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Roberto Costantini: Du bist das Böse

Italien mal anders

Wer hat’s geschrieben? Roberto Costantini, 61 Jähriger ehemaliger Unternehmensberater und Ingenieur, hat mit diesem Buch noch einmal einen beruflichen Wechsel gewagt und ist unter die Kriminalschriftsteller gegangen
Worum geht’s? Ein Mordfall, der zur Passion wird. Costantini zeigt in Du bist das Böse die zwei Seiten seines Ermittlers Balistreris. 1982 herrscht in ganz Italien WM-Euphorie, denn die Squadra Azzura spielt fantastisch. Da kommt dem jungen Commissario das Verschwinden einer jungen Angestellten des Vatikans denkbar ungelegen daher. Widerwillig ermittelt er in der sommerlichen Hitze und findet schließlich den Mörder. Nach ungefähr 200 Seiten springt die Handlung dann ins WM-Jahr 2006 und man ist Zeuge, wie sich Balistreri in einen deprimierten alten Ermittler verwandelt hat, der sich durch sein Leben schleppt. Doch schließlich muss er wieder ran, denn es hat den Anschein, als seien wieder junge Frauen in Rom verschwunden.
Warum sollte man es lesen? Vatikan, lebensfroher Ermittler, junge Frauen, die verschwinden? Hat man so ja schon mal alles gelesen, doch nicht so wie Roberto Costantini seinen Roman aufbaut. Seine in zwei Teile zerfallende Erzählung zeigt einen komplexen Kommissar in einem nicht minder komplex aufgebauten Kriminalfall. Da er schon im ersten Band seiner geplanten Trilogie mächtig vorlegt, darf man gespannt sein, was da noch alles kommt.
Was gibt es nicht? Ein simpler Roman mit einem sympathischen Filou als Ermittler. Gerade der zweite Teil des Romans ist deutlich düsterer als der Auftakt und so muss man schon gewaltig aufpassen ob der zahlreichen Charaktere und Namen der verschwundenen Frauen, damit man den Überblick über das große Ganze behält.
Wem gefällt das?: Alle, die Commissario Brunetti satt haben, keine Vatikanthriller mehr lesen wollen und die italienische Kriminalliteratur mal von einer anderen Seite kennen lernen wollen. Du bist das Böse ist alles andere als leichte Lektüre, dafür besticht der Roman durch einen komplexen Plot, bei dem sich Costantini schon anstrengen muss, damit die beiden Nachfolgebücher auch so gut werden!

Arne Dahl: Zorn

Mörderisches Europa

Bereits zum zweiten Mal schickt Arne Dahl sein Europol-Superteam Opcop quer durch den europäischen Kontinent (und diesmal noch viel weiter), um die Zusammenhänge zwischen mysteriösen Morden zu ergründen.

Nachdem das europäische OPCOP-Team im Debütband Gier seinen Einstand feiern durfte, geht es nun mit Zorn gleich Schlag auf Schlag weiter.

Mit dem Selbstmord eines Schönheitschirurgen in Belgien nimmt alles seinen Lauf. Dieser beging nur vermeintlich Suizid, denn wie das Team unter Leitung von Paul Hjelm herausfindet ist alles deutlich komplizierter.
Zudem sterben in Stockholm in einer Kneipe mehrere Menschen und es hat darüberhinaus den Anschein, dass ein Serienkiller europäische Inseln besuchen und sich dort seine Opfer suchen würde.

Das OPCOP-Team zum Zweiten

An vielen Baustellen wird das OPCOP-Team wieder gefordert, das sich dem Kampf gegen das internationale Verbrechen stellen muss. Die supranational gecasteten Polizist*innen müssen an verschiedenen Fronten kämpfen und teils hohe Preise für ihren Einsatz zahlen. Dafür wird der Leser des Thrillers abermals mit einem durchaus spannenden Roman belohnt!

Arne Dahl -Zorn (Cover)

Ähnlich wie im ersten Band braucht der Leser ein gutes Gedächtnis, um den Überblick über zahllose Charaktere, Handlungsstränge und Orte zu behalten. Wem dies gelingt wird mit einem Thriller der belohnt, der spannend ist, aber nicht die Klasse des Auftaktbandes erreicht.

So muss sich Arne Dahl immer den Vorwurf der konstruierten Handlungen gefallen lassen – auch dieses Buch macht in dieser Hinsicht keine Ausnahmen. So sind es hier (ohne zu viel verraten zu wollen) zwei gedungene Mörder, die Hjelm und seinem Team das Leben schwer machen. Schnelle Handlungsstränge, hinterhältige Mörder und dazu eine Sprache, die sich vom Gros der Thrillerautoren abhebt. Das sind die Zutaten, aus denen Arne Dahl sein Spannungssüppchen köchelt. Wie bereits bei der zehnbändigen A-Team-Reihe stattet er jeden der internationalen Polizisten mit eigenen Persönlichkeiten und Stimmen aus, lässt in Zwischensequenzen den Leser lange im Dunkeln tappen und überrascht schlussendlich mit einigen Twists.

Dies kann dem einen oder anderen Leser durchaus zu viel werden oder man könnte sich an manchen Formulierungen des Schweden (respektive der etwas lieblosen Übersetzung durch Antje Rieck-Blankenburg) stören. Das Bild, das am Ende von Zorn steht, ist mit dem Adjektiv komplex wahrlich noch untertrieben. Arne Dahl schafft es erneut, ein Abbild der heutigen länderübergreifenden Kriminalität zu zeichnen, dass sowohl anspruchsvoll als auch höchst spannend ist. Allerdings operiert der Schwede in diesem Band für meinen Geschmack jenseits von Glaubwürdigkeit und Realismus. In der Retrospektive aller vier Quartettbände in meinen Augen der schwächste der Reihe, der an den Haaren herbeigezogen wirkt. Schon im nächsten Band der Reihe Neid allerdings setzt Dahl dann wieder zu einer deutlich gehobenen Flughöhe an.