Arturo Perez-Reverte – Dreimal im Leben

Der Zauber des Vergangenen

Arturo Perez-Reverte vermengt in seinem Roman „Dreimal im Leben“ Schach, Begehren, Spionage und Tango zu einer 500 Seiten starken Erzählung, die nicht immer zu fesseln weiß.
Wie in einem alten, sepia-vergilbten Foto fühlt man sich während der Lektüre und beobachtet die Charaktere in mondäner Umgebung beim Schachspiel, Tango tanzen oder lieben.

Perez-Revertes Max Costa ist ein Charmeur und Gentleman-Dieb der ganz alten Schule, der sich als Eintänzer auf einem Schiff verdingt hat, ehe er einen sozialen Abstieg hinlegte und nun als Chauffeur sein täglich Brot verdienen muss. Man beobachtet ihn bei seinen Streifzügen durch die Côte d’Azur, die Schweiz und an Bord der Cap Polonio, bei denen er Mecha Izunza de Troeye begegnet und sich verliebt. In der Folge verlieren sie sich wieder aus den Augen – doch wie der Titel des Romans schon suggeriert wird es nicht ihre letzte Begegnung gewesen sein.

Bei allen Vorschusslorbeeren und der Bezeichnung als der Liebesroman durch die Zeitung El Mundo: So ganz kann ich mich diesen Lobpreisungen nicht anschließen:
Zwar sind die Themen durchaus klug gewählt, doch leider ergeht sich Perez-Reverte zu häufig in Oberflächlichkeiten und beschreibt das Äußerliche seiner Charaktere, ohne ihnen immer Tiefe zu verleihen. Das Schlagwort „Form vor Funktion“ hat der spanische Autor wirklich verwirklicht.
Die Kleidung und das Benehmen in all ihren Feinheiten werden ausführlichst beschrieben und nehmen für mein Empfinden einen zu großen Platz ein.
Die Elemente der Erzählung erscheinen einzeln für sich stimmig, doch leider hat der Roman eine deutliche Unwucht. Seitenweise Einführungen über die Genese des Tangos oder bestimmte Finten beim Schachspiel sind nicht dazu angetan, den Leser zu fesseln. Auch die Spionagegeschichte, die Arturo Perez-Reverte kurz in seine Erzählung einwebt, mag nicht ganz zum restlichen gediegenen Teil des Romans passen. Diese Passagen hätte ein William Boyd wesentlich gekonnter gestaltet.

So bleibt bei mir der Leseeindruck eines Romans zurück, der für Liebhaber des Tangos oder Schachfreunde interessanter sein dürfte als für Leser, die eine bunte Liebesgeschichte erwarten. Gekonnt vermittelt Arturo Perez-Reverte in „Dreimal im Leben“ das Flair des 19. Jahrhunderts in Europa und Hispanoamerika – doch das reicht nicht, um den Roman zu einem runden Leseerlebnis werden zu lassen.

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