Robert Wilson – Die Stunde der Entführer

Welch konzertierte Aktion: In London werden im Handstreich sechs Sprößlinge von Milliardären auf fantasievolle Art und Weise gekidnappt. Mit außergewöhnlichen Forderungen wenden sich die Entführer an die Eltern der Opfer. Diese sind auf ganz unterschiedliche Art und Weise zu ihrem Reichtum gelangt, von einem deutschen Supermarkt-Tycoon reicht die Palette bis zu einem russischen Mafiachef mit Verbindungen zum Kreml.

Die Stunde der Entfuehrer von Robert WilsonKeine ganz einfache Gemengelage, in die sich der Kidnapping-Consultant Charles Boxer in seinem mittlerweile dritten Fall einmischt (zuvor erfolgten seine Einsätze in Stirb für mich und Ihr findet mich nie), da nicht nur jede der einflussreichen Opferfamilien eigene Strategien verfolgt, sondern auch die Kidnapper Pläne haben, die alles andere als durchschaubar sind. Einfacher wird das Spiel auch dadurch nicht, dass Charles Boxer privat durch die Schwangerschaft seiner Freundin belastet ist. Als auch noch der Freund seiner Ex-Frau gekidnappt wird, droht auch Boxer den Überblick zu verlieren.

Über eines muss man sich bei Die Stunde der Entführer im Klaren sein. Die Geschichte ist mehr als nur konstruiert (jeder der schon größere Pläne geschmiedet hat, weiß das der Zufall alles andere als berechenbar ist. Dass hier ausgerechnet eine derart komplexe und feingliedrige Operation wie die Entführung von sechs Kindern innerhalb zweier Tage an verschiedenen Orten klappen soll erfordert schon ein gewisses Quantum an Nachsicht des Lesers), doch Wilson macht seinen Job gut.

Wie stets bei ihm wächst sich aus dieses Anfangsereignis schnell in globale und höchst komplexe Bahnen aus, gleich einem Stein, den man in einen ruhigen Teich wirft. CIA, russische Geheimdienste, Edward Snowden, Folter in amerikanischen Militärgefängnissen – Wilson wirft zahlreiche Elemente in seinen Plot, bei der Leser immer wieder ordnen und rekapitulieren muss, um bei der verwicklungsreichen Geschichte durchzusteigen. Wer sich auf die komplexe Welt Charles Boxers einlässt, bekommt hier einen schnell von Handlungsstrang zu Handlungsstrang hüpfenden Thriller serviert, der nahtlos an seine Vorgänger anknüpft.

 

 

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