Tag Archives: Frankfurter Buchmesse

Das Literarische Quartett und ich

Warum nicht selber einmal Literarisches Quartett spielen? Vor zwei Wochen war es soweit und ich durfte im Rahmen der Frankfurter Buchmesse an einer besonderen Ausgabe des Quartetts mit Gastgeberin Thea Dorn teilnehmen. Was ich dabei so erlebt habe:


Es war ein Aufruf auf der Internetseite des Literarischen Quartetts, den ich zufällig beim Surfen entdeckte und der mich neugierig machte. Dort wurde dazu aufgerufen, sich beim ZDF zu melden, wenn man als Zuschauer selbst einmal beim Literarischen Quartett mitmachen möchte. Neben aufgezeichneter Sonderausgaben wie dem U21-Quartett gab es schon auf der vergangenen Buchmesse in Leipzig zwei solcher Runden, einmal mit Zuschauer*innen und einmal mit Buchhändler*innen, die in der Glashalle mit Gastgeberin Thea Dorn über diverse Neuerscheinungen diskutieren durfen.

Nun also das Ganze in Frankfurt, wohin ich mich sowieso begeben hätte. Die Bewerbung ans ZDF sollte man gleich mit einem Titel flankieren, über den man gerne auf der Bühne diskutieren wollte. Zur Auswahl standen die Bücher der beiden letzten Ausgaben des Literarischen Quartetts, von denen ich mir Damenopfer von Steffen Kopetzky zum Wunschbuch erwählte (damals vorgestellt von Cara Platte aus der U21-Ausgabe, die mit Adam Soboczynski, Juli Zeh und Gastgeberin Thea Dorn über das Buch diskutierte).

Auf der Bühne in Frankfurt

Pass für die Literaturbühne des Literarischen Quartetts
Pass für den Auftritt auf der Literaturbühne in Frankfurt

Zwei Anrufe und eine Mail später herrschte Gewissheit: ich darf in Frankfurt als literaturkritischer Laie mit auf der Bühne diskutieren. Das Ganze war war allerdings noch mit einer Umentscheidung verbunden, da mir nun vonseiten der Redaktion die Titel V13 von Emmanuel Carrère oder Vaters Meer von Deniz Utlu zur Auswahl gestellt wurden, die ich zwei Wochen später in Frankfurt präsentieren sollte. Unbesehen entschied ich mich für Utlu, bei dem mich die auseinanderklaffende Kritik reizte, die das Buch seit dem Vortrag eines Textausschnitts bei den diesjährigen Tagen der deutschsprachigen Literatur erfuhr. Dort fiel der Text in weiten Teilen der Jury durch, nach Veröffentlichung des Buchs mehrten sich aber die lobenden Stimmen, gar eine Nominierung für den Bayerischen Buchpreis heimste das Buch ein. In meinen Augen also gutes Diskussionsmaterial, weshalb ich mich blind für Utlus Text entschied.

Spannend blieb auch die Frage der Mitdiskutierenden. Außer der Auswahl der weiteren Bücher (Sinkende Sterne von Thomas Hettche und Gittersee von Charlotte Gneuß) und der Mitteilungen von Zeit und Ort, an denen ich mich vor der gemeinsamen Bühne von ARD, ZDF und 3sat einzufinden hatte, gab es keine Informationen. Bewusst hatte ich im Vorfeld darauf verzichtet, mir die Diskussionen zu den drei Titeln in den regulären Ausgaben des Literarischen Quartetts zu Gemüte zu führen, um möglichst unvoreingenommen und frei von Argumentationsfiguren oder Fremdinterpretationen in die Diskussion zu gehen.

Diskussion unter Zeitdruck

Gespannt traf ich also Freitag Nachmittag vor Ort im Foyer der Buchmesse ein, wo es dann in die Maske ging und ich anschließend Gastgeberin Thea Dorn und die weiteren Mitstreitenden kennenlernte. Ich durfte die Bühne mit der Wuppertaler Deutschlehrerin und Aron Broks teilen, der neben seinen Texten für die taz jüngst auch mit seinem Buch Nackt in der DDR – Mein Großvater Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat reüssierte. Nachdem die Reihenfolge der Titel festgelegt wurde und die Zeit für die Diskussion zunehmend schrumpfte (schließlich musste auf der Bühne passgenau an den nächstfolgenden Gesprächspart inklusive Umbau übergeben werden), konnte es dann losgehen.

