So, nun ist schon wieder ein Jahr vorbei – so banal diese Erkenntnis, so unvermittelt kommt sie auch daher. Tatsächlich habe ich das Gefühl, diese zwölf Monate seien im Schnelldurchlauf an mir vorbeigeflitzt. Der Blick in mein Lesejournal zeigt dann aber, dass trotz der manches mal recht hektischen Zeit auch einige produktive Momente darunter waren. Insgesamt hat es zu genau 180 gelesenen Büchern dieses Jahr gereicht. Eine erkleckliche Zahl, die sich aus der Überschneidung von beruflichem und privatem Lesen ergibt. Eine Rezension all dieser Titel ist natürlich nicht möglich (und lohnt auch oftmals nicht), stattdessen sei nun hier also dieses kleine Resümee über mein literarisches Jahr gezogen:
Ein große Freude war mir die Begleitung des Bayerischen Buchpreises, den ich zusammen mit den Kompetenzblogs 54Books und Sätze&Schätze begleiten durfte. Neben den netten Kontakten waren wirklich viele lesenswerte Neuentdeckungen unter den nominierten Büchern (Das Floß der Medusa, Blau, Justizpalast). Zudem durften wir drei BloggerInnen auch der Preisverleihung in München beiwohnen und twittern. Größter Erfolg hierbei – unser Hashtag #baybuch trendete in Deutschland kurzzeitig auf Platz 2 der Twittercharts hinter Der Höhle der Löwen. Wäre ja gelacht wenn wir die im nächsten Jahr auch noch zersägen.
Positiv auch, dass die meisten der von mir bewusst ausgewählten und gelesenen Büchern der Lektüre lohnten. Vor großen literarischen Enttäuschungen blieb ich 2017 gefeit, die neuen Machwerke von Arne Dahl, Juli Zeh oder Paulo Coelho seien da einmal ausgenommen. Bei der Rückschau stellte ich wieder einmal fest, dass das Jahr im Ganzen wenig Raum zum Meckern lies.
So viele spannende Bücher und Ideen, man weiß gar nicht wo man anfangen soll. Festgestellt habe ich, dass sich während meines Lesejahres unterschiedliche Schwerpunkte und Interessen ausgeprägt haben. Vor allem die spanischsprachigen Autoren haben es mir angetan, so standen 2017 überproportional viele Werke aus diesem Kulturraum auf meinem Lesezettel: Carlos Ruiz Zafon, Gabriel Garcia Marquez, Albert Sanchez Pinol, Juan Vasquez und Rodrigo Hasbún sind nur einige Autoren, die mir schöne Lesestunden beschert haben.
Auch viele Schwergewichte mit 700 Seiten und mehr waren darunter (und alle herausragend gut, genannt seien stellvertretend nur drei: Annie Proulx‚ Aus hartem Holz, Michael Roes‚ Zeithain und Chris Kraus‚ Das kalte Blut).
Weitere Highlight waren für mich Gottesdiener von Petra Morsbach, Der Gentleman von Forrest Leo, Telex aus Kuba von Rachel Kushner und Licht von Anthony McCarten. Außergewöhnliche Helden, nuancierte Charakterzeichnungen, fesselnde Plots, außergewöhnliche Schauplätze. So sollten Bücher immer sein – doch nicht alle sind es. Umso schöner, dass diesen vier Büchern dieses Kunststück gelingt.
Weitere Highlights in meiner Jahresbilanz waren die Romane Die goldene Stadt von Sabrina Janesch, Die Geschichte der Einsamkeit von John Boyne, Transatlantik von Colum McCann und Die Rettung des Horizonts von Reif Larsen. Egal ob Peru, Irland oder Kroatien – die Bücher erschlossen mir neue Räume und ließen mich im Kopf reisen (auch wenn man natürlich einwenden könnte, dass nicht alle dieser Titel 2017 erschienen, aber es geht ja hier um Bücher, die ich dieses Jahr für mich entdeckte).
Bei einem anderen Genre hingegen stellt sich bei mir zunehmend ein Gefühl von Überdruss ein- die Rede ist von Krimis und Thrillern. Die Namen und Plots klingen austauschbar, das Personal bleibt meist diffuser als Novembernebel. Tumbe Ermittler stampfen durch die bayerische Provinz und jodeln die Lösung des Falles herbei, depressive trinkende Hausfrauen beobachten Morde und zweifeln an ihren Erinnerungen oder Serienkiller morden mit exotischen Werkzeugen und führen die unfähige Polizei an der Nase herum.
Den Vogel in puncto sinnlosester Buchtitel und absurderster Plot des Jahres hat dabei einmal mehr der Leserliebling Sebastian Fitzek mit Flugangst 7a abgeschossen. (ein militanter Veganer will auf die Verbrechen der Milchindustrie hinweisen, ein Psychiater reserviert sich 4 Plätze in einem Flugzeug und soll auf jenem Flug eine ehemalige Patientin zurücktherapieren, damit diese das Flugzeug, in dem sie sich befinden, zum Absturz bringt, sonst stirbt seine Tochter). Hat man da noch Worte? Verkaufen tut sich dieser Schrott aber blendend, die Leser lieben es und man könnte beim Blick in die einschlägigen Foren denken, Fitzek sei der nächste Nobelpreisträger. Für mich ist dieser Mann ja ein inverser König Midas. Alles was er anfasst, wird zu Mist.
Aber genug des Meckerns, auch bei den Krimis ließen sich 2017 auch großartige Perlen entdecken. Dieser Bücher, die die vorhersehbaren oder absurden Muster aufbrechen und etwas ganz Neues kreieren, sie bescherten mir höchst spannende Lesestunden. Es seien hier die Werke von Andreas Pflüger (Operation Rubikon, Niemals), Viet Thanh Nguyen (Der Sympathisant) und Dennis Lehane (Dunkelheit, nimm meine Hand) genannt.
Insgesamt bin ich also, wie schon während des Artikels bemerkt, hochzufrieden mit meinem Lesejahr 2017. Besonders freut es mich auch, wie sich der Blog hier entwickelt, wie er wächst, neue Leser erhält und wie sich spannende Kontakte und differenzierter Meinungsaustausch ergeben. Das belebt und macht das Lesen und Schreiben zu einer großen Freude. So kann es 2018 weitergehen!
Was waren eure Bücher des Jahres? Was hat euch 2017 begeistert oder wovon wollt ihr nichts mehr lesen?