Ein Südstaaten-Märchen
Eine Sensation: Die Gebrüder Grimm sind gar nicht gestorben, sondern sind aus Kassel nach New Orleans emigriert und haben unter dem Pseudonym Eudora Welty einen Roman verfasst. Das könnte man zumindest annehmen, wenn man Der Räuberbräutigam liest.
Dieser Roman erschien im Original bereits 1942 und wurde nun über siebzig Jahre später von Hans J. Schütz ins Deutsche übertragen. Tatsächlich herrscht im ganzen 155-Seiten-dünnen Roman ein solcher Tonfall und eine solche Magie, dass man hier nur von einem Märchen, und zwar einem Südstaaten-Märchen sprechen kann.

Der Räuberbräutigam ist wahrlich aus der Zeit gefallen. Hätten Joe R. Lansdale, die Gebrüder Grimm, William Faulkner und E. T. A. Hoffmann zusammengesessen, dieses Stück Literatur wäre wohl so ähnlich herausgekommen.
Das Buch ist ein Fest der Magie, der Sprache und des schon längst vergangen geglaubten Gefühls, das Märchen in einem Menschen auslösen können. Stark erinnert das Märchen auch an dadaistische Erzählungen – Lewis Carrolls Alice im Wunderland könnte für diese Erzählung auch Pate gestanden haben. Genau das richtige für Leser, für die die Geschichten auch mal etwas fantastischer und abgedrehter sein dürfen!