Katya Apekina – Je tiefer das Wasser

… desto hässlicher der Fisch

So lautet der Originaltitel von Katya Apekinas Buch in ganzer Länge. Ursprünglich in Amerika in einem Kleinverlag erschienen, hat sich das Buch laut dem Suhrkamp-Verlag zu einem Überraschungserfolg in den USA entwickelt. Nun liegt das Buch in der deutschen Übersetzung durch Brigitte Jakobeit vor. Es erzählt auf formal interessante Art und Weise von einer Familie in Trümmern.


Heute kann ich leicht sagen, dass ich wünschte, ich wäre netter zu meiner Schwester gewesen, aber damals war mir das nicht möglich. Unser Vater hatte mir gerade das Herz gebrochen, unsere Mutter hatte sich gerade umgebracht, und ich hatte mich gerade verbrennen wollen. Ich konnte mir nicht leisten, großzügig zu sein.

Apekina, Katya: Je tiefer die Wasser, S. 343

Katya Apekinas Buch gleicht einer Puzzleschachtel. Sie kippt dem Lesenden eine ganze Menge dieser Puzzlestückchen in Form von multiperspektivisch erzählten Kapiteln entgegen. An uns Leser*innen ist es dann, aus dieser Unzahl an Stimmen und Kapiteln die Haupthandlung zusammenzubasteln. Allzu schwer macht es die Autorin den Leser*innen dabei allerdings nicht.

Denn die Hauptarbeit in Apekinas Erzählung übernehmen Mae und Edith, zwei Schwestern. Am Anfang des Buchs lernen wir sie in New York kennen. Dort haben sie bei Dennis Unterschlupf gefunden, der als Schriftsteller in der Stadt lebt. Er hat die beiden Mädchen zu sich genommen, nachdem die Mutter der beiden einen Suizidversuch unternommen hat.

Sowohl der Suizidversuch ihrer Mutter als auch das plötzliche Auftauchen Dennis‘, der sich als Vater der beiden vorstellt, wirft die beiden Mädchen aus der Bahn. Abwechselnd berichten sie aus ihren Perspektive von ihrem neuen Leben und den zaghaften Annäherungen an ihren Vater, von dem sie bislang nichts ahnten.

Eine Erzählung wie ein Puzzle

Diese Grundkonstellation reichert Apekina mit zahlreichen anderen Stimmen an. So ergänzen Briefe von Dennis an Edith und Maes Mutter die Handlung, Freundinnen der Mädchen und von Dennis erzählen. Die Autorin springt auch von der erzählten Gegenwart im Jahr 1997 zurück in die Jahre 1961 und 1968 sowie nach vorne ins Jahr 2012.

Diese Vielzahl an Facetten der Geschichte glieder die russischstämmige Autorin darüber hinaus in vier Teile, die wiederum noch von zahlreichen Kapiteln unterteilt werden. Viele der erzählten Episoden sind dabei allerdings nicht einmal eineinhalb Seiten lang. Großes Chaos und erzählerische Konfusion? Nicht doch.

Gleicht Je tiefer das Wasser auch einem Puzzle, so ist es ingesamt gesehen doch eher ein 500- denn 2000-Teile Puzzle. Denn die Erzählung ergibt sich trotz der Fülle an Stimmen doch recht klar schon von den ersten Seiten an. Da Edith und Mae als Haupterzählerinnen fungieren, hat man einen klaren roten Faden, an dem man sich orientieren kann.

So richtig warm geworden bin ich mit dem Roman trotz dieser spannenden Erzählkonstruktion nicht wirklich. Zwar unterscheidet sich die Erzählstimme von Mae und ihrer älteren Schwester Edith etwas. Generell klangen mir aber die meisten Protagonist*innen viel zu ähnlich. Auch gelingt es Apekina nicht, ihnen Tiefenschärfe zu verleihen. Um die Familie herum werden alle Erzähler*innen zunehmend blass und hinterließen bei mir keinen großen Eindruck. Auch ist der Roman sprachlich nicht besonders herausragend, sodass das Buch in meinen Augen nicht über den Durchschnitt hinauskommt.

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