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Karen Engelmann: Das Stockholm-Oktavo

Nur was für Fächerfans

Für ihren Debütroman hat sich Karen Engelmann eine Epoche und ein Sujet ausgesucht, das für eine amerikanische Autorin eher ungewöhnlich ist: Das Stockholm Oktavo spielt in ebenjenem besagten Stockholm Ende des 18. Jahrhunderts und hat die Monarchie unter Gustav III. von Schweden zum Thema. Die Begeisterung für dieses Thema erklärt sich bei Karen Engelmann dadurch, dass sie selbst acht Jahre in Malmö lebte. Nun möchte sie mit ihrem Roman den Leser oder die Leserin (letztere dürfte eher die Zielgruppe sein) in Welt des höfischen Adels am Königshof Gustavs von Schweden entführen. Das Problem an dem Stockholm Oktavo ist die Tatsache, dass sich Karen Engelmann so rein gar nicht für die Handlung ihres Romans interessiert.

Karen Engelmann - Das Stockholm Oktavo (Cover)

Über Seiten werden Beschreibungen von Spielkarten, Fächern oder ähnlichen Requisiten des Romans ausgewälzt – und darunter geht die Spannung des Buchs für mich deutlich zugrunde. Ich ertappte mich während der Lektüre an zahlreichen Stellen, bei denen ich zwar gelesen hatte, das geschriebene Wort aber sofort während des Lesens auf der selben Seite schon wieder vergaß. Dieses vorbeiziehende Lesen ist bei mir immer ein Hinweis, dass mich das Buch nicht richtig packen konnte. Und bei dem Stockholm Oktavo war das leider Dauerzustand. Zwar erhält man Einblick in die höfische Welt und die damaligen Sitten, doch spannend ist das Ganze leider nicht. Mich interessieren Fächer und deren Verwendung, Komplotte um die Entourage eines Königs oder Duelle von Frauen nur dann, wenn sie packend geschrieben sind – und beim Stockholm Oktavo ist das leider nicht der Fall!

Wer auf Kostümfilme in Buchform steht und außerdem ein Faible für Kartenspiele, Fächer oder höfische Intrige hat, dem dürfte Das Stockholm Okatvo gefallen. Ansonsten überwog bei mir das Gefühl, dass Karen Engelmann lieber detailliert Szenen oder Charaktere beschreibt, als sich auf die Handlung zu konzentrieren. Das macht das Buch zäh und stellenweise wirklich redundant.

Es gibt deutlich bessere historische Romane! 

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Becky Masterman: Der stille Sammler

Und noch ein Serienkiller …

Amerika, Hort der Serienkiller. Kaum ein Thriller aus amerikanischen Gefilden kommt heute noch ohne einen irren Serienkiller mit abartigem Verhaltensritus aus. Becky Masterman ist bei ihrem Thrillerdebüt „Der stille Sammler“ auf Nummer Sicher gegangen und bedient sich genau jener sattsam bekannten Ingredenzien, um ihre Geschichte zu erzählen. Sonderlich innovativ ist das natürlich mitnichten, dafür aber leidlich spannend.
Das Besondere an „Der stille Sammler“ ist sicherlich die Protagonistin, die Jagd auf den irren Serienkiller macht:

 „Ich bin Brigid Quinn, eine nicht mehr ganz junge Frau, und jedes meiner neunundfünfzig Jahre flammt und wütet.“ (S. 242).

So beschreibt sich die bereits in den Ruhestand versetzte ehemalige FBI-Agentin selbst. Und tatsächlich zieht das Buch seinen größten Reiz aus seiner Hauptprotagonistin, einer Art altem zähen Spürhund, die in der Jagd auf den Route-66-Killer ihre Lebensaufgabe gefunden hat. Bei der Suche nach dem Serienkiller, der immer entlang der legendäre Route junge Frauen tötete, kam eine ihrer Kolleginnen ums Leben. Der Killer wurde bis heute nicht gefasst und so muss Brigid Quinn auf ihre alten Tage noch einmal ran.
Der Grundton ist, genauso wie die ganze Lebenshaltung Brigid Quinns, eher flapsig gehalten und von einem Humor durchzogen, den man nicht unbedingt teilen muss. Dennoch lockert er den Roman auf und sorgt dafür, dass sich das Buch wenigstens ein klein wenig von der üblichen Thriller-Dutzendware unterscheidet. Wer Amanda Kylers „Cut“ aufgrund einer unorthodoxen Protagonistin mochte, der wird mit „Der stille Sammler“ sicherlich auch wieder glücklich werden. Ansonsten ist der Debütroman von Becky Masterman ein üblicher Serienkillerthriller ohne große Finesse, der nur aufgrund seiner Heldin einige Pluspunkte erringen kann. Ansonsten ein Buch, das man lesen kann – dabei aber lieber auf die Taschenbuchausgabe warten sollte!

