Mörderisches Echo
Denn plötzlich kann Harry Geräusche hören und Taten sehen, die sich an bestimmten Orten einmal abgespielt haben. In Visionen offenbaren sich ihm die grausigen Geheimnisse, die an jedem Ort und hinter jeder Tür lauern können. Von Kindesbeinen an verfolgt ihn diese Gabe.
Als Student hat Harry nun einen Weg gefunden, um diese Klänge zum Verklingen zu bringen – und der Weg heißt Alkohol. Eigentlich könnte Harry in seinem White-Trash-Dasein versinken, wenn er nicht eines Abends die Bekanntschaft von Tad machen würde, die sich gegenseitig auf den richtigen Weg zurückbringen wollen. Als sich Harry nun auch noch verliebt, werden die Dinge nun richtig kompliziert.
Joe R. Lansdale hat erneut einen feinen Thriller abgeliefert, der diesmal härter ausgefallen ist als die „üblichen“ Romane von ihm, in denen sich seine Protagonisten an (mörderische) Erlebnisse aus ihrer Kindheit zurückerinnern. Das Buch, das im Opus Magnum Lansdales diesem Buch an nächsten kommt dürfte der Noir-Thriller Die Kälte im Juli sein. Wer auf einen der eher „sanfteren“ Krimis á la Das Dickicht oder Dunkle Gewässer gehofft hat, der sieht sich bei Blutiges Echo wahrscheinlich enttäuscht.
Die mit seiner Gabe gequälte Seele Harry porträtiert Joe R. Lansdale eindrücklich und zeigt einen Teenager, für den die Zeit, in der eh alles schon kompliziert ist, noch komplizierter wird. Die synästhetische Gabe Harrys fügt sich nahtlos in das Gesamtkonzept des Buchs ein, obwohl man bei der Lektüre des Klappentextes vielleicht eher an einen übersinnlichen Thriller denken würde. Das Buch liest sich schnell weg – ein gewohnt guter Lansdale-Schmöker mit hoher Pageturner-Qualität!