Karl-Ove Knausgård – Spielen

Eine norwegische Kindheit

 „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

Friedrich Schiller :  Über die ästhetische Erziehung des Menschen.

Friedrich Schiller fasste schon Ende des 18. Jahrhunderts zusammen, was der norwegische Bestseller-Autor Karl-Ove Knausgård im dritten Teil seines Min-Kamp-Zyklus‘ mit der deutschen Übersetzung Spielen bestätigt.

 

Um dieses ehrliche, unbändige Spielen zu betrachten, begibt sich Knausgård tief hinein in seine Erinnerungen an seine Kindheit. Spielen im Park, Herumstrolchen, erste Erfahrungen des eigenen Körpers – all das packt er wieder hinein in dieses wilde literarische Kaleidoskop , wie er es zuvor schon mit den Themen Sterben und Lieben getan hat.

In einem wilden Erinnerungsstrom gedenkt er seiner ruhigen Kindheit in Norwegen, dem Aufwachsen in einem strengen und disziplinierten Haushalt und die Freundschaften und Streifzüge, die er im Laufe seiner Schulzeit unternahm.

Erkundungen einer Müllkippe, Beschreibungen der Urlaube auf dem Bauernhof der Großeltern oder Schikanen seines disziplinversessenen Vater, unter denen Karl-Ove ständig leiden musste.

Neben alltäglichen Betrachtungen stehen auch hier wieder existenzialistische Einsichten, Überlegungen und Gedanken, die den Leser in Knausgårds Welt einladen und unwiderstehlich in eigene Erinnerungen überführen. Für mich bietet das autobiographische Romanprojekt Knausgård stets viele Reflektionsvorlagen und schleuderte mich durch die Beschreibung  alltäglichen Ereignisse direkt wieder zurück in die eigene Kindheit und jene Tage, in denen die Tage scheinbar endlos waren und an jeder Ecke Überraschungen und spannende Streifzüge lauerten.

Dieses ehrliche, ungefilterte und echte Spielen – Knausgård holt es wieder hervor und versetzt den Leser damit selbst wieder in seine Kindheit. Erneut eine superbe literarische Reflektionsvorlage für die eigene Biographie!

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Eleanor Catton – Die Gestirne

Sternenstaub

Es ist ein Bild, das Künstler in Öl hätten malen können: Eines Abends 1866 im Januar betritt Walter Moody im Städtchen Hokitika in Neuseeland das Crown Hotel. Eigentlich möchte er nur Ruhe finden und einen Drink zu sich nehmen, doch als er das Raucherzimmer des Hotels betritt, stört er eine illustre Versammlung, die durch das Auftauchen des Glücksritters im Hinterzimmer beträchtlich in Aufregung gerät.
12 Männer haben sich im Raum versammelt, um mysteriösen Dingen auf den Grund zu gehen. Es geht um verschwundenes Gold, eine bewusstlos aufgefundene Hure, verschwundene Frachtkisten, einen toten Einsiedler, dubiose Dokumente, einen verschwundenen Goldschürfer und dergleichen mehr.
Dies klingt nicht nur kompliziert – es ist es auch. Doch die Versammlung der 12 Männer zieht nach den anfänglichen Irritationen Walter Moody schnell in ins Vertrauen. Einer nach dem anderen enthüllt in seinen Ausführungen, welche Ereignisse dafür gesorgt haben, dass die Männer just an jenem Abend im Crown Hotel zusammenkamen.

Von Sternen und Strängen

Eleanor Cattons Roman (fabelhaft ins Deutsche übertragen von der Dickens-Übersetzerin Melanie Walz) ist ein Buch, das sich schwerlich in Worte packen lässt. Inhaltlich verschränkt die junge Autorin Astronomie, den neuseeländischen Goldrausch, einen Krimi und Astrologie zu einem höchst ungewöhnlichen Gemenge.
Mag man beim Lesen des Klappentextes dieses Romans auch den Eindruck bekommen, es handele sich bei Die Gestirne alleine um einen Krimi oder eine Liebesgeschichte, so stellt man im Lauf der Seiten fest, dass sich das Buch ebenso strikt wie gekonnt einer Einordnung in ein Genre entzieht.
Die so plakativ beworbene Romanze rollt sich nur langsam auf und auch Krimileser dürften zunächst enttäuscht sein. Dabei hat das Buch doch eigentlich alles, was einen Krimi auszeichnet – verschwundene Personen, Mord, Geheimnisse allerorten.
So leicht macht sich es Eleanor Catton dann aber nicht (was man bei einem mit dem Booker-Preis 2013 ausgezeichneten Roman auch nicht erwarten sollte).
Den 12 Männern im Raucherzimmer ordnet sie individuelle Tierkreiszeichen zu, die die Handlung bestimmen. Einzelne Sternzeichen zueinander sind die Kapitelüberschriften und ähnlich einem Experiment stellt sie zunächst immer wieder die einzelnen Protagonisten gegeneinander auf, um ihre Beziehungen und Geheimnisse langsam zu entschlüsseln.

