Benedict Wells – Spinner

Bekenntnisse eines Slackers

Jesper Lier ist ein Slacker, wie er im Buche steht. Mit seinen zwanzig Jahren ist er nach der Schule aus München ins große Berlin gezogen und lebt nun in der Hautpstadt in den Tag hinein. Sein Praktikum beim Berliner Merkur ist eigentlich nur lästiger Broterwerb, seine wahre Leidenschaft gilt der echten Literatur und damit seinem Romanprojekt Der Leidensgenosse. An diesem 1200-seitigen Mammutwerk schreibt Jesper nachts unter Zuhilfenahme von Tabak und Alkohol. Und er schreibt. Und schreibt. Und schreibt.

pressebild_spinnerdiogenes-verlag_72dpiWir beobachten Jesper nun eine Woche lang, von Montag bis Sonntag – eine Art Wochen-Ulysses. Sieben Tage lang taumelt Jesper durch die Stadt und sein Leben, zerrissen zwischen Familiengeburtstagen, Schreiben, Partys und dem Wunsch sich zu verlieben. Meist scheitern Jespers Pläne und man beobachtet den jungen Mann, wie er nichts Handfestes zuwege bekommt und antriebslos durch die Hauptstadt steuert. Sein Leben gleicht einer Bummelbahn auf abschüssigen Gleisen, und das bei einer sehr kurvigen Route.

Spinner war der erste Roman von Benedict Wells, den der Diogenesverlag nach dem großen Erfolg des Bestsellers Becks letzter Sommer nachschob. Nun ist das Buch sieben Jahre nach seinem Erscheinen in einer überarbeiteten New edition erschienen, mit verändertem Cover, Druckbild und ein paar feinen Korrekturen (unter anderem haben die meisten Protagonisten neue Namen erhalten).

Von allen inzwischen vier erschienen Romanen (Fast genial und zuletzt Vom Ende der Einsamkeit) vermochte mich dieser Roman leider am wenigsten zu fesseln. Die Ansätze für die später so hervorragende Schreibe Wells‘ sind durchaus vorhanden, aber mit dem Lebensstil und dem Slackertum Jesper Liers konnte ich mich leider nicht so wirklich anfreunden oder identifizieren. Dieses beständige aber antriebslose Taumeln durch Berlin ließ mich eher kalt. Wer aber wissen möchte, wie sich der Schriftsteller Wells entwickelte, der darf diesen Spinner gerne einmal durch eine Woche in Berlin begleiten.

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