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Damon Galgut – Das Versprechen

Mit Versprechen ist das so eine Sache. Manche dieser Versprechen würde man am liebsten wieder rückgängig machen oder ganz vergessen. Das muss auch die Hausangestellte Salome der südafrikanischen Familie Swarts in Damon Galguts Das Versprechen feststellen. Denn ein eigentlich versprochenen Häuschen lässt hier lange auf sich warten. Sehr lange.


War Südafrika in den vergangenen Jahren vor allem für seine vielen talentierten Krimiautor*innen wie Deon Meyer, Malla Nunn oder Roger Smith bekannt, ist die übrige reichhaltige Romantradition des Landes dabei fast etwas in den Hintergrund getreten. Aber seit J. M. Coetzee gibt es eine ganze Riege von Schreibenden außerhalb des Krimigenres, die des Lesens lohnen. Jüngstes Beispiel ist dabei Damon Galgut, der 1963 in Pretoria geboren wurde.

Mit 17 Jahren veröffentlichte er seinen ersten Roman, dem Theaterstücke und zahlreiche weitere Bücher folgen sollte, die auch immer wieder für den Booker Prize nominiert waren. Im vergangenen Jahr gewann Galgut dann den wohl wichtigsten Literaturpreis der englischsprachigen Welt mit seinem Roman Das Versprechen.

Südafrika im Umbruch

Darin blickt Galgut auf die wohlhabende Familie Swarts, die im Besitz einer Farm und viel Land ist. Man schreibt das Jahr 1986, Südafrika befindet sich im Umbruch. Noch sitzt Nelson Mandela im Gefängnis, doch auch so kündigen sich große politische Umwälzungen an. Das Apartheidsystem neigt sich seinem Ende zu – und auch die Familie Swarts spürt den Umschwung des Zeitgeists am eigenen Leib.

Damon Galgut - Das Versprechen (Cover)

Nachdem gleich zu Beginn des Buchs Rachel, das weibliche Familienoberhaupt der Swarts, gestorben ist, kommen sie alle zusammen. Amor, Anton und Astrid sowie ihr Vater Manie. Der letzte Wille von Rachel war es, ihrer Haushaltshilfe Salome das von ihr bewohnte Häuschen auf dem Farmgelände zu vermachen. Sie hatte es Salome so versprochen, ihr Mann sollte ihren Willen nun umsetzen. Doch die Umsetzung des letzen Willens lässt auf sich warten.

Jahre werden ins Land gehen, weitere Familienmitglieder der Swarts ums Leben kommen – doch Salome muss auf die ihr eigentlich zustehende Immobilie verzichten. Nur Amor, die jüngste Tochter der Swarts, will sich mit diesem Zustand nicht arrangieren. Immer wieder bohrt sie nach, versucht Salome Recht zu verschaffen. Doch die Familie ist mehr als nur behäbig und so vergeht Jahr um Jahr, ohne dass das Versprechen eingelöst wird.

Ein komplexer und herausfordernder Familienroman

Damon Galgut hat einen herausfordernden und in seiner Erzählstruktur höchst komplexen Familienroman geschrieben, der über Jahrzehnte hinweg den Lebensweg der Swarts-Kinder und die konträren Versuche der Verhinderung beziehungsweise der Einlösung des Versprechens behandelt.

Um seinen Roman zu erzählen, blickt Galgut auf sämtliche Mitglieder der Familie Swarts, lässt einen randständigen Obdachlosen mit Visionen zu Wort kommen, kommentiert, wechselt immer wieder blitzartig die Perspektive teils innerhalb eines Absatzes und gönnt weder sich noch den Lesenden viel Ruhe oder Entspannung. Wörtliche Rede steht unmarkiert im Text und ab und an kippt das Erzählen von Damon Galgut fast in eine Art Bewusstseinsstrom. Das liest sich in der Übersetzung von Thomas Mohr dann manchmal so:

