Und damit liegt sie auch schon wieder hinter mir – die Leipziger Buchmesse 2019. Die bisher wohl dichtest gedrängte, aktivste und anstrengendste Messe, die ich bisher erleben durfte. Viel nette Blogger, Bücher und Vea Kaiser. Aber doch first things first.
Donnerstag
Meine Anreise fand diesmal schon am Donnerstag statt. Zur Mittagszeit traf ich auf dem Messegelände ein. Persönlich ist mir ja Leipzig immer etwas lieber – entspanntere Anreise, besserer Presseparkplatz, mehr Übersichtlichkeit. Auch die Akkreditierung funktionierte reibungslos, und so ging es für mich dann mit einem Interview mit Anselm Oelze los. Dieser hat jüngst sein Debüt Wallace im Schöffling-Verlag an den Start gebracht. Ein wirklich sympathischer Autor und ein sehr gutes Gespräch – mehr davon gibts dann bald hier auf dem Blog zu lesen.
Anschließend gings dann noch zum Suhrkamp-Stand und zu Kiepenheuer&Witsch, wo die neuen Vorab-Vorschauen und ein oder zwei Besprechungsexemplare zu mir fanden (Kick-Ass Women und Julian Barnes‚ Die einzige Geschichte). Dann noch kurz in mein AirBnB eingecheckt, und schon gings weiter zum nächsten Termin. Beim Bloggerempfang des Tropen-Verlags gab es feines Essen, beste Blogger und eine Entdeckung – nämlich Elisabeth R. Hager mit ihrem Roman Fünf Tage im Mai. War ich zuvor in den Vorschauen über das Buch hinweggegangen, so hat mir diese Lesung und Präsentation jetzt aber Lust auf mehr gemacht.
Nach einer reichlich ermüdenden Lesung (und leider auch recht fahrigen Moderation – Thomas Palzer mit Die Zeit die bleibt, Moderation Franz Dobler), bog ich dann in Form der Tropen-Party auf die Zielgerade des Abends ein.
Freitag
Nach den Ausschweifungen des Donnerstags ging es dann am Freitag wieder fachlich zur Sache. Ich hatte mir einen stündlichen Terminreigen zurechtgebastelt, der am Mare-Stand seinen Anfang nahm. Beim Hamburger Verlag erscheinen einige neue Bücher im Herbst, auf dem Schirm haben sollte man auf alle Fälle. Zudem erfuhr ich, dass dieses Jahr großes Melville-Jahr ist. Der Geburtstag des amerikanischen Schriftstellers jährt sich zum 200. Mal. Grund genug, sich endlich mal an Moby Dick zu wagen. Wem das zu dick ist, der könnte aber auch als Einstieg zu John Marr greifen.
Danach gings einen Stand weiter zu Wallstein. Auch hier gibt es vielversprechende neue Bücher – und spannende Autor*innen zu entdecken. Hat hier jemand schon einmal etwas von Steven Bloom gelesen oder gehört? Dieser Autor war mir bis zum Treffen mit Louisa Kröning auch kein Begriff. Zudem sei an dieser Stelle nochmal auf zwei fantastische deutschsprachige Titel aus dem Programm von Wallstein hingewiesen – nämlich Steffen Menschings Schermanns Augen und Emanuel Maeß‚ Gelenke des Lichts.
Danach folgte das Kiwi-Bloggertreffen – und hier: erster großer Auftritt Vea Kaiser. Schon zwei Wochen davor hatte ich die Österreicherin getroffen, als sie zum ersten Mal bei Gottschalk liest? über ihren neuen Roman Rückwärtswalzer sprach. Nun also nächster Auftritt von Vea Kaiser, die die geladenen Literaturblogger mit jeder Menge Süßwaren aus der Backmanufaktur Kaiser sowie österreichischem Wein umgarnte. Eine hervorragende Idee, bereits vor Lesungen den Rezipient*innen Alkohol zu kredenzen, wie nicht zuletzt eine andere Veranstaltung bewies (unbedingt Berits Thread lesen – es lohnt sich!)
