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Wolfgang Schorlau – Am zwölften Tag

Die Fleischmafia

Er hat es wieder getan: in seinem neuen Krimi Am zwölften Tag legt Wolfgang Schorlau einmal mehr den Finger in die Wunden unserer Gesellschaft. Diesmal schickt er seinen Privatdetektiv Georg Dengler auf eine persönliche Mission. Sein Sohn Jakob ist verschwunden. Offensichtlich hatte sich dieser in Angelegenheiten der fleischverarbeitenden Industrie herumgeschnüffelt. Nun liegt es an Dengler, seinen Sohn wieder zu finden und die Geheimnisse der Fleischindustrie zu ergründen.

Wolfgang Schorlau - Am zwölften Tag

Die Krimihandlung von Am zwölften Tag mag etwas an den Haaren herbei gezogen sein, beziehungsweise wenig Neues bieten.

Dennoch funktioniert das Buch hervorragend, da die Stärke des Buches in meinen Augen weniger auf dem Krimi als in seiner Verbindung mit dem brisanten Thema des Fleischkonsums und der Fleischherstellung steht. Schorlau schaut dahin, wo wie lieber unsere Augen abwenden: Wollen wir wirklich wissen, wie das Schnitzel zu dem wurde, als das es nun in der Kühltheke liegt? Wollen wir wirklich wissen, wer unser täglich Fleisch herstellt und wie die Arbeitsbedingungen der Menschen aussehen, die täglich in Schlachtereien ihren Dienst versehen? Der teure Preis unseres billigen Fleischs, er ist es, den Schorlau hier aufzeigt. Ein Thema, das in seiner drastischen Darstellung erschüttert, bei dem sich aber trotz aller Skandale bislang nichts geändert hat.

Zwar ragt in einigen Passagen der moralische Zeigefinger Schorlaus etwas überhöht auf, dennoch schmälert das die Qualität des Buchs keineswegs. Am zwölften Tag regt zum Nachdenken an und lässt uns unsere Ernährungsgewohnheiten hinterfragen. Müssen wir wirklich sieben Tage in der Woche Fleisch verzehren, das im Laden zu obszön billigen Preisen angeboten wird? Ein Krimi, der auch ein Debattenbuch ist. Und ein Buch, das uns wieder klar macht, wie teuer der Preis unseres Konsums eigentlich ist.

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