Wir stürzten uns in die Diskussion zu den drei Werken und waren uns mal weniger einig (im Fall Thomas Hettches), mal gab es einen größeren Konsens (wie im Falle von Charlotte Gneuß). Auch die Diskussion zu meinem an letzter Stelle vorgestellten Patenbuch von Deniz Utlu arbeitete interessante Aspekte heraus und stand für eine reizvolle Diskussion, die Thea Dorn gut zu steuern wusste. Natürlich war die gnadenlos herabzählende Zeit definitiv zu kurz, um vertiefend in Debatten einzusteigen und verschiedene Aspekte an den Büchern eingehender zu beleuchten – einen großen Spaß hat es aber trotzdem gemacht, mit meinen beiden Mitdiskutant*innen und Thea Dorn als Moderation zu streiten und für die Titel zu werben.

Was bleibt?

Die Diskutant*innen, leider ohne Aron Broks

Was bleibt von dem Abend im Foyer auf der Buchmesse? Leider keine bleibende Erinnerung außer ein paar Fotos im Backstage und einem gemeinsamen Eintrag in das Frontispiz unsere Diskussionstitel – denn diese Ausgabe des Literarischen Quartetts wurde vom ZDF zwar professionell gefilmt und übertragen, aber eben nicht archiviert und ist damit leider nicht nachschaubar. Das ist wirklich schade, war das Diskussionsniveau für mein Empfinden doch durchaus vorzeigbar und stand hinter manch anderer regulären Ausgabe des Quartetts nicht nennenswert zurück.

Was ich aber für mich mitnehme, ist die Erkenntnis, wie viel Spaß mir es macht, coram publico über Bücher, Bewertungen, literarische Motive und subjektive Leseeindrücke zu diskutieren. Sollte sich die Möglichkeit ergeben – ich wäre auf alle Fälle gerne wieder mit von der Partie!


Bildquelle Titelbild: Lichtbildforum.de

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I did it Norway – mein Messerückblick

Nun ist sie schon wieder vorbei, die Frankfurter Buchmesse 2019. Grund genug, etwas zurückzuschauen und meine drei Tage in den Messehallen Revue passieren zu lassen. Los gehts!

Donnerstag

Eine sehr entspannte Anreise mit der Deutschen Bahn, keine Zugausfälle, herbstliche Blättercollagen, die auf dem Weg nach Frankfurt an mir vorbeizogen. Da habe ich schon deutlich schwierigere Anreisen erlebt. Fix das AirBnB bezogen und schon war ich bereit für das Messegetümmel.

Termine standen am Donnerstag bei Schöffling und bei Suhrkamp an. Beim dortigen Bloggerempfang gab es neben persönlichen Buchempfehlungen auch das bald erscheinende Buch 2029. Darin machen sich renommierte deutschsprachige Autor*innen Gedanken über das Morgen, darunter Olga Grjasnowa, Vea Kaiser oder Dirk Kurbjuweit. Ein spannendes Buch, bei dem jedes Cover zudem ein Unikat ist.

Verlagsempfang (Symbolbild)

Nachher lud noch der Hanser-Verlag zum Bloggerempfang. Es bleibt wohl das Geheimnis des Verlags, warum zur Cocktail-Happyhour geladen wurde, wenn dann doch Sekt kredenzt wurde. Aber man möchte ja nicht undankbar sein – vor allem da in diesem Jahr auf eine irritierende Buchauswahl verzichtet wurde (man erinnere sich noch an das letztjährige Geschenk Schreiben für ewige Anfänger). Von daher – Merci für das schöne Alle Zeit der Welt von Thomas Girst.