Der goldene Schnitt des Erzählens

Der goldene Schnitt bei einer Schnecke (c) Flickr

Der goldene Schnitt bei einer Schnecke (c) Flickr

Am Anfang liest sich das Ganze unglaublich statisch. Umständlich erläutert jeder Charakter Querverbindungen und Hintergründe. Ähnlich wie Walter Moody muss man erst einmal hinter die einzelnen Geschehnisse, Charaktere und deren Geheimnisse kommen.

Eleanor Catton lässt sich Zeit um die Fäden langsam zu entrollen. Wie bei einer Schnecke folgt Windung auf Windung.
Und die Schnecke ist auch ein perfektes Bild, um die Konstruktion des Romans zu erklären. Die knapp 1050 Seiten von Die Gestirne folgen nämlich einem klaren Muster. 12 Protagonisten gibt es, 12 Tierkreiszeichen beschreiben diese und folglich gliedert sich der Roman auch in 12 Abschnitte auf.
Von diesen ist jeder genau um die Hälfte kürzer als der vorangegangene. Einzelne Kapitel werden mit der antiquierten Technik der vorangestellten Zusammenfassung des Kapitels eingeleitet und kennzeichnen sich durch eine alte, aber nicht altmodische Sprache.
Der erste Teil und damit auch die ersten Kapitel des Buchs sind sehr lang, erst nach 460 sind die Hintergründe des Treffens im Crown Hotel erläutert und die einzelnen Figuren eingeführt,
um dann gegenläufig zu werden. Immer kürzer werden die Kapitel und die Abschnitte, sodass sich das Lesetempo mit dem Voranschreiten des Buchs steigert.
Für mich ist dies der goldene Schnitt des Erzählens, der hier höchst originell umgesetzt wird.

Ein Panoptikum des Goldrausches

Mit Die Gestirne ist Eleanor Catton einer der wohl ambitioniertesten und am sorgfältigsten komponierten Romane der letzten Jahre gelungen, dessen Auszeichnung mit dem Booker-Prize nur konsequent erscheint. Mich unterhielt das Buch nicht immer, gerade zu Beginn hätte ich mir mehr Tempo und weniger Statik gewünscht. Wie sich dann aber zum Ende des Buchs hin alles fügt und sich die Mühe und Akribie zeigt, die Catton der Konstruktion ihres Romans zugrunde legt, dies verdient allerhöchste Anerkennung.
Für mich ist dieses Buch, müsste man es zusammenfassen, ein literarisch ausgefeiltes Panoptikum des neuseeländischen Goldrausches in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine Genreeinteilung schlägt für mich genauso fehl wie eine inhaltliche Eingrenzung dieses Mammutwerks. Sicher in seiner Form momentan ein Solitär in der Literatur!

 

Hier spielt „Die Gestirne“: Die Provinz Otago,in Neuseeland, ein Zentrum des Goldrausch               (c) Flickr/Craig Holloway

 

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Adam Johnson – Nirvana

Neue und neueste Geschichten

Nach dem großen Wurf Das geraubte Leben des Waisen Jun Do, für das Johnson nicht nur viel Lob sondern auch den Pulitzerpreis zugesprochen bekam, gibt es nun Nachschub.

Abermals übersetzt von Anke Caroline Burger bietet Nirvana sechs Kurzgeschichten auf insgesamt 265 Seiten. Der geneigte Statistiker kommt hier auf eine Länge von durchschnittlich rund 45 Seiten pro Kurzgeschichte. Tatsächlich differieren die Geschichten beträchtlich, von 60 Seiten bis hin zu 30 Seiten reichen die Stories, die Johnson in seinem Band präsentiert.

Seine Geschichten sind doppelbödig – mal verweist eine Geschichte mit ein paar Worten auf eine andere Erzählung, mal wechselt er die Perspektive und schreibt aus der Sicht seiner Frau über deren Brustkrebserkrankung.