Ich mach das, sagt er. Gib mir ihre Nummer. Einerseits eine leidlich elegante Art, sich aus dieser rührseligen Szene herauszuretten, andererseits verspürt er in sich ein echtes, ergo interessantes Bedürfnis, seiner jüngeren Schwester die Botschaft zu überbringen. Ins Tagebuch notieren, für später. Aber jetzt erst mal raus hier. Inzwischen ist das ganze Haus auf den Beinen. Die Zwillinge Neil und Jessica, sieben Jahre alt, haben sich vom Kummer ihrer Mutter anstecken lassen und weinen bittere Tränen, während Dean hilflos daneben steht und sie anfleht, sich zu beruhigen. Anton zieht sich ans Telefon im Arbeitszimmer zurück, wo es nicht so laut ist. Schweinekalt hier drin, tiefster Winter und die kühlste Tageszeit dazu, kurz vor Sonnenaufgang. Außerdem sehr früh. Noch früher in London, ganze zwei Stunden. Aber eine Nachricht, insbesondere eine schlechte, will nun einmal übermittelt werden, das liegt in ihrer Natur, sie bedarf der Weitergabe, wie ein Virus.

Damon Galgut – Das Versprechen, S. 114

Das ist bisweilen herausfordernd, vor allem weil es so etwas wie eine Leerzeile nach einem Absatz im ganzen Buch nicht gibt. Atemlos hetzt Galgut durch die Geschichte, verschränkt Perspektiven, taucht tief in die so unterschiedlichen Welten seiner Figuren, beobachtet deren Leben und Sterben – und das über einen großen Zeitraum von fast 30 Jahren hinweg.

Neben der Eigenschaft als Familienroman ist Das Versprechen aber auch das Dokument eines Wandels. Das Buch zeigt Südafrika inmitten eines großen Umbruchs, bei dem alten Eliten, wie sie von der weißen und selbstherrlichen Familie Swarts in Teilen verkörpert werden, nicht mehr gelten. All das starre Beharren auf Privilegien und die Überlegenheit der eigenen Existenz mitsamt seinen rassistischen Denken, es kollidiert zunehmend mit einem System im Wandel.

Die schwarze Bevölkerung drängt an die Macht, das System der Apartheid kollabiert – und auch innerhalb der Swarts findet von einer Generation zur nächsten ein Paradigmenwechsel statt. Astrid pflegt eine Affäre mit einem Schwarzen, Amor die Ausgestoßenen und Armen. In den Widersprüchen und den Lebenswegen der jüngeren Swarts zeigen sich die Verwerfungslinien eines ganzen Landes, die bis heute spürbar sind. Und natürlich ist auch das der Hausangestellten gegebene und nicht eingelöste Versprechen eines, das sich auch auf die südafrikanische Gesellschaft und die aufrichtige Beteiligung aller Bürger*innen in Sachen Chancengleichheit und Teilhabe übertragen lässt.

Fazit

Das macht aus Das Versprechen eine doppelt interessant, wenn bisweilen auch sehr herausfordernde Lektüre, für die Galgut völlig zurecht den Booker Prize zugesprochen bekam. Hier spiegeln sich die Entwicklungen einer ganzen Gesellschaft in einer einzigen Familie, werden Brüche und enttäuschte Versprechen erlebbar.

Erschienen ist Damon Galguts Roman neben der regulären Buchhandelsausgabe auch in der Reihe Büchergilde Welt-Empfänger und kann durch eine bibliophile Gestaltung überzeugen. Erhältlich ist es exklusiv für Mitglieder der Büchergilde hier.


  • Damon Galgut – Das Versprechen
  • Aus dem südafrikanischen Englisch von Thomas Mohr
  • Buchgestaltung von Cosima Schneider und Clara Scheffler
  • Büchergilde Gutenberg
  • 312 Seiten. Preis: 24,00 €
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Deon Meyer – Die Amerikanerin

Die Maße des neuen Krimis von Deon Meyer lassen etwas stutzen: 209 Seiten im kleinen Hardcover für 12 Euro? Das passt doch wenig zu den bisherigen Benny-Griessel-Romanen oder seinem Opus-Magnum Fever, das immerhin stolze 700 Seiten umfasst. Nun also dieses schmale Büchlein, das völlig aus dem Rahmen fällt.