Danach noch der Empfang der unabhängigen Verlage, bei dem in mir ein nostalgisches Gefühl aufkam. Magnum-Flaschen Sekt, Verleger, die in Zigarettenrauchschwanden verschwanden, müde Gestalten in Cordsakkos. So muss das auch früher gewesen sein. Noch ein kurzer Abstecher, zum beglückten Kampa-Stand (Chapeau für den Tokarczuk-Coup!) und dann erst einmal essen. Während die meisten anderen Blogger*innen dann auf den Hanser-Empfang weiterwanderten, kam ich leider nicht in den Genuss einer Einladung (->Wink mit dem Zaunpfahl, Herr Lendle!), weshalb ich schon etwas früher den Weg ins Gallusviertel antrat. War aber auch nicht schlimm, der nächste Tage hatte es schließlich auch in sich.

Freitag

Jan Valk und Dana von Suffrin bei der Buchvorstellung

Kann ein Tag besser starten als mit einem Bloggerfrühstück? Ich meine nein! Gut dass der Kiepenheuer&Witsch-Verlag ein solches Frühstück eingerichtet hatte. Die Münchner Debütantin Dana von Suffrin stellte in Begleitung ihres Lektors Jan Valk ihren Roman Otto vor. Ein Titel, der mich neugierig gemacht hat, beleuchtet er doch das schwierige Gefüge namens Familie. Etwas schade nur, dass ich aufgrund des nächstens Termins schon wieder vor der Lesungspassage den Weg richtung Messehallen antreten musste. Das ist aber auch jedes Mal ein Stress. Sorry Dana!

Ein ungewöhnlicher Anblick stellte sich dann beim Stand von Eichborn ein. Zusammen mit Fräulein Julia besuchte ich den Stand der Kölner, an dem uns Uwe alias Kaffeehaussitzer willkommen hieß. Ein Blogger auf der anderen Seite des Tischs – ungewohnt, aber Uwe füllt seine neue Rolle sehr gut aus. Besonders auf den Erstling Marianengraben von Jasmin Schreiber alias @LaVieVagabonde bin ich persönlich jetzt gespannt!

Viel Verschnaufzeit blieb für ihn allerdings nicht, denn um 12 Uhr stand die Verleihung des BublaAwards, also des Buchbloggerawards an. Die besten deutschsprachigen Blogs von Verlagen, von Bookstagrammern, von Blogger*innen und Co wurden von einer Jury gekürt und bekanntgegeben. In der Kategorie des Buchblog des Jahres konnte sich Nicole vom Blog Nacht&Tag durchsetzen – eine gute Wahl, die ich auch auf meinem Zettel hatte (große Empfehlung übrigens, wer die Seite noch nicht kennt!).

Gemeinsam für die Branche – Blogger*innenpower!

Danach ging es dann von der Agora direkt weiter zum Stand des Boersenvereins. Dort versammelten sich fast alle diesjährigen Buchpreisblogger*innen, die Titel von der Longlist des Deutschen Buchpreises besprochen hatten. Sogar Hotdogs und Getränke ließ der Boersenverein für unser Engagement springen. Da sage noch einer, Buchbloggen würde sich nicht rentieren.

Riechen, lesen, Kaffeslabberas

Nach einem weiteren Abstecher zur Suhrkamp ging es dann für mich weiter in den Norwegen-Pavillon. Das diesjährige Gastland hatte sich für den Auftritt etwas einfallen lassen. Sehr reduziert wurde der verspiegelte Pavillon von diversen Tischen dominiert. Auf diesen befanden sich so manches Mal Bücher zu bestimmten Themen, z.B. samischer Literatur, Krimis oder Kinderbücher. Aber auch die Interaktion wurde bedacht. So gab es unter anderem einen Tisch, auf dem sich 22 Dosen mit Gerüchen befanden. Man konnte diese dann den ausliegenden Bezeichnungen zuordnen.

