Die Büchereien Augsburgs
Die Stadtbücherei Augsburg (c) AZ
Zunächst – schon rein beruflich prädestiniert – will ich ein paar Worte zu den Büchereien Augsburgs verlieren, allen voran die Stadtbücherei Augsburg, mein Arbeitgeber. Mit 1,3 Millionen Ausleihen im Jahr 2014 kann sich die Bücherei, die die größte öffentliche Einrichtung im schwäbischen Raum ist, sicherlich sehen lassen. Für 20 Euro Jahresgebühr (bzw. 10 Euro für Studenten, Schüler, Rentner, etc.) bekommt man einen interessanten Mix aus Kinder- Sach – oder Hörbüchern, Spielen, BluRays oder Konsolenspielen. Auch E-Books lassen sich ohne Mehrgebühren ausleihen – somit muss man das Sofa eigentlich gar nicht verlassen, um die Bücherei zu nutzen. Mehr 250.000 Medien beträgt der Bestand, der sich auf die Hauptstelle am Ernst-Reuter-Platz und die vier Zweigstellen in Kriegshaber, Lechhausen, Haunstetten und Göggingen aufteilt. Ein besonderer Service ist in meinen Augen auch der schon etwas betagte Bücherbus, der von der Firnhaberau bis nach Inningen alles anfährt, was zu weit von den Büchereien entfernt ist.
Nachdem das Projekt einer neuen Stadtbücherei sehr sehr lang auf Halde lag ist es umso erfreulicher, dass die Stadtteile nun eigentlich ganz gut ans literarische Netz angeschlossen sind. Mal schauen wie sich die finanzielle Schieflage der Stadt auf die kommenden Jahre auswirken wird …
Die UB Augsburg
Doch natürlich sollte an dieser Stelle auch die Universitätsbibliothek mit ihren höchst unterschiedlichen Teilbibliotheken oder die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg nicht unerwähnt bleiben.
Der Bestand der UB Augsburg ist klar auf das wissenschaftliche Buch ausgerichtet – jeder der im Bestand der Stadtbücherei nicht fündig wird, sollte hier mal einen Blick riskieren. Zudem ist die Benutzung der UB Augsburg kostenlos, als sogenannter Ortsnutzer kann jeder ansässige Interessierte eine Karte erhalten, die gratis ist.
Die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Und wem die Universitätsbibliothek zu modern ist, der dürfte sich in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg wohlfühlen. Diese Bibliothek marschiert trotz Finanzierungssorgen stramm auf ihr 500-jähriges Bestehen zu und gehört inzwischen dem Freistaat. Die in der Schaezlerstraße gelegene Staats- und Stadtbibliothek hat auch das schwäbische Pflichtexemplarrecht inne, sprich jedes Buch, das in Schwaben erscheint und gedruckt wird, muss mit einem Exemplar dort abgeliefert werden. Man kann sich vorstellen, was das in der Stadt mit Weltbild, Wißner- und Kontextverlag und Konsorten bedeutet …
Daneben gibt es natürlich noch kleinere Bibliotheken mit wissenschaftlichem Schwerpunkt wie die der FH Augsburg oder spezielle Einrichtungen wie die Diözesan- und Pastoralbibliothek.
Wer also ein spezielles Buch in Augsburg sucht und ausleihen möchte, der wird ziemlich sicher fündig. Aber auch für all diejenigen, die Bücher nicht leihen sondern besitzen möchten, die werden in Augsburg glücklich
Die Buchhandlungen Augsburgs
Die Buchhandlung am Obstmarkt (c) Kurt Idrizovic
Abgesehen von den üblichen verdächtigen Ladenklonen, die sich in jeder Großstadt finden (und bei denen mal wohl öfter einen Badezusatz als einen wirklich ausgefallenen Titel findet) gibt es in Augsburg eine erfreulich hohe Dichte an inhabergeführten Buchhandlungen, die wohl für jeden Geschmack etwas bieten. Vom altehrwürdigen Antiquariat bis hin zum modernen Shop mit sorgsam kuratierten Programm gibt es in dieser Stadt viele Facetten. Egal ob die kleine familiäre Taschenbuchhandlung Krüger im Färbergässchen oder die große Auswahl von Bücher Pustet (bei der man auch zweimal im Jahr im Rahmen der Lesenacht übernachten und schmökern kann, schon ausprobiert) – eigentlich kann man in der Innenstadt kaum ein paar Schritte tun, ohne über eine Buchhandlung zu stolpern. Egal ob gelungene Mischung aus Feinkost- und Buchhandlung (Kolonial und Feinkost neben der Kresslesmühle) oder repräsentative Räume (Rieger&Kranzfelder im alten Fuggerhaus) – irgendwo wird sicher jeder fündig.