Das Nachwort des Buchs bringt Aufklärung, warum Bennys neuester Fall so dünn ausgefallen ist.  Deon Meyer wurde ausgewählt, eine Art Geschenkbuch für die holländische Spannende Boekeweek zu  verfassen. Anderen Schriftsteller wie etwa Ian Rankin oder James Ellroy wurde diese Ehre bereits zuteil – nun also der Südafrikaner Meyer, der eine neue Geschichte rund um Benny Griessel ersann. Das Buch gab es in Holland als Dreingabe für alle Buchkäufer, die einen bestimmten Betrag überschritten. In der Folge entsann sich Meyer und sein deutscher Aufbau-Verlag, das Buch auch in Deutschland zu veröffentlichen.

Das ergibt Sinn, da der eigentliche Krimifalls nicht besonders spektakulär ist, das Buch allerdings in Bezug auf Bennys Privatleben einige Entwicklungen bereithält. Und nachdem das Buch extra für den niederländischen Markt geschrieben wurde, verwundert es auch nicht, dass die Hauptgeschichte eine starke holländische Prägung aufweist. Genauer gesagt spielt der Rembrandt-Schüler Carel Fabritius in Die Amerikanerin eine wichtige Rolle. Kunstsinnigen LeserInnen werden den Namen kennen – und alle Lesern von Donna Tartts Meisterwerk Der Distelfink. Bei seinen Nachforschungen im Fall einer ermordeten amerikanischen Touristin stößt Benny und sein Partner Vaughn Cupido nämlich auf den Namen des Malers. Doch wie ist der Malerin mit dem Fall der toten Amerikanerin verbunden?

Auch wenn das Buch ein wirklicher Mini-Krimi ist, so gelingt es Deon Meyer doch bravourös, auf den 200 sehr großzügig gesetzen Seiten eine knifflige Geschichte zu erzählen. Der Fall reicht zurück ins holländische Goldene Zeitalter, besitzt Twists und fängt viel südafrikanische Stimmung ein. Für Benny-Griessel-Fans eh ein Muss, für alle anderen eine gute Gelegenheit, um sich von Deon Meyer etwas anfüttern zu lassen.

Deon Meyer: Die Amerikanerin. Übersetzt aus dem Afrikaans von Stefanie Schäfer. ISBN: 978-3-352-00914-3

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Deon Meyer – Fever

„Es gab keine Gerechtigkeit im Universum. Als das Fieber kam, stand Dortmund auf dem zweiten Tabellenplatz, sie hätten Meister werden können. Thomas Tuchel war ihr Trainer. Ein verdammtes Genie …“ (Meyer, Deon: Fever, S. 230)

Der BVB und die Frage der Meisterschaft – das kann auch schon einmal in der Apokalypse enden, wie der südafrikanische Starautor Deon Meyer in seinem Buch Fever zeigt. Denn die Welt, wie wir sie kennen existiert im neuen Buch des Krimiautors nicht mehr, Grund dafür ist eine Fieberepidemie, die nahezu die komplette Bevölkerung ausgelöscht hat. Während sich die Flora und Fauna ihre Lebensräume zurückerobert, sind es nur wenige Menschen, die die Katastrophe überlebt haben.

Solche Überlebenden sind Nico und sein Vater Willem Storm, die in einem Truck durch Südafrika reisen, auf der Suche nach anderen Überlebenden und einem Plan in der Hinterhand. So schildert es uns Nico, der als Erzähler fungiert und uns eine Chronik des Untergangs und des Neuanfangs präsentiert. Wer sich hier an Cormac McCarthys Die Straße erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch. Das Thema vom Vater und seinem Sohn und deren Kampf ums Überleben ist identisch, Deon Meyer aber gelingt trotz der ähnlichen Ausgangslage ein ganz eigenständiger, ebenso unterhaltsamer wie nachdenklicher Roman, der Dystopie, Entwicklungsroman und Mad Max gekonnt verquickt.

