Tag Archives: Drohnen

Zoe Beck – Die Lieferantin

Drogenhandel 2.0

In Zeiten, in denen Pitches und Start-Ups sogar zur Hauptsendezeit im Fernsehen Menschen fesseln, ist Zoe Becks Roman Die Lieferantin nur konsequent. Denn in diesem Buch entwickelt die Berliner Krimiautorin die Idee des herkömmlichen Drogenhandels weiter und präsentiert in Verbindung mit Drohnen, passender App und Onlineshop eine Vision des Drogenhandel 2.0.

In ihrem Roman drängt nämlich ein neues englisches Start-Up auf den Markt, das den althergebrachten Drogenmarkt revolutioniert. Per App lässt sich ganz einfach die passende Droge im Onlineshop bestellen – und ausgeliefert wird per Drohne. Anonym, schnell und sehr zuverlässig.

Die verschiedenen mit dem Drogen-Start-Up verbandelten Figuren bilden die Rahmenhandlung, die dadurch Drive gewinnt, dass ein Gastronom einen Schutzgelderpresser der Londoner Mafia tötet und damit eine Kettenreaktion lostritt. Die Mafia will wissen, wer hinter dem Verschwinden steckt und stößt bei ihrer Suche auf das Start-Up. Doch wer wirklich in dem Unternehmen die Fäden zieht, das ergibt sich erst nach und nach. Und währenddessen marschieren auf den Straßen nationale, rechtsgerichtete Kräfte, die ein völliges Verbot der Drogen fordern. Schon bald droht die Stimmung überzukochen.

Auch wenn Die Lieferantin laut Zoe Beck irgendwann in der Zukunft angesiedelt ist, wirkt ihr Szenario bedrohlich plausibel und nah. Längst sind die Drohnen am Himmel zu einem Alltagsphänomen geworden, schon lange zeichnet sich ab, dass der herkömmliche Kampf gegen die Drogenflut nicht zu gewinnen ist (man schaue sich nur die Crystal-Meth-Schwemme im Bayerisch-Tschechischen Grenzland an oder die Versuche Kaliforniens, Marihuana zu legalisieren).

In diese Zeit passt Die Lieferantin also ganz hervorragend, auch wenn die ganzen Brexit- bzw. Druxit-Bezüge im Buch für mein Empfinden etwas überstrapaziert waren. Denn auch ohne die klaren Bezüge auf die nationalistischen Brexiteers oder sontigen rechtsgerichteten Kräfte funktionert die Erzählung nämlich ganz hervorragend. Zoe Beck hat erneut ihren Finger am Puls der Zeit und präsentiert mit diesem Krimi einen hochaktuellen, spannenden und originellen Roman, dem man die in einigen wenigen Passagen etwas platten und plakativen Szenen gerne verzeiht. Zudem regt das Buch dazu an, die eigene Haltung zu Drogen und deren (Ent-)Kriminalisierung zu überdenken und lohnt von daher der Lektüre!

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Tom Hillenbrand – Drohnenland

Unerkannt im Drohnenland

Der Minority Report ist in Europa fast vollständig wahrgeworden. Dank Drohnen, Vollzeit-Überwachung und CCTV gibt es eigentlich keine Verbrechen mehr, die man nicht aufklären könnte. Dass dies doch der Fall ist, muss der Kommissar Aart van der Westerhuizen schnell erkennen: Ein Parlamentarier wurde im Brüsseler Niemandsland erschossen, doch die Aufklärung ist trotz umfassender Speicherung aller Daten kaum möglich. Es scheint, als hätte eine mächtige Gruppe Interesse an der Nicht-Aufklärung des Falles – doch Aart van der Westerhuizen lässt nicht locker. Schnell stößt er auf die Spuren eines Komplotts, das die Vereinigten Staaten von Europa bedroht …

Drohnenland liest sich, als hätten Philip K. Dick und Edward Snowden zusammen getan, um die Menschheit aufzurütteln. In einer Zeit, in der Amazon Liefer-Drohnen testet, sämtliche digitale Ströme ausgewertet werden und immer mehr Dienstleistungen an Computer outgesourct werden erscheint der Roman Tom Hillenbrands weniger wie Science Fiction als eine Vorausschau von ein paar Jahren.

Bemerkenswert an diesem Roman ist auch die Tatsache, dass Hillenbrand dieses Buch noch vor den Snowden’schen Enthüllungen begann. Durch letztere bekommt das Buch einen ganz neuen Beiklang und sollte uns über Vorratsdatenspeicherung und Co noch einmal neu nachdenken lassen.
Ein toller Verschwörungsthriller mit einem originellen Plot, bei dem es mir lieber wäre, wenn sich die Voraussagen dieses Buchs nicht so krass bewahrheiten. Privatsphäre hat auch Vorteile, wie Drohnenland eindringlich beweist!

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