Meine besten Bücher 2020

Das war es auch schon wieder, dieses verrückte Jahr 2020. Eines, das mal quälend langsam verging, dann aber auch wieder raste.

Ein Jahr, an dessen Ende ich noch einmal kurz zurückblicken möchte. Schließlich war das vergangene Jahr in vielerlei Hinsicht besonders. Zweimal musste ich meine Bücherei zusperren, Buchhändler*innen wurden zu Versandspezialisten. Zwei Buchmessen fielen ersatzlos aus, ebenso waren Lesungen in diesem Jahr wirkliche Mangelware.

Hier in Augsburg hatten wir Glück, durften wir zwei literarische Soireen in Zusammenarbeit mit der Augsburger Allgemeine durchführen, gerade, als es die Infektionslage zuließ. Kurz vor dem ersten Lockdown war im März Ingo Schulze zu Gast, im Herbst vor dem neuerlichen Lockdown begrüßten wir Olga Grjasnowa zu Gast. Im Anschluss debattierten wir wieder über die Bücher der jeweiligen Saison und ich freute mich, einem großen Publikum die Werke Robinsons Tochter von Jane Gardam und Long Bright River von Liz Moore ans Herz legen zu dürfen. Zwei meiner absoluten Lesehighlights in diesem Jahr.

Eine weitere Lesung, die mir im Gedächtnis bleiben wird, war die Augsburger Premiere von Thomas Hettches bestrickendem Roman Herzfaden, in dem er die Geschichte der Augsburger Puppenkiste und die ihrer Gründer*innen erzählt. Ein hervorragendes Buch, ganz zurecht auch für den Deutschen Buchpreis im Herbst nominiert.

Buchpreis, Blogbuster und Aufreger

Doch nicht nur den Deutschen Buchpreis habe ich in diesem Jahr wieder begleitet. Auch durfte ich Teil der Jury des Blogbusterpreises sein. Hier waren vielen Manuskripte zu sichten, aus denen ich mich schlussendlich für Yannick Dresens Romanentwurf entschied.

Auch bin ich froh, dass das Jahr nicht ganz so düster endete, wie es sich noch im Frühjahr angedeutet hatte. Zwar gab es für mich einen ganz klaren Aufreger zum Jahresende (der dann zum mit Abstand meistgeklickten Beitrag des Jahres avancierte), generell verlief das Jahr aber dann doch besser als gedacht.

Sieht man von Ärgernissen wie etwa der Cancel-Culture-Phantomdebatte in diesem Jahr ab, bei der man die Aufmerksamkeit und Energie besser für alle die untergegangen Bücher im Frühjahr aufgewendet hätte (zum Beispiel dieses oder dieses hier), war doch auch vieles ganz in Ordnung.

So erzielte der Buchhandel trotz allen Widerfahrnissen mehr erfreuliche Ergebnisse. So gewann mit Helga Schubert gewann so eine Autorin den Bachmannpreis, die durch die digitale Durchführung des Preises ihr Zuhause nicht verlassen musste, in dem sie ihren Mann pflegt.

Besprechungen, Klicks und weiter so?

Auch ich durfte an ein paar digitalen Treffen teilnehmen. So war ich bei Kai Wielands Lesungen zu Zeit der Wildschweine dabei oder traf im Rahmen der Messe Verlagsmitarbeitende und Blogger*innen digital. Kein gleichwertiger Ersatz für all das Ausgefallene, aber wenigstens eine Alternative mit Charme.

Meist gleicht das Schreiben hier einer Arbeit im luftleeren Raum, ohne Echo oder Widerspruch. Dennoch bleibt die Arbeit beglückend, nicht zuletzt durch solche Aktionen oder eine nette Mail, die mich ab und an mal erreicht, und die zu Weitermachen animiert.

Apropos Weitermachen. Auch wenn andere Blogger aufgeben oder das Ende der Blogs gekommen sehen, so kann ich dieses Urteil nicht bestätigen. Die Zugriffszahlen und die Abonnements steigen weiterhin an, wenngleich die Interaktion weiter abnimmt. Im Lauf des Jahres erschienen hier in der buch-Haltung 115 besprochene Bücher (69 davon von Autoren, 45 von Autorinnen für Statistikfüchse).

Enttäuschungen waren erfreulich wenige darunter, Mittelmaß einiges, aber deutlich mehr Highlights. Bücher, die mich durch ihre Sprache, Form, ihren Plot oder ihre Originalität (im besten Falle alles zusammen) überzeugten gab es 2020 reichlich.

Hier der Übersichtlichkeit halber noch einmal eine Grafik einiger meiner Highlights. Alle unten aufgeführten Bücher finden sich mit ausführlichen Besprechungen auf dem Blog.

Und wie soll es nun weitergehen? Was bringt 2021? Wird es wieder Buchmessen geben? Läuft Instagram den Buchblogs endgültig den Rang ab? Wird Sebastian Fitzek zum vierten Mal in Folge das meistverkaufte Buch des Jahres vorlegen? Ist es an der Zeit, dass Simone Buchholz mal für den Deutschen Buchpreis nominiert wird?

Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, was ich mir wünschen würde für das Literaturjahr 2021. Das hat mich nämlich die Redaktion des A3-Kulturjournals gefragt. Meine Antwort darauf soll diesen kleinen Rückblick beschließen. Was wünscht ihr euch fürs neue Jahr?

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Anderl
Anderl
3 Jahre zuvor

Lieber Marius, an dieser Stelle von mir ein kleines Dankeschön. Ich schätze und lese gerne Ihren Blog. Ohne diesen wären mir Werke wie ‚Die niederen Himmel‘ oder ‚Alles Licht, das wir nicht sehen‘ wohl eher nicht aufgefallen. Ich schätze Ihre literarische und auch gern mal etwas abseits der Literatur geäußerte Meinungen hier. ‚Ihre‘ Literatur, über die sich zu schreiben lohnt, trifft oft auch meinen Geschmack. Leider bleibt mir nur die wenige Zeit, einige davon auch zu lesen, aber das hat sich oft gelohnt. Daher hinke ich auch noch etwas hinterher und hab in diesem Jahr (wenn wir schon beim Jahresrückblick… Weiterlesen »

Last edited 3 Jahre zuvor by Anderl