Für die Erzählung seiner großen Geschichte (der Umfang fällt mit über 700 Seiten weit aus dem üblichen Rahmen, die Übersetzung besorgte Stefanie Schäfer) wählt Meyer einen besonderen Kniff. Der Großteil der Geschichte wird vom 13-jährigen Ich-Erzähler Nico Storm vorgetragen, der durch oftmalige Sprünge in der Chronik und Vorgriffe für Spannung sorgt. Dieser erzählerische Hauptstrang wird durch Berichte und Rückblenden vieler weiterer Charaktere ergänzt, die ebenfalls beständig zu Wort kommen. Denn Nicos Vater begründet im Lauf des Buchs den Ort Amanzi, an dem er einen Neustart der Gesellschaft versucht. Die Bewohner, die nach und nach Amanzi bevölkern, finden durch das sogenannte Amanzi-Projekt Gehör, das Willem Storm unaufhörlich vorantreibt. Er sammelt und konserviert die Eindrücke und Erfahrungen seiner Mitmenschen um ein möglichst umfassendes Bild der Fieberepidemie und dem Überlebenskampf der Menschen zu gewinnen.

Das alles ist wunderbar gemacht und fließt beständig in die Erzählung Meyers ein, was für Abwechslung und einen nie reißenden Spannungsbogen sorgt. Man beobachtet gespannt den Kampf ums Überleben der Amanzi-Gemeinde und die Spannungen, die sich innerhalb der Mikro-Gesellschaft abzeichnen. Dabei kann man Fever als einen spannenden und packenden Roman lesen, der vom Sterben genauso wie vom Überleben erzählt und der sich trotz seines Volumens wunderbar verschlingen lässt.

Man kann in Fever allerdings noch eine weitere, faszinierende Ebene entdecken, wenn man denn möchte. Denn Fever ist von einem großen Humanismus durchwirkt, der sich vor allem in der Figur des Willem Storm ausdrückt. Wie er zusammen mit seinem Sohn um das eigene Überleben und das der Menschheit kämpft, das gestaltet Deon Meyer eindringlich. Storm glaubt unverrückbar an das Gute im Menschen und die Fortschritte, die die Zivilisation bewirkt hat, auch wenn viele Geschehnisse in Amanzi dieser Hoffnung spotten. Seinem Sohn (und damit auch dem Leser) vermittelt Willem Storm eine nachahmenswerte Philosophie und viel Wissen, das sich wunderbar in den Gesamtkontext einfügt. Denker wie Baruch Spinoza, Yuval Noah Harari oder John Bowlby und deren Theorien sind Antriebsfedern, die Willem Storm und damit auch Amanzi am Laufen halten. Hier zeigt sich, wie Denken und Wissen Zivilisationen voranbringen kann, auch wenn häufig der Nutzen von Philosophie und Ethik in utilitaristischen Kreisen in Abrede gestellt wird. Meyer sieht das allerdings nicht so und bietet dabei am Ende einen interessanten Denkansatz: Ist es vielleicht am Ende eher jene die Philosophie und Ethik, die unsere Gesellschaften bewahren kann, als das technische Wissen und Know-How, das so leicht verlorengehen kann?

Man könnte Deon Meyers Fever fast als eine Art Versuchsanordnung betrachten. Da ist ein Dorf, das im Lauf des Buches wächst, es gibt verschiedene Einflussfaktoren, die das Vorankommen der Gesellschaft mal behindern und mal fördern. Geradezu analytisch ist man als Leser dabei, wenn man beobachtet, wie es sein könnte, nach einem Zusammenbruch den Resest einer Gemeinschaft oder im größeren gedacht, den Neuanfang einer Zivilisation zu versuchen. Dabei ergeben sich viele Fragen, deren Beantwortung nicht Ziel des Buchs ist, sondern nur der Denkanstoß. Wer möchte, kann unzählige dieser Fragen und Dilemmata entdecken: Was macht eine Gesellschaft aus? Was lässt Zivilisationen wachsen, welche Faktoren können die Entwicklung ausbremsen oder zurückwerfen?

