Der Stich ins Wespennest
Derb, brutal und spannend – das sind die Adjektive, die das Buch Gluthitze von Joe R. Lansdale wohl am besten beschreiben.
Bereits 2010 unter dem Titel Gauklersommer im Golkonda-Verlag erschienen hat sich der Suhrkamp-Verlag die Rechte für das Taschenbuch gesichert und dieses nun unter einem weniger aussagekräftigen Titel publiziert.
Wie schon bei Kahlschlag, dem ersten von Lansdale im Suhrkamp-Verlag erschienen Roman, stellt sich wieder ein einzelner Protagonist einem ganzen System entgegen, um für Gerechtigkeit und Wahrheit zu kämpfen.
Diese Verbindung kommt nicht von Ungefähr, schließlich ist Cason Statler der Urenkel der in Kahlschlag agierenden Sunset Jones, die schon vor Generation im texanischen Kaff Camp Rapture ein Verbrechen aufdeckte. In Gluthitze ist es nun an Cason, die Familientradition zu wahren und dem Bösen den Kampf anzusagen.
Die Heimkehr des Cason Statler
Cason kehrt aus dem Irak-Krieg zurück und findet bei der örtlichen Dorfgazette eine Anstellung als Kolumnist, wo er schnell seinen Riecher beweist. Statler, früher einmal für den Pulitzer-Preis nominiert, klemmt sich hinter die Geschichte der verschwundenen Caroline, über deren Verbleib sich das Dorf ausschweigt. Schon bald pflastern Gewalt und Leichen den Weg zur Wahrheit, den Cason unbeirrt beschreitet..
Gluthitze ist ein typischer Lansdale: Wie immer in Texas angesiedelt erzählt der amerikanische Autor von einer bigotten Gesellschaft und skrupellosen Morden, charakterisiert einen gescheiterten Reporter und blickt dennoch zuversichtlich in die Zukunft.
Leider zählt die Geschichte nicht zu den stärksten Romanen, die Lansdale vorgelegt hat. Der Plot ist zumindest in den ersten Teilen reichlich übersichtlich und lässt einiges an Finesse vermissen, ehe er im letzten Drittel noch einmal aufdreht. Auch kann die Sprache und die Zeichnung der Charaktere von Gluthitze nicht immer überzeugen – zu derb und brutal sind manche Passagen und Protagonisten geraten.
Dennoch ist es für mich unerklärlich, warum ein fantasievoller und sprachmächtiger Autor wie Lansdale nach wie vor eher den Krimikennern als der breiten Masse ein Begriff ist. In seinen Werken beweist er – mal stärker, mal eher weniger – wie bunt und aufregend Kriminalliteratur sein kann.
Zwar mag Gluthitze nicht Lansdales Meisterwerk sein, spannend und originell ist das Buch doch zumeist und passt nicht nur vom Titel her hervorragend zum Sommer und sorgt für einige spannenden Stunden in der Hitze!