David Pfeifer – Die rote Wand

 Krieg in den Alpen

Ein Mädchen wird zum Mann, beschließt sich die Haare abzuschneiden, sich beim Militär einzuschreiben und zu kämpfen. Aus dem jungen Mädchen wird Richard, der mit seiner Truppe im Ersten Weltkrieg in den Dolomiten in Südtirol in den Bergen die Stellung gegen die herannahenden Italiener verteidigen muss. Eine Himmelfahrtsmission inmitten von Schnee, Steinschlägen und Kanonendonner.

Die Geschichte, auf der David Pfeifers dritter Roman basiert, ist allerdings nicht ausgedacht, vielmehr spinnt er seine Version der damaligen Ereignisse um die Biographie der historisch verbürgten Figur der Viktoria Savs, die tatsächlich im Alter von 15 Jahren diese wahnsinnige Unternehmung bestritt.

Pfeifer erzählt vom kargen Ausharren auf Bergspitzen, weil es die Offiziere so angeordnet haben. Inmitten der Männer wird das Mädchen selbst zu einem vorbildlichen Kämpfer, sie hält mit den Männern mit und schleppt schweres Material auf Berge, erlegt Gämsen und verteidigt Stellungen. Doch der Krieg fordert auch hohe Opfer, Kriegsgefangene wie Soldaten aus der eigenen Truppe sterben oder werden vom Feind erschossen. Die Rote Wand, so der Name einer Bergformation, soll zum entscheidenden Wendepunkt des Kampfes um die Alpen und Tirol werden. Die Truppe um Richard scharrt sich zum letzten Gefecht.

Mit Die Rote Wand hat sich David Pfeifer wirklich ein spannendes Thema ausgesucht, das aus dem breiten Bewusstsein schon verschwunden ist. Wie kam es, dass Südtirol von Tirol abgetrennt wurde und wie hat man sich den Krieg in den Bergen vorzustellen? Im Buch des österreichischen Autors wird all das wieder lebendig.

Etwas mehr Tiefe wäre wünschenswert

Ein hochspannendes Sujet, leider gelang es Pfeifer für mein Empfinden nicht, die Figuren in seinem Buch mit Leben zu füllen. Die Kämpfe des Mädchens in den Baracken auf den Bergen, sein Einsatz und die Opfer, die die Kämpfe in den Bergen kosteten, werden klar dargestellt. Wie es in „Richard“ drinnen aussieht, dafür interessiert sich Pfeifer eher weniger. Auch die anderen Soldaten sind eher mit groben Pinsel gezeichnet, hier hätte ich mir ein wenig mehr Tiefe und Ausleuchtung gewünscht.

Manchmal kippt mir das Buch für mein Empfinden auch zu sehr in eine Art Landserroman, wenn die Kameradschaft auf dem Berg beschworen wird. Dies konnte mich nicht wirklich überzeugen.

So bleibt bei mir nach der Lektüre von Die Rote Wand das Gefühl einer Lehrstunde über den ersten Weltkrieg in den Alpen zurück. Der Roman sensibilisiert für das Thema, die Figuren, die in der Roten Wand kämpfen, können dafür nicht so mitreißen.

Ein positives Wort sei nur noch über die Gestaltung des Buchs sowie die vorbildlich ergänzende App verloren, die kostenlos tolle Hintergrundinfos und Bilder zu den Locations im Buch liefert. Dies wünscht man sich öfters bei solchen Büchern!

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