Auch wenn ich die Mehr-als-Phrase eigentlich verabscheue (Mehr als ein Krimi oder Mehr als eine Dystopie …), da sie so unspezifisch wie (meist) unzutreffend ist. Hier möchte ich sie trotzdem zur Anwendung bringen. Fever ist mehr als ein Endzeitroman, mehr als ein Thriller. Der Verlag hat dies auch dankenswerterweise erkannt, schlicht prangt das Label Roman auf dem Cover. Natürlich bietet Fever viel Action und Spannung, all das ist unzweifelhaft vorhanden und gut gemacht, allerdings eben auch weit mehr als das. Eine wirkliche Empfehlung und ein wunderbarer Buchtipp für das kommende Weihnachtsfest.

P.S.: Gute Nachrichten gibt es an dieser Stelle auch für alle Bennie-Griessel-Fans. Der neue Band der Reihe mit dem Titel Die Amerikanerin erschient schon im März des kommenden Jahres. Ich bin gespannt, wie es mit Bennie nach dessen Absturz in Icarus weitergeht.

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Walter Lucius – Schattenkämpfer

Farah Hafez ist wieder da. Die niederländische Journalistin und Kampfsportlerin mit afghanischen Wurzeln, die der geneigt Leser bereits aus Schmetterling im Sturm kennt, kehrt zurück. Und wie! Gleich auf den ersten hochtourigen Seiten des neuen Romans von Walter Lucius gerät sie in eine Geiselnahme von tschetschenischen Terroristinnen, die nicht von Ungefähr an Szenarien wie die Katastrophe von Beslan erinnert. Durch einen perfiden Winkelzug der Terroristinnen wird Farah plötzlich auch als Strippenzieherin des Anschlags gebrandmarkt und muss nach der Befreiung durch russische Einsatzkräfte fliehen.

Dies ist nur einer von vielen Strängen, die in Schattenkämpfer das Gerüst bilden. Walter Lucius spannt seinen Thriller zwischen Amsterdam, Südafrika, Moskau und Indonesien auf. Denn dorthin flieht Farah, während in den Niederlanden Polizei und Journalisten versuchen, die turbulenten Ereignisse des Vorgängerbuchs weiter aufzuklären. Denn was in diesem schon angelegt war, entfaltet sich nun weiter: ein Geflecht aus Korruption und Abhängigkeiten, das von der niederländischen Politik aus bis zu russischen Energieriesen reicht. Farah und Kollegen versuchen in bester Lisbeth-Salander-Tradition, in dieses Hornissennest hineinzustechen, doch dies führt im Lauf des Buchs zu weiteren Toten und lebensbedrohlichen Situationen.

Schattenkämpfer (Deutsch von Ilja Braun) ist der Mittelteil der als Heartland-Trilogie betitelten Dreierreihe des niederländischen Autors Walter Lucius. Eingangs hatte ich ein Problem mit den Anschlüssen an den ersten, 700 Seiten starken Thriller Schmetterling im Sturm, lag die Lektüre doch schon drei Jahre zurück. In der Zwischenzeit wurde der Roman dann vom Verlag auch noch um ein Jahr nach hinten geschoben, was die Veröffentlichung anging – und so musste ich mich erst wieder im Universum von Farah Hafez einfinden.

Die Verbindung an den ersten Teil gelingt Walter Lucius dann aber im Lauf des Buchs sehr gut unter Rekursion derbisherigen  Geschehnisse, die immer wieder einfließen und für die Fortschreibung der Geschichte essenziell sind. Das macht das Buch auch für Neulinge interessant, wenngleich ich unbedingt die vorherige Lektür von Schmetterling im Sturm empfehlen würde um des maximalen Genusses wegen.

