Twist and Shoot
![](https://i0.wp.com/2.bp.blogspot.com/-G8HlCzQ0MWg/UmUBy6ioWSI/AAAAAAAAATo/MqodVuUoVas/s320/Abbey-Road-Murder-Song-9783518464755_xxl.jpg?resize=201%2C320)
Subjektive Buchkritik seit 2013
Honig (im Englischen Original als Sweet Tooth erschienen, übersetzt von Werner Schmitz) ist der neue Roman des gefeierten englischen Romanciers Ian McEwan, der mit Abbitte einen modernen Klassiker vorgelegt hat. Honig schafft es leider nicht, die Qualität von Abbitte zu erreichen, bietet aber genauso gute Unterhaltung und geschliffene Sprache.
Nachdem er in Solar einen Unsympathen in das Zentrum seiner Erzählung stellte, lässt McEwan nun in Honig wieder eine Frau die Hauptrolle spielen. Serena Frome heißt seine neue Heldin, 22 Jahre jung und Agentin im Dienste des MI5. Man muss die junge Frau nicht zur Gänze sympathisch finden oder mit ihr mitfühlen – denn dazu ist McEwan zu schlau.
Er lässt den Leser Position beziehen, während er die Erzählung durch Serenas Augen schildert. Er berichtet von ihrer Karriere im Geheimdienst, der im Gegensatz zu Film und Fernsehen deutlich weniger glamourös verläuft. Als passionierte Leserin wird sie für eine höchst subtile Mission angeworben und findet sich schon bald in jede Menge amouröse Fallstricke verstrickt.
Man betrachtet Serena, während sie von einem unbedarften Mädchen zu einer kühl kalkulierenden Frau reift und bekommt darüber hinaus noch einen Einblick in die Welt der 70er Jahre. Ian McEwan reichert seinen Honig mit einigen kürzeren Erzählungen seiner Akteure an, die ins Buch hineingeschnitten werden und vermengt das Ganze so zu einer Geschichte, die viel Raum für Interpretationen und Auslegungen lässt.
Die Klasse und kompositorische Finesse von Abbitte hat dieses Buch zu keinem Zeitpunkt, dennoch ein toller literarischer Roman im besten Sinne für den Herbst!
Die daraus resultierende Frage, ob die Autorin bei ihrem Output auch die Qualität ihres schriftstellerischen Schaffens sichern kann, ist deshalb auch nur eine rhetorische. Mit Figuren, platt wie Abziehbilder (auch Klischees werden gerne und häufig bedient), hölzernen Dialogen und einen Serienkillerkonzept, das brav dem Schema F folgt, ist es ihr nachhaltig gelungen, mir die Freude an diesem Buch zu vergällen. Die Grundidee, die „Schwesterlein komm stirb mit mir“ zugrunde liegt, finde ich gelinde gesagt auch etwas an den Haaren herbeigezogen und war nicht gerade dazu angetan, mich von diesem Machwerk zu überzeugen.
Natürlich ist der Serienkiller dreimal so schlau wie die Polizei, natürlich muss ein attraktiver Polizist und eine Psychologin ermitteln (die sich dazu auch noch in ihrer Einführung über die popkulturelle Inszenierung von Serienkillern echauffiert) und natürlich hat der Roman einen absurd hohen Body Count.
All diese Dinge – die ich in letzter Zeit einfach in zu vielen (deutschen) Thrillern gelesen habe, sorgten bei mir einfach für ein Übersättigungsgefühl und die unglaubwürdige Handlung tat ihr Übriges dazu.
Das gute alte „Weniger ist mehr“ sei deshalb an dieser Stelle auch Karen Sander bzw. Sabine Klewe angeraten, die meinetwegen gerne auf den ein oder anderen Titel verzichten dürfte, solange ihre Bücher etwas liebevoller und durchdachter gestaltet sind. Ich bräuchte so schnell nicht wieder ein Buch von Ihnen, Frau Klewe – nutzen Sie die Zeit und produzieren einen durchdachten Krimi – gerne auch mal ohne Serienkiller …
Mafia, Morde und ein abgebrühter Killer – die Zutaten für einen spannenden Roman sind alle vorhanden. Nur leider verkocht Llobera das ganze zu einem ziemlich faden Süppchen. Zwar ist durch die zynische Figur des Lucca Corsini noch eine ganze Menge Humor gegeben, doch die Spannung findet sich nur in homöopathischen Dosen. Man merkt dem ganzen Buch den beruflichen Hintergrund des Autoren deutlich an, wer mit Finanzthemen, Geldwäsche, Consulting und Co. nichts anzufangen weiß, für den sollte das Buch nicht unbedingt erste Wahl sein.
Leider wird das Lesevergnügen auch in meinen Augen durch die im Übermaß vorhandenen Klischees noch weiter geschmälter: Trottelige Nerds aus der Buchhaltung, heiße Frauen aus dem Sekretariat, Hacker mit dicken Brillen, der Mafiosi verliebt sich in die Ermittlerin, und so weiter und so fort.
Das macht im Ganzen leider ein mäßig spannendes Buch, das keine Angst vor Klischees hat und so nicht über Mittelmaß hinauskommt.
Die Twists und Überraschungen, die Manning in seinen Roman einbaut, vermögen den erfahrenen Leser nicht so richtig zu überraschen – dazu ist das Buch wirklich zu vorhersehbar angelegt. Wenn man aber keine großen Ansprüche an seine Lektüre stellt, dürfte „Dunkle Götter – Das Erwachen“ ein netter Zeitvertreib sein.
In großer Schrift gesetzt und mit großzügiger Kapiteleinteilung versehen ist das knapp 350 Seiten starke Buch ein Fantasyroman, der sich nicht vor Klischees scheut und den Leser nicht überfordert.