Ob als UPS-Auslieferer in einem von Hurrikanen völlig zerstörten New Orleans oder als uneinsichtiger ehemaliger Aufseher eines Berliner Stasi-Gefängnisses – stets findet Johnson ein originelles Setting und eine nicht minder passende Sprache. Seine Geschichten vermögen durch ihre Figuren und Lokalitäten überzeugen. Sogar nach Korea, wenn auch diesmal Südkorea, kehrt Johnson für eine Erzählung zurück.

Großartig erzählte Kurzgeschichten

Oftmals drängt sich bei mir beim Lesen von Kurzgeschichten bekannter Autoren der Eindruck auf, noch ein paar Restematerialen von Recherchen oder Romanentwürfen zu lesen. Mit dem Namen des prominenten Autors sollen Leser (und damit natürlich auch Käufer) angelockt werden, doch das Endprodukt vermag nicht zu überzeugen. Ganz anders nun Nirvana. Den Ton, den Johnson in seinen Kurzgeschichten anschlägt ist präsent, das Setting seiner Erzählung sehr originell und anders als bei mittelmäßigen Kurzgeschichten bleiben diese auch nach der Lektüre im Gedächtnis des Lesers (allen voran wohl Interessant!). Keine der sechs Geschichten ist schlecht und noch dazu gibt es obendrein eines der für meinen Geschmack ästhetisch ansprechendsten Buchcover des Jahres 2015.

Fazit: Eine der besten Story-Sammlungen, die ich in meinem Bücherregal aufbewahren darf!

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Bücher unterm Weihnachtsbaum

Bücher unterm Baum

Überraschung – noch 10 Tage bis Weihnachten – und noch immer keine Idee, was ihr schenken sollt?
Um diesem Problem zu begegnen, habe ich mich einmal für euch hingesetzt und einige Bücher hier versammelt, die zur Weihnachtszeit tolle Geschenke sind. Überhaupt, Bücher sind ja mein Präsent Nummer Eins, mit dem richtigen Buch für den richtigen Menschen kann man nämlich kaum etwas verkehrt machen.
Und bevor ihr jedem eurer Lieben 25 von Adele unter den Baum legt, dann macht euch lieber ein bisschen Mühe und sucht einen Buchhändler oder eine Buchhändlerin eures Vertrauens auf und lasst euch beraten oder von mir inspirieren. Und wenn das gewünschte Buch nicht vorrätig sein sollte, dann kann es euch der Buchhändler auch noch fix (meist sogar am nächsten Tag) besorgen, wenn er oder sie auf zack ist.
Außerdem macht es ja Spaß, im allgemeinen Trubel einfach mal ein bisschen zu verharren, zwischen Buchregalen zu stöbern und in andere Welten zu versinken.
Doch genug der Vorrede, hier kommen meine Tipps – vom spannenden Thriller bis hin zum gesellschaftskritischen Buch. Taschenbücher, fest gebundene Bücher Paperbacks. Dicke Titel und auch schmale Werke. Ob erst als teureres Hardcover erschienen, oder doch als preisgünstigere Taschenbuch – lasst euch einfach inspirieren!

Die schützende Hand – Wolfgang Schorlau

(Kiepenheuer&Witsch, Paperback, 14,99 €, ISBN 9783462046663)
 

 

„Wer erschoss Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos?“ Diese Frage führt den Stuttgarter Privatdetektiv und EX-BKA-Ermittler Georg Dengler in seinem mittlerweile achten Fall ganz tief in die Geheimnisse des NSU und seiner schützenden Aufpasser. Wie Dengler gräbt sich auch Schorlau immer tiefer in den Komplex aus Staatsschutz, Vertuschung und ausländerfeindlichen Morden. Und schon bald wird klar, dass es hier deutlich mehr Fragen als Antworten gibt. Mit vielen Quellen breitet Schorlau die Hintergründe dieses wohl einzigartigen Falles aus und zeigt, wie tief in die Morde auch staatliche Stellen verstrickt waren und sind. Weniger ein Krimi als ein hochaktuelles Zeitdokument des Themas NSU. Gut geschrieben, gut lesbar und ein ideales Geschenk für jeden an Zeitgeschichte und Spannung interessierten Leser (z.B. Papa).

