Neal Careys dritter Einsatz
Drei Jahre sind vergangen, seit den turbulenten Ereignissen aus China Girl, die den jungen Privatdetektiv Neal Carey gefordert haben. Seitdem saß der Amerikaner im Reich der aufgehenden Sonne in einem buddhistischen Kloster fest, ehe nun Joe Graham auftaucht. Dieser ist Neals Mentor und hat ihn für die Bank rekrutiert, ein exklusives Unternehmen mit einer ebenso exklusiver Klientel. Für diese Bank soll Neal nun ein weiteres Mal auf ein Himmelfahrtskommando gehen. Der Sohn einer Hollywoodproduzentin wurde entführt und niemand weiß, wo sich das Kind und der Kindsvater befinden, der den Jungen gekidnappt hat.
Ein Fall wie gerufen für Neal, der undercover ermitteln muss. Seine Spuren führen ihn schon bald in die tiefste Provinz nach Nevada, wo noch echte Cowboys und Ranger leben. Es scheint, als sei der Vater und der entführte Junge auf einer dieser Ranches untergekommen und würde sich dort vor der Welt verstecken. Neal Carey beschließt, sich auf dem Nachbargut einzuquartieren und die benachbarte Ranch in aller Ruhe auszukundschaften und zu unterwandern. Doch damit beginnen erst die Probleme, denn die Cowboys auf der entsprechenden Ranch scheinen fanatische Rassisten zu sein, die den Schwarzen, Juden und allen sonstigen Ethnien und Menschen den Kampf angesagt haben. Neal Carey muss sein ganzes kriminalistisches Talent aufbieten, um den entführten Jungen aus diesem Schlamassel zu befreien.
Way down on the High Lonely ist bereits Careys dritter Einsatz und bringt ihn auch diesmal an einen ungewöhnlichen Ort. Nach dem von Hippies bevölkerten London (London Undercover) und China (China Girl) geht es nun ins amerikanische Hinterland, wo Don Winslow eine Mischung aus Country und Ku-Klux-Clan präsentiert. Das liest sich zugegebenermaßen sehr abgedreht, weiß aber auch zu unterhalten. Qualitativ würde ich das Buch etwas schwächer als China Girl einordnen, aber in etwa auf dem Niveau des ersten Krimis mit Neal Carey.
Man liest sich sehr schnell durch den Krimi, woran auch die Neuübersetzung von Conny Lösch ihren Anteil hat. Winslow baut auf verschiedene Stränge, die er dann im munitions- und leichenreichen Finale gut zusammenzuführen weiß. Zwar vermisst man in diesem Frühwerk des Autors (das Original stammt aus dem Jahr 1993) die prägnante Schreibe, die Winslow nun perfektioniert hat, dennoch deutet sich auch hier schon ein Autor an, der ein Gespür für Timing und Rhythmus hat. Und apropos Rhythmus – nachdem der Suhrkamp Verlag uns mehrmals vertröstet hat bezüglich der weiteren Fälle von Neal Carey, gibt es nun auch hier Gutes zu berichten: Die letzten beiden Bände der Reihe (A Long walk up the Water Slide und Palm Desert) werden nun im zackigen Zwei-Monats-Takt veröffentlicht, sodass ab Juni dann die gesamt Reihe mit einem einheitlichen Design geschlossen vorliegt. Das sind doch gute Nachrichten!
Coming up next:
[…] seinem letzten turbulenten und recht bleihaltigen Einsatz in Way down on the High Lonely könnte es diesmal eigentlich weitaus gemütlicher werden für Neal. Denn sein neuer Einsatz für […]
[…] Bereits einmal unter dem Titel „Das Licht in Buddhas Spiegel“ veröffentlicht gibt es Winslows Frühwerk nun noch einmal auf Deutsch, worüber ich mehr als glücklich bin. Klingt der Plot auf dem Klappentext und auf den ersten 100 Seiten noch recht einfach und überschaubar, so dreht Winslow schon bald auf. Die Jagd nach dem Chemiker und dem China Girl bettet Winslow in ein ambitioniertes Tauziehen zwischen Ost und West ein. Amerikanische Parteien intrigieren genauso wie die chinesischen Konterparts und Neal tappt lange Zeit selbst im Dunkeln, was das Paar auf der Flucht in die Grabenkämpfe zwischen China und Amerika verstrickte.… Weiterlesen »