Ich bin gerade auf dem besten Literaturevent meines Lebens.— Berit Glanz (@beritmiriam) 23. März 2019
Doch auch ohne Alkohol hätte Frau Kaiser diesen Auftritt ebenso flüssig und wortreich bestreiten können (wie auch die weiteren Auftritte im Laufe der Messe und dieses Textes zeigen werden).
Danach folgte noch ein Date bei meinem Lieblingsverlag Matthes&Seitz (kleiner Spoiler – es gibt weitere Naturkunden, unter anderem zum Thema Schleim). Dann weiteres Bloggertreffen, diesmal ausgerichtet vom Diogenes-Verlag aus der Schweiz (mit einer ebenfalls omnipräsenten Daniela Krien).
Wer bis hierher den Eindruck gewonnen hat, dass das Schnabulieren und der Müßiggang einen großen Teil meines Messebesuchs ausgemacht hat, der liegt natürlich vollkommen richtig. Aber auch die Arbeit stand noch ins Haus, schließlich wollte ich auch Michael Roes interviewen, der mit Zeithain einen ganz und gar großartigen Roman vorgelegt hat. Herida Duro, sein neues Werk, hatte ich nicht ganz verstanden. Deshalb war ich froh um die Möglichkeit eines Interviews, das es demnächst auch hier zu lesen geben wird.
Danach noch ein abschließender Gang durch die Gänge der Messe. Und wer saß schon wieder beim Kiepenheur&Witsch-Stand mit unverkennbarem Kopfputz und reichte Dirk von Lotzow die Überreste des österreichischen Naschwerks? Natürlich abermals Frau Kaiser.
Durch Zufall stolperte ich beim Gang zurück zum Messezentrum noch in die Aufzeichnung von ZDF-Aspekte und durfte so einem kleinen Konzert von Tom Walker beiwohnen – danach ging es dann aber erst einmal heim. Schließlich hatte ich auch schon lange nichts mehr schnabuliert. Und somit dann Vorhang auf für Tag 3 und Vea Kaiser.
Samstag
Da ich die ersten Termine erst auf die Mittagszeit gelegt hatte, nutzte ich die Zeit am Samstag Morgen für einen Bummel. Passend zum Fontane-Jahr trug dieses Vorhaben den Arbeitstitel Wanderungen durch die Mark Buchhallen. Dabei ist es doch immer wieder erstaunlich, was für großartige Verlage tolle Bücher machen, die ich nicht auf dem Schirm habe (besonders wurde mir von meiner Kollegin Birgit der Roman Der Tod des Löwen aus dem Homunculus-Verlag ans Herz gelegt. Aber auch die bibliophile Ausgabe von Alexander von Humboldts Ansichten der Natur aus der Anderen Bibliothek wusste mir sehr zu gefallen).
Danach noch ein Termin bei Diogenes (hier sprachen mich vor allem die kommenden Titel der beiden Neuzugänge Simone Lappert und Steven Price an). Dann weiter bei Schöffling (ebenfalls verheißungsvolles Herbst-Programm, vor allem da dort auch der Debütroman von Berit namens Pixeltänzer erscheint). Und dann der letzte Termin bei Ullstein, der im Zusammenwirken mit Susann einen wirklichen Höhepunkt zum Abschluss bildete. Dann Abmarsch zum Auto, vorbei an der Bühne der ARD. Und wer sitzt da schon wieder, mit neuem Kopfputz aber altbekanntem Titel? Na ja, dieses Rätsel ist jetzt wahrlich nicht allzu schwer.
Was bleibt?
Was bleibt von der Messe? Eine Blase am Fuß. Ein halber Koffer neuer Leseexemplare. Tolle Begegnungen. Viele ausgetauschte Visitenkarten. Diese Messeberichte von Julia und Tobias. Jede Menge Esprit, gutes Essen und Freude und die Erkenntnis, dass der Untergang des Buchs, der ja vor jeder Messe beschworen wird, immer noch deutlich auf sich warten lässt und hoffentlich nie kommen wird. In diesem Sinne – wir sehen uns in Frankfurt oder Leipzig nächstes Jahr!