Eine spannende Dystopie
Die Geschichte von Hugh Howey und seinem Roman „Silo“ zeigt eindrucksvoll, wie die digitale Revolution die Welt der Literatur ändert. Howey, bereits als Skipper, Buchhändler oder Bootsbauer tätig, hat seinen Romanerstling in den USA zunächst auf eigene Faust als E-Book veröffentlicht. Der Erfolg auf dem E-Book-Markt rief dann Verlage auf den Plan, das E-Book als Printprodukt zu publizieren und so wurden auch die Rechte ins Ausland verkauft. Und nun ist „Silo“ auch in deutschen Buchregalen anzutreffen und hat den Sprung in die Bestsellerlisten geschafft.
Zudem hat sich der Piper-Verlag in Deutschland auch dazu entschieden, das Buch als zerstückeltes E-Book anzubieten. Dies ist eine gute Gelegenheit einfach mal unverbindlich in das Buch hineinzuschnuppern, da der erste Abschnitt des Buchs kostenlos heruntergeladen werden kann.
Howeys Roman entwirft eine Dystopie der Zukunft, in der die Menschen in einem riesigen Silo autark leben. Die Hintergründe des Silos und seiner Entstehungsgeschichte bleiben zu Beginn nebulös, erst allmählich erschließt sich der Leser Zusammenhänge und findet in diese Parallelwelt hinein. Ähnlich wie die junge Ingenieurin Juliette muss man die Hintergründe des Silos erkunden und stößt auf Ungereimtheiten. Dies ist sehr geschickt gelöst, da sich der Leser quasi notgedrungen gleich mit der jungen Juliette identifizieren muss und ihre Erkundungen begleitet.
Insgesamt bleibt „Silo“ sprachlich stets angenehm und kann sich zwar nicht mit einer herausragenden stilistischen Sprache überzeugen – schlecht ist die Prosa Hugh Howeys aber keinesfalls. Da ich gerade bei selbst publizierten E-Books immer recht skeptisch bin, was die Qualität des Produkts angeht, wurde ich bei „Silo“ angenehm überrascht. Es ist nicht verwunderlich, dass verschiedene Verlage die Vorzüge des Buchs erkannten und es als physisches Produkt veröffentlichten.
Das Buch ist originell und spannend und erinnerte mich von der Grundidee an den Film „Die Insel“ von Michael Bay – was dem Buch keinesfalls zum Nachteil gereicht.Die 544 Seiten sind klug gewählt und strukturiert. Wenn man möchte, kann man im Roman Bezüge und intertextuelle Verweise erkennen oder hineininterpretieren – man kann das Buch aber auch einfach nur als spannende Zukunftsvision lesen, die den Leser packt und manchmal frösteln lässt!