familie begegnet schon auf der Hinfahrt an einer nahezu verlassenen Tankstelle einem Jungen und – der gute alte Aberglauben funktioniert immer noch – einer schwarzen Katze. Diese taucht auch nach der Weiterfahrt gleich wieder am Ferienhaus auf und kündet damit von bald nahendem Unglück. Und dieses lässt nicht lange auf sich warten, denn während der Vater und seine beiden Töchter sich auf den Weg zu einem Badesee im Wald machen, sucht die Mutter im Ferienhaus etwas heim, das sie auch Jahre später nicht loslassen wird.
Immer wieder unterbricht Rathgeb seine Geschichte und vollzieht Zeitsprünge. Mit seiner Affinität zu verschachtelten Sätzen und indirekter Rede reichert er seine eigentlich recht kompakte Geschichte an. Er setzt mehrere Zäsuren, ändert die Erzählperspektive – all das unterbricht natürlich den linearen Erzählfluss und sorgt dafür, dass der Leser immer wieder das Geschehene überdenken und neu bewerten muss. Dabei deutet Rathgeb nur an, nie wird er ganz explizit, was die Verrätselung des Buchs noch einmal erhöht. Diese unruhige und beunruhigende Novelle raunt viel und löst dennoch nichts auf. Unbequem!