So gab es unter anderem natürlich passend den Geruch eines Buches, aber auch den eines Altersheims mit geöffnetem Fenster, der ersten Liebe, eines Midsommars oder den Tod der eigenen Großmutter. Wer diesen Duft beim olfaktorischen Blind-Date erwischt hatte, bekam ihn wohl nicht so schnell mehr aus der Nase. Willkommener war mir da schon der Geruch des Kaffeslaberas, zu dem wir Blogger im Pavillon abseits vom sonstigen Trubel geladen waren.

Auf einen Kaffee mit norwegischen Autor*innen

Simon Stranger bei der Buchpräsentation

Sechs norwegische Autor*innen stellten sich und ihre Werke vor, darunter unter anderem Asne Seierstad, Alva Gehrmann (von deren Buch ich auch die Überschrift dieses Artikels entlehnt habe) und Simon Stranger. Letzterer holte die Veranstaltung etwas aus dem Nachmittagstief, indem er mit uns auf den Balkon des norwegischen Pavillons umzog. Dort erzählte er von seinem Buch Vergesst unsere Namen nicht, das so gar nicht zum sympatischen Sunnyboy-Auftritt des Norwegers passen wollte.

Danach noch ein Empfang bei Klett-Cotta (bei dem auch das obige Verlagsparty-Symbolbild entstand) und dann erst einmal Essen und Trinken. Vielen Dank an dieser Stelle an Isabella, die uns die Ebbelwoi- und Handkäse-Kulinarik Frankfurts nahebrachte. Dass die Eintracht an jenem Abend auch noch 3:0 gewann, führte in der Frankfurter Kneipe zu Gefühlsausbrüchen und Szenen, zu denen ich die Hessen davor gar nicht in der Lage glaubte.

Die Party der unabhängigen Verlage im Literaturhaus Frankfurt besuchte unsere Gruppe um Tobias, Isabella, Julia, Frank und Co dann auch noch, ehe ich gegen eins den Gang nach Gallus wagte.

Samstag

Der dritte und letzte Messetag begann abermals mit einem Frühstück. Diesmal allerdings außerhalb der Messe. Der Piper-Verlag hatte geladen. Jørn Lier Horst stellte seine Wisting-Reihe vor, was allerdings immer wieder durch das etwas undiplomatisch agierende Servicepersonal des Cafés sabotiert wurde. Schade drum, denn sowohl Autor als auch Bücher klangen sehr sympathisch.

Wie am Tag zuvor konnte ich allerdings nicht der ganzen Veranstaltung beiwohnen, denn auch mit dem S.Fischer-Verlag hatte ich einen Termin ausgemacht. So besuchte ich dann in den völlig überfüllten Messehallen Janina. Sie vermittelte mir Ausblicke auf das kommende Programm sowie ein Exemplar von Katerina Poladjans Hier sind Löwen. Merci auch dafür!

Menschenmassen auf der Agora

Generell war es am Samstag kein Spaß mehr, sich durch die Messehallen zu bewegen. Menschenmassen drängten an allen Ecken und Enden durch die Gänge. Einerseits natürlich schade, da es mir den Spaß am Stöbern und Schlendern nahm, andererseits natürlich auch wunderbar, dass die Messe solch einen Reiz auf Besucher*innen ausübt. Um das Ende des Buchs musste man sich zumindest in diesem Jahr Frankfurt keine größeren Sorgen machen.

Dann noch ein Besuch am dtv-Stand bei Thomas Zirnbauer, den ich wenig später in meinem Zug gen München wiedertreffen sollte. Und aus guter alter Verbundenheit durfte natürlich auch ein Besuch bei Susann bei Ullstein nicht fehlen. Nach diesen Meetings stand nur noch ein einziger Punkt auf meinem Zettel, nämlich ein Besuch bei Kein&Aber.

Kein & Aber ohne Wenn & Aber

Jener Stand überzeugte auch in diesem Jahr wieder durch Originalität. Ein großer Kubus wurde mit verschiedenen Animationen von verlagseigenen Büchern bespielt. Ein echter Hingucker, ohne Wenn und Aber.

