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42 Grad und es wird noch heißer

Wolf Harlander – 42 Grad

36 Grad und es wird noch heißer, so geht der Refrain des Sommerhits von 2Raumwohnung. Was aber, wenn es wirklich noch heißer wird und keine Abkühlung in Sicht ist? Dieses Szenario entwickelt Wolf Harlander in seinem Öko-Thriller 42 Grad. Der Journalist skizziert in seinem Buch den kurzen Weg von der Ordnung ins Chaos. Blockbuster-Literatur mit Schwächen, aber durchaus auch Realitätsbezug.


Was passiert eigentlich, wenn es in Deutschland immer heißer wird? Wenn der Klimawandel fortschreitet und die Wasserversorgung nicht mehr gewährleistet werden kann? Aus dieser Prämisse heraus ist 42 Grad entstanden. Darin erzählt Harlander von einem Hitzesommer, der ganz Europa in die Knie gehen lässt. Ausgangspunkt sind die Erlebnisse mehrerer Figuren über ganz Deutschland verteilt.

Da ist ein Hydrologe, der bei einem Unfall auf der Autobahn nahe Freiburg ein gefährliches Absinken des Grundwasserspiegels bemerkt. Eine Datenanalystin, die bei ihren Recherchen feststellt, dass Europa auf eine dramatische Wasserknappheit zusteuert. Ein Spezialist für Wasserversorgung, der zu mehreren mysteriösen Zwischenfällen in Wasserwerken in Nizza, Dresden und anderswo beordert wird. Oder ein THW-Mitarbeiter, der es mit einer Reihe gefährlicher Waldbrände zu tun bekommt. Alle diese Figuren müssen schnell feststellen, dass da etwas in Deutschland und in der ganzen Europäischen Union vorgeht, das die Gesellschaft an den Rand des Kollaps zu bringen droht.

Eine Ökothriller in der Tradition von Elsberg und Co.

42 Grad ist ein Öko-Thriller in der Tradition von Marc Elsberg und Andreas Eschbach. Während sich diese beiden Autoren mit dem Verschwinden des Stroms (Marc Elsberg Blackout) oder dem Ende des Benzins (Andreas EschbachAusgebrannt) beschäftigten, ist es nun bei Harlander eben das Wasser, das verschwindet. Wie schnell ein solcher Mangel eine Gesellschaft ins Chaos stürzt, das exerziert der Journalist hier durch.

Wolf Harlander - 42 Grad (Cover)

Seinen beruflichen Hintergrund als Journalist kann er dabei allerdings nicht verbergen. Dieser scheint in vielen Erklärdialogen zu den Themen Wasseraufbereitung, Gesteinsschichten oder Funktionsweisen von Wasserkraftwerken auf. Auch sind die Figuren doch holzschnittartig geraten und sind eher Funktionsträger, denn wirklich glaubhafte Figuren. Die Handlung und der Plot stehen im Vordergrund, eine plastische Skizzierung des Personals fällt da hintenüber. Hacking löst alle Probleme und trotz geschlossener Grenzen zu reisen oder unterzutauchen ist im Buch auch kein großes Problem. Ebenso verweisen die klar gezogenen Fronten zwischen Gut gegen Böse in ihrer Schematik auf den klar auf Unterhaltung und Effekt angelegten Charakter des Buchs.

Es ist ja eine starke Grundidee, die 42 Grad zugrundeliegt. Durch die arge Schablonenhaftigkeit von Plot und Figuren wird diese Idee leider etwas gemindert. Persönlich hätte auch auf die angelegte Liebesgeschichte, den Terrorismus-Twist oder die so manches Mal an ein B-Movie erinnernde Action und Dialoge im Buch nicht gebraucht. Da man bei der Lektüre von Harlanders Thriller aber wirklich etwas lernt und gut sich auch Bezüge zur Gegenwart in Pandemiezeiten ergeben, sei dieses Buch allen Spannungsfans mit Einschränkungen empfohlen. Nur ein Glas Wasser sollte man sich während der Lektüre besser neben den Stuhl im Schatten stellen. Man wird es brauchen.


  • Wolf Harlander – 42 Grad
  • ISBN: 978-3-499-00046-1 (Rowohlt Polaris)
  • 528 Seiten. Preis: 15,00 €
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Jane Harper – The Dry

Auch heute pausiert der Adventskalender hier wieder zugunsten einer ausführlichen Rezension, und zwar dem gehypten Roman „The Dry“ von Jane Harper:

Kiewarra, ein abgelegenes Dorf im Nordosten Australiens. Die Region wird von Gluthitze heimgesucht und lechzt nach Wasser. Doch die Sonne ist unerbittlich und sorgt für viel Verzweiflung und wortwörtlich erhitzte Gemüter. In dieser Zeit werden auf einer Farm Luke Hadler, seine Frau Karen und sein Junge Billy tot aufgefunden. Alles sieht nach einem erweiterten Suizid aus – nur die wenige Monate alte Tochter der Hadlers hat überlebt.

dryZum Trauergottesdienst erscheint auch Aaron Falk, der Kiewarra nach einigen unrühmlichen Geschehnissen in der Vergangenheit gemieden hat. In Melbourne arbeitet er eigentlich als Finanzermittler, doch die Nachricht vom Tode Lukes lässt ihn nun kurzfristig in das Dorf seiner Kindheit zurückkehren. Denn Luke Hadler und Aaron Falk verband eine tiefe Freundschaft, die infolge der damaligen Ereignissen langsam auseinander bröckelte. Nun sind alle Erinnerungen und alten Bekannten plötzlich auf einen Schlag wieder da.

Die Eltern von Luke setzen ihr ganzes Vertrauen in Aaron, da sie die Hoffnung umtreibt, dass der Tod von Luke kein Suizid war, sondern ein gut vertuschter Mord. Und dieser beginnt dann auch zusammen mit dem Dorfsheriff Raco die Rekonstruktion jenes verhängnisvollen Tages, der für drei der vier Mitglieder der Hadler-Familie tödlich endete. Denn nicht alle Dorfbewohner sagen die ganze Wahrheit über die Ereignisse auf der Farm … Continue reading

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