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Gisa Klönne: Das Lied der Stare nach dem Frost

Packende Familiengeschichte

Von ihrer eigenen Vita inspiriert hat Gisa Klönne mit „Das Lied der Stare nach dem Frost“ einen packenden Roman vorgelegt, der auch ohne Verbrechen mühelos die Spannung ihrer Judith-Krieger-Krimis erreicht. Sie macht in ihrem neuen Roman den Leser mit ihrer fiktiven Familie Retzlaff und einem ganzen Jahrhundert deutscher Geschichte bekannt.

Ausgangspunkt der Erzählung ist der Selbstmord der Mutter der Barpianistin Rixa. Diese lässt Hals über Kopf ihr Engagement auf einem großen Kreuzfahrtschiff sausen um die Tat ihrer Mutter zu verstehen und die letzten Dinge zu regeln. Dabei stößt sie auf ein dunkles Kapitel ihrer Familiengeschichte und macht sich auf, die blinden Flecken in ihrer eigenen Vita und die ihrer Familie zu ergründen.

Gisa Klönne - Das Lied der Stare nach dem Frost (Cover)

Geschickt montiert Gisa Klönne in Das Lied der Stare nach dem Frost zwei verschiedene Zeitebenen ineinander. Währen der Leser die Ich-Erzählerin Rixa auf ihrer Suche nach der Wahrheit begleitet erfährt man parallel die Geschichte der Familie Retzlaff, der auch Rixa entstammt. Von ihren Urgroßeltern ausgehend erzählt Klönne die Biographie einer Pfarrersfamilie in Mecklenburg, die von 1. Weltkrieg bis zum Ende des 2. Weltkriegs reicht.

Dies ist außerordentlich spannend und interessant, da die Autorin auch kontroverse Themen wie etwa den Kampf zwischen Bekennender Kirche und den Deutschen Christen einflicht und zeigt, welche Auswirkungen die Kriege auf Familien hatten. Als Pluspunkt empfinde ich – wie eigentlich bei allen bisher gelesenen Büchern der Autorin – ihre präzise und zugleich elegische Sprache. Gekonnt fängt die Autorin das Chaos in den Schützengräben, die Nöte einer Pfarrersfrau oder die Magie von Musik mit Worten ein. Das hebt dieses Buch über das Gros biographisch angehauchter Romane hinaus und ist ein wohltuendes Gegenprogramm zu dem Pilcher-Danella-Sparks-Schmonzens.

Wem „Der Turm“ von Uwe Tellkamp etwas zu unzugänglich war und wer spannende Familiengeschichten abseits von klischeebeladenen Schmökern sucht, der bekommt mit „Das Lied der Stare nach dem Frost“ genau die richtige Unterhaltung. Spannend und packend zeigt Gisa Klönne, dass die Biographie einer Familie mehr als nur ein vergilbtes Fotoalbum sein kann!