Teatime mit Eli Shafak

Gestoppt wurden diese Animationen dann allerdings für eine Stunde, als Eli Shafak bzw. ihr Verlag zur Teatime lud. Die Autorin stellte ihr Buch Unerhörte Stimmen und sich selbst sehr unprätentiös dar. Mit gerade einmal sieben weiteren Blogger*innen stellte sich gleich ein sehr angenehmes Miteinander ein. Für mich ein besonderes Erlebnis, da ich ansonsten wohl kaum zu einem Buch dieser türkischen Schriftstellerin gegriffen hätte. Doch diese Vorstellung führte dazu, dass auch bald hier in der Buch-Haltung eine Besprechunge ihres neuen Romans online gehen wird. Denn was Eli Shafak zu sagen hatte, das klang wahr und richtig.

Nach diesem letzten Termin hieß es für mich dann allerdings auch schon wieder: ab zum Bahnhof. Nach einem klassischen Zugausfall wurde ich umgebucht und durfte dann zusammen mit Thomas und weiteren Buchmenschen die Reise gen Süden antreten. Gottseidank war ich ja gut mit Lesematerial ausgerüstet, sodass auch die 5,5 Stunden Reisedauer irgendwie erträglich wurden. Das ist ja das Schöne an der Buchmesse: an Lesestoff gebricht es nie!

So meine Eindrücke von drei unglaublich vollen, bereichernden, witzigen, literarischen und niemals langweiligen Tagen. So kann die nächste Messe sicher kommen. Danke an alle, denen ich begegnen durfte und die so für Literatur brennen!

Und hier noch ein paar weitere Schnappschüsse vom Messegeschehen:

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Frankfurter Buchmesse 2018 – eine Rückschau

Nach einem Jahr Abstinenz war es wieder soweit – die Frankfurter Buchmesse hatte mich wieder. Von Donnerstag Nachmittag bis Samstag weilte ich in Bembeltown, um mich dem einzig Wahren im Leben zu widmen: Bücher, Bücher, Sektempfänge, Blogger und Bücher.

Das Ganze begann für mich mit einem zufälligen Treffen am Szeneplatz Rolltreppe, wo ich auf Jochen Kienbaum von Lustauflesen.de traf. Zusammen mit ihm suchte ich den neugestalteten Pavillon auf der Agora auf. In diesem irgendwo zwischen Ufo, Pressspan und Tennishalle changierenden Gebilde wurde nämlich just das Lieblingsbuch der unabhängigen Buchhandlungen gekürt.

Neu auf der Messe – der Pavillon auf der Agora (Fotorechte: Frankfurter Buchmesse)

Ergebnis der angenehm schnell durchgeführten Verleihung: Gewinnerin des Lieblingsbuchs wurde die Italienerin Francesca Melandri mit ihrem Roman Alle, außer mir (Wagenbach-Verlag). Ebenfalls nominiert waren die Bücher Leinsee von Anne Reinecke, Dunkelgrün, fast schwarz von Mareike Fallwickl (beide Autorinnen auch anwesend), Der Zopf von Laetitia Colombani und Kleine Feuer überall von Celeste Ng.

Diese Veranstaltung war zugleich der Auftakt für die Woche der unabhängigen Buchhandlungen (kurz WUB). Anfang November gibt es dann über ganz Deutschland verteilt wieder viele Aktionen der Buchhandlungen, die für das Buch und das Lesen werben. Hier gibts ein paar ausführlichere Informationen zu dieser tollen Aktion.

Das Literarische Quartett in Frankfurt

Nach einem anschließenden Bummel über die Messestände und einem Empfang am Hanser-Stand ging es dann um 19:00 Uhr für mich weiter. Schließlich stand die Aufzeichnung des Literarischen Quartetts in den Hallen der Buchmesse an. Im Vorfeld hatte ich mir ein Ticket gesichert und so konnte es dann eigentlich losgehen. Wobei es erst einmal Warten hieß. Erst nach knappen zwei Stunden konnte der umfunktionierte Stand des Blauen Sofas in Halle 3.1 betreten werden. Beleuchtungsprobleme und Aufbau hatten den Beginn der Aufzeichnung verzögert.

