Belsey Nr. 3 ist da. Die haarsträubenden Abenteuer, die der Londoner Cop in seinen beiden ersten Ermittlungen erlebt hat, haben ihn nicht geläutert- im Gegenteil. Er bewohnt ein verlassenes Polizeirevier in Hampstead, da er sich dort vor seinen Kollegen versteckt. Diese suchen ihn und wollen ihn vorladen, um disziplinarische Maßnahmen gegen den Cop einzuleiten. Er hat sich einfach zu viel zuschulden kommen lassen bei seinen letzten Fällen.
Doch diese Liste wird nun noch einmal länger, da er in einen Fall gezogen wird, der schnell unüberschaubar wird. Eine alte Dame konsultiert Belsey in seinem verlassenen Polizeirevier. Ihr Enkel ist nämlich verschwunden – und Belsey soll ihn finden. Dieser stößt im Zimmer des jungen Mannes auf zahllose Devotionalien aus dem Haus des Starlets Amber Knight. Hat der Verschwundene eine Obsession für den Star entwickelt und ist zum Stalker geworden? Oder führen die Spuren eventuell in eine ganz andere Richtung?
Belsey macht sich auf die Suche und gerät dabei in den Dunstkreis von Amber Knight. Doch seine Spurensuche bleibt nicht folgenlos. Bald kommt es zu einem Mord an einer Bekannten von Amber. Steckt der verschwundene Stalker hinter der Sache? Oder geht es in Wirklichkeit um etwas ganz anderes?
Oliver Harris zeigt in diesem von Gunnar Kwisinski übersetzten 368 Seiten starken Buch, wie sich Tempo mit einem geschickt konstruierten Fall verbinden lässt. Sein Antiheld Belsey kämpft sich durch ganz London auf der Suche nach Amber Knight, doch durch einige Wendungen wird aus dem vermeintlich einfachen Fall schnell wieder ein typisches Belsey-Abenteuer.
Natürlich könnte man bemäkeln, dass dem Thriller jegliche Realitätsnähe abgeht. Wie Belsey als gesuchter Cop quer durch ganz London hetzen kann, ohne dass er von den Kollegen oder einer der tausenden Überwachungskameras erwischt wird, scheint unplausibel. Nicht minder unrealistisch ist die Tatsache, dass sich Belsey das ganze Buch über von Hinweis zu Hinweis hangelt und so wie am Schnürchen von Station zu Station gelangt.
Was man aber bei allen berechtigten Einwänden festhalten muss – all das tritt in den Hintergrund, da der Roman wirklich fesselnd unterhält. Das Tempo stimmt, die Schnitte und Kapiteltaktungen sind gut gewählt – wer an der schnellen BBC-Neuinterpretation von Sherlock seine Freude hatte, der dürfte sich auch bei Oliver Harris wohlfühlen. London Stalker ist genauso gut gelungen wie die Vorgänger London Killing und London Stalker. Eine originelle Erzählerstimme im Genre der Kriminalliteratur – London Noir in seiner besten Form!