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Hugh Howey: Silo

Eine spannende Dystopie

Die Geschichte von Hugh Howey und seinem Roman „Silo“ zeigt eindrucksvoll, wie die digitale Revolution die Welt der Literatur ändert. Howey, bereits als Skipper, Buchhändler oder Bootsbauer tätig, hat seinen Romanerstling in den USA zunächst auf eigene Faust als E-Book veröffentlicht. Der Erfolg auf dem E-Book-Markt rief dann Verlage auf den Plan, das E-Book als Printprodukt zu publizieren und so wurden auch die Rechte ins Ausland verkauft. Und nun ist „Silo“ auch in deutschen Buchregalen anzutreffen und hat den Sprung in die Bestsellerlisten geschafft.
Zudem hat sich der Piper-Verlag in Deutschland auch dazu entschieden, das Buch als zerstückeltes E-Book anzubieten. Dies ist eine gute Gelegenheit einfach mal unverbindlich in das Buch hineinzuschnuppern, da der erste Abschnitt des Buchs kostenlos heruntergeladen werden kann.
Howeys Roman entwirft eine Dystopie der Zukunft, in der die Menschen in einem riesigen Silo autark leben. Die Hintergründe des Silos und seiner Entstehungsgeschichte bleiben zu Beginn nebulös, erst allmählich erschließt sich der Leser Zusammenhänge und findet in diese Parallelwelt hinein. Ähnlich wie die junge Ingenieurin Juliette muss man die Hintergründe des Silos erkunden und stößt auf Ungereimtheiten. Dies ist sehr geschickt gelöst, da sich der Leser quasi notgedrungen gleich mit der jungen Juliette identifizieren muss und ihre Erkundungen begleitet.
Insgesamt bleibt „Silo“ sprachlich stets angenehm und kann sich zwar nicht mit einer herausragenden stilistischen Sprache überzeugen – schlecht ist die Prosa Hugh Howeys aber keinesfalls. Da ich gerade bei selbst publizierten E-Books immer recht skeptisch bin, was die Qualität des Produkts angeht, wurde ich bei „Silo“ angenehm überrascht. Es ist nicht verwunderlich, dass verschiedene Verlage die Vorzüge des Buchs erkannten und es als physisches Produkt veröffentlichten.
Das Buch ist originell und spannend und erinnerte mich von der Grundidee an den Film „Die Insel“ von Michael Bay – was dem Buch keinesfalls zum Nachteil gereicht.Die 544 Seiten sind klug gewählt und strukturiert. Wenn man möchte, kann man im Roman Bezüge und intertextuelle Verweise erkennen oder hineininterpretieren – man kann das Buch aber auch einfach nur als spannende Zukunftsvision lesen, die den Leser packt und manchmal frösteln lässt!

Hier gehts zur Webpräsenz des Buchs 

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Geschmackssichere Cover

Der steigende Absatz von E-Book Readern jeglicher Couleur hat auch ein anderes Phänomen mit sich gebraucht: Nachdem nun Bücher vom EPUB- bis hin zum PDF-Format auf Readern gelesen werden können, kann nun auch jeder halbwegs im Umgang mit einem Textverarbeitungsprogramm geschulte Laie zum Autoren werden. Ein Blick in die Verkaufscharts einschlägiger Onlineportale offenbart hierbei Grausiges:
Neben Titeln wie „In Liebe, dein Mörder“, „Und alles nur wegen Uschi“ oder „Zum Glück ein Pörßenel-Trainer“ stechen vor allem manche Cover der Werke ins Auge.
Egal ob grellbunt, Titelbilder mit Comic-Sans-Font oder Bilder, die wirken als hätten die Sprößlinge der Autoren diese mit Fingermalfarben oder Paint die Cover erstellt. Ästhetisch wertvoll ist meist kaum eines dieser Bücher und dürfte folglich auch von der Stiftung Buchkunst ignoriert werden.
Wer gerne einmal ein Panorama von selbsterstellten E-Book-Covern aus Übersee betrachten möchte, dem sei diese Webseite ans Herz gelegt. Der Blog sammel akribisch die schönsten (bzw. eigentlich eher abschreckendsten) Beispiele für das, was ambitionierte Hobbyautoren unter einem guten Cover verstehen.
Egal ob selbstgemalte Elfen im nonchalanten Lila-Grün Mix, kindliche Schrifttypen mit Neon-Hintergrundbeleuchtung oder wild zusammengestückelte Bildelemente, die nicht wirklich zusammenpassen.
Akribisch dokumentiert der Blog ein Kaleidoskop des visuellen Schreckens, bei dem man nicht weiß, ob es einen eher vor den Autoren oder den Leser solcher Machwerke gruselt. Unten angefügt findet sich eine kleiner Appetizer für solche lousy bookcovers, die zumindest mir keine Lust auf mehr machen!

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