Der Gastgeber des Literarischen Quartetts: Volker Weidermann

Überraschend für mich bei der Aufzeichnung. Es wurde kein einziges Mal abgesetzt oder ein Statement wiederholt. Volker Weidermann, Christine Westermann, Thea Dorn (mit gebrochenem Fuß) und – wenig überraschend – Denis Scheck als Gast, betraten die Bühne, bekamen vom Regisseur das Go und schon konnte es losgehen.

Für mich wie gewohnt schwach in der Analyse und in puncto Diskussionsniveau abfallend wieder einmal Christine Westermann. Der von ihr ausgesuchte Roman Die Wurzeln des Lebens von Richard Powers wusste in der Runde nur noch Volker Weidermann zu überzeugen. Auch ansonsten war man sich oft nicht einig, wenngleich man sich doch ausnehmend gut auf die Essays von David Foster Wallace und gut auf den Droste-Hülshoff-Roman Fräulein Nettes kurzer Sommer von Karen Duve verständigen konnte. Die ganze Sendung findet man im Übrigen in der ZDF-Mediathek. Wer mich entdeckt, der darf sich freuen. Zu gewinnen gibt es dafür aber nichts.

Der Messe-Freitag

Am Freitag in der Früh ging es dann auf der Messe wieder da weiter, wo ich am Donnerstag Abend aufgehört hatte. Bücher, Bücher, Blogger, Blogger, Bücher. So lief ich Gérard von Sounds&Books über den Weg, cornerte mit dem Literarurkritiksquad von 54 Books auf der Agora und lernte auch einmal die anderen tollen Literaturblogger kennen, die man sonst nur durch ihre Blogs und die Digitalkonversation kennt. Neben einem höchsten menschlichen Empfehlungsschreiben seien ihre großartigen Blog allen ans Herz gelegt, die sich für Literaturvermittlung abseits ausgetretener Pfade interessieren. Man findet sie auf der rechten Seiten auf meiner Blogroll, es wären zu viele, um sie einzeln aufzuzählen.

Passend dazu gab es dann im Pavillon um 12:00 Uhr auf der Agora zum zweiten Mal die Verleihung des Buchblog-Awards. Bei diesem wurden dieses Jahr in neun verschiedenen Kategorien BloggerInnen ausgezeichnet, deren Onlinearbeit die Juroren überzeugt hatten. Das Ergebnis dieser Verleihung mitsamt aller ausgezeichneten Blogs findet sich auf der Homepage des Bubla-Awards.

Am Samstag habe ich dann im Übrigen auch endlich Druck gemacht – das Ergebnis? Eine wirklich formidable, in blau, rot und tiefschwarz gehaltene Bibelseite der legendären 42-zeiligen Gutenberg-Bibel. Hier wird mein eigens erzeugtes Druckergebnis vom Meister Gensfleisch aus Mainz höchstpersönlich in die Luft gereckt. Erstaunt war ich, dass dieser sich über die Jahrhunderte so gut gehalten hat. Aber Druck konserviert ja, so heißt es ja immer.

Neben dem Druck und dem Treffen mit anderen Bloggern war ich auch an den Verlagsständen fleißig und besuchte für Termine den C.H.Beck-Verlag sowie Suhrkamp. Mit neuen Titeln und Inspirationen ausgestattet ging es am Abend anschließend auf die Hotlist-Party im Frankfurter Literaturhaus, wo man die unabhängigen Verlage und ihre Produkte und Autoren ausgiebig feierte. Sogar Simon Strauß soll auf der Tanzfläche gesichtet worden sein. Doch was in Frankfurt passiert – na ja, Sie wissen schon.