Insgesamt ist das Buch abermals ein höchst globaler Thriller, der diesmal noch etwas stärker aufs Gaspedal drückt und beständig von Ort zu Ort springt und so für hohes Tempo sorgt. Manche Szenen oder Zusammenhänge erfordern schon eine gewisse Akzeptanz des Lesers, was die Verkettungen und Zufälle angeht. Abgesehen von kleinen handwerklichen Fehlern ist Schattenkämpfer genauso wie sein Vorgänger ein lesenswerter Thriller, der die Leser auf Abschlussband 3 hoffen lässt. Hoffentlich dauert es nur nicht wieder drei Jahre, ehe es soweit ist!

 

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Kurz und Gut – schnelle Leseempfehlungen

Nachdem es schon länger keine Kurzrezensionen mehr an dieser Stelle zu lesen gab, sei dies hier mit drei frischen, sommerlichen Empfehlungen nachgeholt

Malla Nunn – Zeit der Finsternis

Der vierte Fall des südafrikanischen Ermittlers Emmanuel Cooper hat es abermals in sich. Malla Nunn schickt ihren Ermittler in den 50er Jahren nach Johannesburg, während die Apartheid das Land im Griff hält. Während Cooper unter einem gefährlichen Vorgesetzten den Fall zweier ermordeter Weißer aufklären soll, muss er um jeden Preis sein Privatleben schützen. Denn Cooper hat ein Kind mit seiner farbigen Frau. Ein schweres Verbrechen, das der Ermittler vertuschen muss. Nicht leichter wird alles, als sich herausstellt, dass der Hauptverdächtige des Doppelmordes der Sohn seines Zulu-Kollegen Shabalala ist.

Ein sauber gearbeiteter, sehr spannender Krimi, der seinen Reiz aus dem Setting und der Zeit zieht, in der er spielt. Nunn fängt das Apartheid-Südafrika hervorragend ein und beschert uns Figuren, die wir so schnell nicht wieder vergessen.

 

Ann Patchett – Die Taufe

Ein heißer Sommertag ist es, der zwei Familien in Ann Patchetts Die Taufe zusammenschmiedet. Denn an diesem heißen Sommertag findet die Taufe statt, die alles verändern soll. Der Staatsanwalt Bert Cousins taucht auf dieser Feier uneingeladen auf, um sich seiner familiären Pflichten und Probleme für einen Nachmittag zu entziehen. Dadurch wird ein Band zwischen seiner Familie und der von Fix Keating, des Vaters des Täuflings, geknüpft.

In schnörkellosem Ton erzählt Ann Pachett in Die Taufe, wie sich in den folgenden Jahren die Geschichte der beiden Familien immer wieder einmal miteinander verflicht. In Schlaglichtern zeigt die Autorin, wie aus dieser einen folgenschweren Begegnung Schicksal erwächst. Ein klassischer amerikanischer Familien- und Gesellschaftsroman mit einer besonderen Konstruktion.

 

Larry Brown – Fay

Eine junge Frau reißt von Zuhause aus und schlägt sich durch – das ist im Grunde der Plot, der hinter Larry Browns im Original bereits 2000 erschienenem Buch steckt. Doch die Kunst dieses Buchs ist das Drumherum, das Brown langsam in Fay entfaltet. Er zeigt einfache Menschen, die mit Fay in Kontakt kommen – manche von ihnen gut, andere schlechte, der Charakter von anderen Figuren zeigt sich erst im Verlauf der Handlung. Diese Plastizität macht den Reiz von Fay aus. Eine tolle Südstaatenstudie, flirrend und packend.

Der leider schon verstorbene Larry Fay fügt sich nahtlos in das Portfolio des Heyne Verlags ein und ist eine Entdeckung, der man schon früher ihren Durchbruch gewünscht hätte. Südstaatenliteratur, wie sie sein sollte. Hart, rau aber stets auch mit Herz und Emotionen. Diese Fay schließt man in sein Herz!

 

 

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