 

Die Romantherapie – Susan Elderkin (…)

(Insel-Verlag, Taschenbuch, 10,00 €, ISBN 9783458360353)

Was soll ich immer nur lesen? Eine essenzielle Frage, die sich dem Leser guter Bücher öfter stellt. Susann Elderkin und ihre Mitstreiter setzen dieser Frage nun ihre Romantherapie entgegen, die 253 Bücher für ein besseres Leben anbietet. Was hier so pathetisch klingt, ist ein nach thematischen Schwerpunkten geordnetes Kompendium, das Bücher für bestimmte Situationen anbietet. Diese sind alphabetisch geordnet und bietet somit jedes Mal genau das Buch, das der Situation entgegenkommt. Es gibt Bücher gegen Angst, für Hochzeiten, gegen Stress, Einsamkeit, und so weiter und so fort. Die Bücher gehören teilweise zum Kanon der Weltliteratur, teilweise sind spannende Entdeckungen dabei. Jeweils kurz wird auf den Inhalt Bezug genommen, ehe die Verbindung zum thematischen Oberbegriff hergestellt wird.

 

Angereichert wird das mit Listen (u.a. die besten Bücher bei Erkältungen, für die Insel, für jeweilige Lebensabschnitte, etc.), Glossaren und Registern. Ein tolles Geschenk für jeden Bücherwurm!

Der amerikanische Architekt – Amy Waldman

(Heyne, Taschenbuch, 9,99 €, ISBN 9783453417625)
In Zeiten, in denen amerikanische Präsidentschaftskandidaten Muslimen die Einreise in die Vereinigten Staaten von Amerika komplett verbieten möchten, in denen sich Muslime stets nach Attentaten persönlichen von den Taten distanzieren müssen, in denen die Hysterie allgemein zuzunehmen scheint, da scheint ein kühler Kopf mehr als geboten. Diese geistige Abkühlung, will sagen Reflektion, bietet Amy Waldman mit der klugen, multiperspektivische Erzählung Der amerikanische Architekt. Dieser Architekt ist eigentlich ein Muslim, der mit dem Glauben eigentlich gar nichts am Hut hat. Doch dann gewinnt er ausgerechnet die Ausschreibung eines Wettbewerbs zur Gestaltung der Gedenkstätte für die Opfer eines Anschlags, der von radikalen Muslimen verübt wurde. Als die Identität des Architekten ans Licht der Öffentlichkeit kommt, beginnt ein Kampf der Kulturen, der Werte und der Lebensentwürfe. Waldman liefert keine Antworten, sondern beobachtet nur distanziert, wie die Debatte ihren Lauf nimmt. Hier darf man selbst überlegen, Position beziehen und sich in andere einfühlen. Das beste Rezept gegen Hysterie und ein ideales Geschenk für alle, die gerne den Kopf einschalten!

Breaking News – Frank Schätzing

(S.Fischer-Verlag, Taschenbuch 12,00 €, ISBN 9783596030644)
 
Breaking News ist das Amalgam aus der Geschichte Israels, einer Begehung der Schauplätze des arabischen Frühlings und ein Polit-Verschwörungsthriller.
Frank Schätzing erzählt stellvertretend durch drei Charaktere die Entwicklung Israels von der Gründung 1948 bis hin zur Regierung Scharon. Diese Familienerzählung beleuchtet die verschiedenen Aspekte, die Israel heute ausmachen (Siedler, ultraorthodoxe Juden, etc.) und die Gemengelage, die eine Lösung des Israel-Palästina-Konflikts nahezu unlösbar erscheinen lässt.
In diese Episoden, die chronologisch immer wieder aufblitzen, schneidet Schätzing die Geschichte von Tom Hagen, einem einstigen Reporterstar, der nun nach Fehlern auch im arabischen Frühling immer einen Schritt zu spät ist. Doch dann gerät er in Israel an Material, an dem auch der Geheimdienst Schin Bet Interesse hat und deshalb die Jagd auf Hagen eröffnet.
Dass Breaking News so ausgezeichnet funktioniert liegt an der tollen Schreibe Schätzings. er schafft es, in seiner prägnanten Sprache das Tempo zu variieren, Szenen zu überblenden und gekonnt zwischen seinen Protagonisten hin- und herzuwechseln. Großes Kino und mit fast 1000 Seiten auch ein Geschenk, an dem der Thriller- und Geschichtsfan lange seine Freude hat!

Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke – Joachim Meyerhoff

(Kiepenheuer&Witsch, Hardcover, 21,99 €, ISBN 9783462048285)
Bereits der dritte Band seiner autobiographischen Erinnerungen – und sein bester bislang. Meyerhoff erinnert sich in diesem Buch an seine Großeltern, die in ihrer Villa in Nymphenburg dem Alkohol über den Tag und die Maßen zusprechen. Während sich die Großeltern einen ganz eigenen Rhythmus geschaffen haben, muss Meyerhoff derweil an der Otto-Falckenberg-Schule einiges an Drill über sich ergehen lassen, da er Schauspieler werden will, ganz wie die eigene Großmutter.
Meyerhoffs Buch ist unglaublich lustig und ebenso traurig. Die Nostalgie und die Erinnerungen an die Großeltern verschneidet er mit lustigen Szenen aus seiner Schauspieler-Ausbildung und erzählt mit großem humoristischen Geschick. Alleine die Szenen der Gespräche seiner Großeltern und die komikreichen Schilderungen der Eigenheiten der Senioren sind die Lektüre dieses Buches wert.   Ein ideales Weihnachtsgeschenk für jeden, der gute Bücher und Humor mag. Ohne den Schenkelklopferwitz bedienen zu wollen, schafft Meyerhoff einen der lustigsten und melancholischsten Titel seit Langem. Für alle!

Die Gestirne – Eleanor Catton

(btb-Verlag, Hardcover, 24,99 €, ISBN 978-3-641-15896-5)

Und zum Abschluss nach Breaking News noch ein ebensolch dicker Schmöker, der diesmal nach Neuseeland entführt. Geschrieben hat ihn Eleanor Catton, die die jüngste Booker-Preisträgerin aller Zeiten ist. Ihr Buch ist mit 1040 Seiten mehr als nur umfangreich und bietet ein pralles Panoptikum an unterschiedlichsten Themen: Horoskope, Goldgräber, ungelöste Morde, Liebe – was will man mehr? Genau das Richtige für lange Winterabende, Teetassen, Kaminfeuer und Decken. Hier sei noch kurz der Klappentext zitiert:
Neuseeland zur Zeit des Goldrausches 1866: Als der Schotte Walter Moody nach schwerer Überfahrt nachts in der Hafenstadt Hokitika anlandet, trifft er im Rauchzimmer des örtlichen Hotels auf eine Versammlung von zwölf Männern, die eine Serie ungelöster Verbrechen verhandeln: Ein reicher Mann ist verschwunden, eine opiumsüchtige Hure hat versucht, sich das Leben zu nehmen, und eine ungeheure Summe Geld wurde im Haus eines stadtbekannten Säufers gefunden. Moody wird bald hineingezogen in das Geheimnis, das schicksalhafte Netz, das so mysteriös ist wie der Nachthimmel selbst.

 

So – und damit viel Spaß beim Besuch in der Buchhandlung eures Vertrauens!

Habt ihr auch Geschenketipps für Weihnachten? Dann immer her damit!

 

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Joachim Meyerhoff – Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke

Lücken des Lebens

Meyerhoff No. 3

Meyerhoff No. 3

Mit Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke stellt Joachim Meyerhoff sein Faible für ungewöhnliche und sperrige Buchtitel nun bereits zum dritten Mal unter Beweis. Dieser dritte Teil seines autobiographischen Romanzyklus‘ Alle Toten fliegen hoch verhandelt nun nach dem seinem Schüleraustausch in Amerika und seiner Kindheit auf dem Gelände einer Psychiatrie in Norddeutschland (Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war) seinen Werdegang als Schauspieler.

Im Alter von 19 Jahren beschließt Meyerhoff aus seiner norddeutschen Existenz auszubrechen und sein Glück am anderen Ende der Bundesrepublik zu suchen. Nachdem er an der Otto-Falckenberg-Schauspielschule seine Aufnahmeprüfung besteht, zieht er bei seinen Großeltern in deren Villa in Nymphenburg ein. Fortan ist sein Leben bestimmt vom Drill der Schauspielerausbildung und den präzisen alkoholischen Ritualen bei seinen Großeltern – oder wie Meyerhoff es formuliert:

„Alkohol spielte im Leben meiner mondänen Großeltern eine wichtige, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle.“ (S. 98)

Genau getaktet sprechen seine Großeltern dem Hochprozentigen zu, während der junge Joachim derweil versucht, in die Fußstapfen seiner schauspielerisch begabten Großmutter zu steigen.

Lücken, wohin man blickt

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