Eine kulinarische Zumutung

Ein kleiner Exkurs muss derweil an dieser Stelle gestattet sein. Denn kulinarisch gesehen war diese Buchmesse mal wieder eine einzige Zumutung und ein Ort der reinen Ödnis. Schon die beim Empfang des Klett-Cotta-Verlags gereichten Hackbällchen ließen Schlimmes befürchten. Die aus den Untiefen des Verlagsstandes zutage geförderten und auf Porzellan drappierten Bällchen glichen alles, was sie an Saftigkeit und Geschmack vermissen ließen, durch ein höllenscharfes Finish im Rachenraum aus. Diesen Eindruck konnten auch nicht mehr die keck mit einer Walnuss verzierten Aufstrichen mit Roten Beeten und Ähnlichem ausgleichen. Lediglich die Präsentation des tollen Prachtbandes Die 68er-Bewegung International von Wolfgang Kraushaar (vom nicht verwandten Klett-Cotta-Verleger Tom Kraushaar mit Verve präsentiert) konnte von diesem Debakel ablenken (okay, und auch der Sekt).

Alles andere als gnädig schweigen muss ich auch über das kulinarische Angebot auf dem Außenraum der Agora. Dies lässt sich unter dem Label Geschmackliches Debakel subsummieren. Das Angebot der Speisen und die dafür aufgerufenen Preise sind nicht anders als eine Frechheit zu nennen. 8 Euro für einen völlig verbackenen und irritierend geschmacklosen Hähnchenburger, lieblos aus einer Semmel, zwei Tomaten- und Gurkenscheiben zusammengeklatscht. Das Ganze garniert mit 4-Euro ausgepreisten Pommes, denen die Zeit in der Fritteuse fehlte, die die Burger zuviel bekommen hatten. Wer Essen mag, der darf die Frankfurter Buchmesse eigentlich nicht besuchen.

Doch genug meiner Ausflüge in die Gefilden des kritischen Food-Bloggens. Weiter mit dem Nachbericht des Wichtigsten – der Bücher.

Der Messe-Samstag

Denn neben den Terminen an den Verlagsständen und den Treffen mit anderen Bloggern eröffneten sich beim Schlendern besonders am Freitag und auch am Messesamstag tolle Begegnungen.

Während in der Halle 3 mit den Big Playern kaum ein Durchkommen vor lauter Besucheransturm war, so legte sich das alles in der Halle 4. Dort hatten nämlich die Indie-Verlage ihren Stand.

Einer meiner Vorsätze für die kommende Zeit ist es ja, hier auf dem Blog etwas diverser zu werden. Denn es wimmelt hier vor Männern, die gelesen und besprochen werden. Zudem sollten die unabhängigen Verlage auch hier auf diesem Blog mehr Raum bekommen. Denn das was sie schaffen, ist unbändig kreativ, gut gemacht und von Leidenschaft, Engagement und Enthusiasmus begleitet.

So besuchte ich die Stände des Secession-Verlags, traf Daniel Beskos vom Mairisch-Verlag, macht dem Wunderhorn-Verlag meine Aufwartung, ließ mir von Tobias Roth den Verlag Das kulturelle Gedächtnis erklären (mehr hierzu bald an dieser Stelle), war am Weissbooks-Stand, kam mit den Machern der Friedenauer Presse ins Gespräch, besuchte den hochgeschätzten Matthes-und-Seitz-Stand, sowie den Wallstein Verlag, wo ich explizit Schermanns Augen lobte, und und und.

Somit hat sich die Frankfurter Buchmesse auch 2018 für mich mehr als gelohnt. Neue Inspiration, Ideen und Erkenntnisse stehen am Ende der drei Tage in den Messehallen Frankfurts. Was kann man mehr erwarten? Mit diesen Perspektiven kann der Leseherbst 2018 kommen!

Und so endet nun meine Reizwortgeschichte „Messeerzählung“. Alle Ereignisse, Personen, Verlage oder Bücher, die ich unterschlagen habe: verzeiht mir! Zur Entschuldigung hier unten noch ein kleines Foto vom Mainufer am Tag meiner Abreise angehängt.

Weitere Berichte von BloggerInnen gibt es übrigens auch schon. Besonders hinweisen möchte ich auf die Berichte von Lena von Wortgelüste und Julia vom Blog Kulturjournal Fräulein Julia.

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