Monthly Archives: Mai 2013
Sebastian Fitzek: Der Nachtwandler
Diesmal leider keine fünf Sterne
Klüpfel/Kobr: Herzblut
Mit mehr Herzblut als die Vorgänger geschrieben
Joey Goebel: Ich gegen Osborne
Ulysses an der Highschool
Joey Goebel zählt zu den interessantesten jungen amerikanischen Autoren der Gegenwart. Sein neuestes Werk „Ich gegen Osborne“ macht da keine Ausnahme – ganz in der Tradition eines John Dos Passos oder James Joyce beschreibt er in diesem Buch einen einzigen Tag im Leben des Zwölftklässlers James Weinbach.
„Die Person im Wagen neben meinem ließ das Fenster ein wenig herunter, und da wurde mir klar, dass ich mit einem Song beschallt wurde, der vermutlich den Titel „Make ‚em say Uhh“ trug, ein Lieblingslied – eine regelrechte Hymne – meiner Mitschüler. Mir war dieser Sonh so verhasst, dass ich das Leben verabscheute, wenn ich ihn nur hörte. Der Refrain bestand hauptsächlich aus Grunzgeräuschen, bei denen man unwillkürlich an Lust und/oder Verdauungsprobleme dachte. Der schlechte Geschmack von Menschen meines Alters erschütterte mich, und die Jugendkultur generell bewirkte, dass ich mir am liebsten in die Hände gekotzt hätte.“ (S. 16)
Foto: © Regine Mosimann / Diogenes Verlag |
Kennzeichnend, wenn James einmal äußert: „Satan, dein Name ist Pubertät.“ – wohl jeder kann den Schüler verstehen und an der ein oder anderen Stelle dürfte sich wohl jeder in diesem Roman wiederfinden.

Malla Nunn: Ein schöner Ort zu Sterben
Hochspannende Geschichtsstunde
Ein schöner Ort zu Sterben von Malla Nunn ist ein packendes, faszinierendes und überaus vielschichtiges Buch, bei dem ich mich richtig ärgere, es erst so spät zur Hand genommen zu haben.
Bereits vor einem Jahr erworben, fristete es lange ein Dasein in den unteren Bereichen meiner Bücherstapel, ehe ich es mir nun zur Hand nahm, um das Buch endlich auch einmal zu lesen. Und schon wenige Kapitel später ärgerte ich mich schon über mich selbst und fragte mich, warum ich das Buch nicht schon viel früher gelesen habe – denn es ist wirklich großartig.
Nicht erst seit der WM 2010 erfährt Südafrika einen großen Boom, der sich besonders in der Kriminalliteratur niederschlägt. Deon Meyer, Roger Smith und Mike Nicol stehen für extraordinäre Kriminalliteratur, die sich besonders durch ihre Härte und ihre Schnelligkeit auszeichnet. Malla Nunn geht hier andere Wege. Beinahe bedächtig lässt sie den englischstämmigen Constable Emmanuel Cooper in Jacob’s Rest, einem kleinen Dorf an der Grenze zu Mosambik ermitteln. Der örtliche Dorfpolizist wurde erschossen und treibt tot in einer Furt – und das im Jahr 1952, in dem die menschenfeindliche Apartheid-Politik gerade in Kraft tritt. Unbeirrt vertritt Cooper seine Auffassung von Gerechtigkeit und nimmt mit seinen Kollegen die Ermittlungen auf. Dabei muss er nicht nur zwischen der schwarzen und weißen Lebenswelt hin- und herwechseln, sondern kommt mit seiner Spurensuche schon bald dem mächtigen südafrikanischen Geheimdienst, genannt Security Branch, in die Quere.
Die Narben der Vergangenheit Südafrika
Malla Nunn hat mit Ein schöner Ort zu Sterben ein Buch geschrieben, das noch lange über das Ende hinaus nachdenklich macht und den Leser fesselt. Gelungen gibt sie Einblick in eine Zeit und in ein rassistisch motiviertes Denken, dass wir uns heute weder vorstellen wollen, noch können. Dennoch schafft sie es, weder die Krimihandlung, noch ihre Protagonisten oder die geschichtliche Rahmenhandlung zu kurz geraten zu lassen. Man meint förmlich die aufgeladene Stimmung in Jacob’s Rest zu spüren, wenn Cooper die Dorfgemeinschaft aufmischt und dann auch noch die sadistischen Schergen des Geheimdienstes die Südafrikaner quälen.
Für mich kommen bei diesem Buch zwei wichtige Aspekte zum Tragen: Zum einen schafft es Malla Nunn wirklich hervorragend, die Geschichte Südafrikas und seine wechselvollen Perioden und Einwohner glaubhaft zu schildern, und zum anderen ist dieses Buch ein ausgezeichneter Kriminalroman, der spannend ist, ohne je die Glaubwürdigkeit zu verlieren und der seine Spannung bis zum großartigen Finale halten kann. Müßig ist es zu erwähnen, dass die Autorin mit Emmanuel Cooper einen tollen Ermittler geschaffen hat, der mich in seiner unbeirrbaren Haltung zwecks Wahrheitsfindung stark an Leo Demidow aus den Büchern Tom Rob Smiths erinnert.
Wenn ihr mal wieder auf der Suche nach Lektüre für den Kopf und für spannende Stunden seid, greift zu diesem Buch – intelligenter kann man Geschichte und Literatur nicht zusammenbringen!