An dieser Stelle muss auch auf jeden Fall auch die umtriebige Buchhandlung am Obstmarkt von Kurt Idrizovic genannt werden, die neben ihrem ausgewählten Sortiment von Gegenwartsliteratur auch mit Veranstaltungen nicht geizt. Egal ob Literatur im Biergarten, Brecht-Spaziergänge oder Lesungen im Bahnpark Augsburg – wenn es um literarische Veranstaltungen in Augsburg geht, dann ist Idrizovic meist nicht weit weg.
Was sonst noch geboten ist
Doch auch außerhalb von Bibliotheken und Buchhandlungen ist die Literatur in Augsburg in einer erfreulichen hohen Dichte anzutreffen. Eine dieser Idrizovic-Ideen war auch der Literarische Salon, der inzwischen in der Haag-Villa stattfindet. Verschiedene Persönlichkeiten (und manchmal auch meine Wenigkeit) stellen lesenswerte Titel vor und diskutieren diese dann untereinander, Reibungen nicht ausgeschlossen.
Ebenfalls im Theater, und zwar auf der Brechtbühne, beheimatet ist der von Horst Thieme moderierte Poetry Slam, der zuvor in der Kresslesmühle stattfand. Besonders sei an dieser Stelle auf die vom 3.-7.11 November stattfindende Deutsche Poetry-Slam-Meisterschaft hingewiesen, die so ziemlich das Größte in Sachen Slam werden dürfte, das Süddeutschland respektive Augsburg seit langem gesehen hat. Das sollte man sich schon einmal dick in seinem Kalender anstreichen.
Ein Novum für die Stadtgesellschaft war sicher die Aktion Augsburg liest ein Buch bei der über Monate hinweg Der Trafikant von Robert Seethaler gelesen und durch unterschiedliche Aktionen begleitet wurde. Nachdem Städte wie Frankfurt schon vorgelegt hatten, zog Augsburg dann nach und wählte die Geschichte des Jungen Franz Huchel, der in der Zeit des Austrofaschismus in Wien zum Mann wird. Die finale Lesung mit dem Autoren Seethaler lockte dann in die Stadtbücherei ungewohnt große Mengen an Zuhörern, sodass die Kapazitäten hier schnell erreicht waren. Eine erfreuliche Tatsache, dass gute Literatur auch in einer Stadt wie Augsburg noch Massen begeistern kann.
Eine schöne Einrichtung ist für mich auch das offene Buchregal im Hofgarten, bei dem man immer mal wieder vorbeischlendern und Bücher einstellen oder mitnehmen kann (und diese gleich einmal im schönen Ambiente anschmökern kann).
Auch gibt es daneben natürlich noch die klassischen Lesungen, die nach meinen Erfahrungen noch nie so trist wie im berühmten Loriot-Sketch waren (man erinnere sich an „Krawehl, krawehl! Taubtrüber Ginst am Musenhain trübtauber Hain am Musenginst Krawehl, krawehl!“).
Die Namen die hier in der Fuggerstadt demnächst wieder aus ihren Werken lesen, können sich durchaus sehen lassen. Autoren wie Rolf Lappert, Feridun Zaimoglu, Andreas Altmann oder gar der Bestseller-Autor Sebastian Fitzek (und die kommen nur in den nächsten paar Wochen) – wer will findet immer spannende Aktivitäten rund ums Buch in Augsburg.
Fazit
Wer suchet, der findet: Diese Worte aus dem Matthäus-Evangelium bewahrheiten sich in Augsburg literarisch einmal mehr. Abseits von Brecht gibt es nämlich so viel mehr, egal ob Bücherei, Buchhandlung oder spannendes Event rund um das geschriebene und gesprochene Wort. Die Kultur- und Literaturszene der Stadt lebt, auch wenn sie noch den ein oder anderen frischen Impuls vertragen könnte. Dass aber zu weniger los sei, darüber kann man sich wahrlich nicht beschweren!
Ich hoffe ich konnte euch ein paar Anregungen geben und freue mich über Rückmeldungen.
Wo lest ihr am liebsten? Was sind eure Tipps für das literarische Leben in Augsburg? Immer her mit euren Anmerkungen!