Homeland auf Deutsch
Philipp Petersen ist wieder da. Sieben Jahre lang war der Ehemann von Sarah Petersen irgendwo im Dschungel Südafrikas verschwunden, gekidnappt heißt es. Nun wurde er befreit und wird zurück in die Heimat zu seiner Familie geflogen und steht plötzlich von Reportern umringt auf dem Rollfeld. Das Problem das sich nun bei der Sache stellt, ist nur Folgendes – Sarah Petersen hat die Person, die Philipps Namen trägt und neben ihr auf dem Rollfeld der Presse zuwinkt, nie gesehen. Wer ist der Fremde neben ihr?
Fleißigen Zusehern der US-Serie Homeland sollte dieser Plot bekannt vorkommen. Heißt in der Serie der Rückkehrer Adrien Brody ist es hier Philip Petersen, dem der Zuseher bzw. Leser misstraut und nicht über den Weg traut. Die Ich-Erzählerin Sarah und der Fremde belauern sich im Buch permanent – dies schildert die Autorin auch mithilfe der verschiedenen Kapitel, die aus beiden Perspektiven erzählt das Geschehen fortentwickeln. Melanie Raabe präsentiert zwei Seiten einer Wahrheit, zwei Menschen, die sich gnadenlos beharken und von denen jeder seine ganz eigenen Wahrheiten hat – doch gibt es sie überhaupt, die Wahrheit?
Nach ihrem Überraschungscoup Die Falle, der zum Bestseller avancierte und Melanie Raabe gleich einmal in die Riege der hoffnungsvollsten deutschen jungen SpannungsautorInnen katapultierte, war nicht nur ich gespannt: Wie würde es mit der Kölner Autorin weitergehen? Würde sie abermals liefern können? Die Antwort jetzt lautet leider nein. Und das obwohl sich das Buch zu 3/4 gut und unterhaltsam liest. Allerdings ist die Auflösung des ganzen Plots und der Schlusstwist leider fern jeglicher Logik oder Ratio, auch wenn hier an dieser Stelle nicht genauer darauf eingegangen werden sollte, um Lesern nicht das ganze Leseerlebnis zu nehmen.
Vieles an Die Wahrheit bleibt unschlüssig und krude. Die Grundidee hinter dem Buch ist (da vielleicht auch mangelhaft erklärt) schlecht ausgeführt und verlangt dem Leser schon einiges an gutem Willen ab. Bei aller Sympathie für Melanie Raabe: Man kann nur hoffen, dass sich die Autorin für ihr nächstes Werk mehr Zeit lässt und einen sorgfältigeren oder auch plausibleren Plot entwickelt, der dann wieder ruhigen Gewissens empfohlen werden kann.
So ging es mir mit diesem Buch auch (s. mein Blog). Aber ich fand nicht nur das Ende, sondern das ganze Buch enttäuschend.