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Maya Angelou – Was für immer mir gehört

Wenn es noch eines Beweises für die Berühmtheit Maya Angelous bedurft hätte, hier wäre er. Der Puppenhersteller Mattel hat sich entschieden, im Rahmen der Reihe „Inspirierende Frauen“ auch eine Maya Angelou nachempfundene Puppe auf den Markt zu bringen.

Während sie in den USA als Ikone gefeiert wird, für ihr Engagement geehrt wurde und als erste schwarze Frau bei einer Präsidenten-Inauguration in den USA sprechen durfte, ist sie in Deutschland deutlich unbekannter. 2018 legte der Suhrkamp-Verlag die 1980 von Harry Oberländer für den Verlag Stroemfeld/Roter Stern übersetzte Fassung von Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt noch einmal neu auf.

Im Rahmen des Lesekreises des Blogs 54Books entstand damals meine Besprechung des Buchs. Es handelt sich bei diesem Buch um den ersten Teil ihres insgesamt sieben Bände umfassenden Erinnerungszyklus. Sämtliche weitere Teile dieser Memoiren wurden nicht mehr ins Deutsche übertragen. Allerdings wagt sich nun der Suhrkamp-Verlag sukzessive an die Veröffentlichung des Werks. Melanie Walz übertrug nun zum ersten Mal das ursprünglich 1974 erschienene Gather together in my name ins Deutsche. Und im Gegensatz zu der altmodischen und überholten Übersetzung Harry Oberländers gelingt ihr diese Aufgabe deutlich besser.

Mehr als ein Leben

Das Buch setzt an der Stelle ein, an der Angelou ihren ersten Band beendete. Sie ist als Siebzehnjährige mit ihrem Sohn Guy alleinerziehend und hat beschlossen, ihre Herkunft hinter sich zu lassen. Weit weg vom rassistischen Süden, dem Krämerladen ihrer Großmutter und der Gefahr durch den Ku-Kux-Klan will sie in Kalifornien ein neues Leben beginnen. Doch dass Träume manchmal Schäume sein können, das zeigt sich sehr schnell. So versucht sich Maya als Köchin, als Zuhälterin oder als Tänzerin. Zweimal verliebt sie sich in die falschen Männer. Lässt ihren Sohn in der Obhut anderer Frauen zurück, um Geld zu verdienen.

Maya Angelou - Was für immer mir gehört (Cover)

Und auch wenn es effektiv nur zwei Jahre sind, die Angelou in ihrem Buch beschreibt, so bekommt man doch den Eindruck, dass sie in einem Jahr mehr erlebt hat, als es den meisten Menschen in einem ganzen Leben vergönnt ist. Schonungslos berichtet sie von fataler Liebe, Fehlentscheidungen, ihren Versuchen, sich zu prostituieren, Drogen und der Beziehung zu ihrer Familie. Das Scheitern ist in diesem knapp 250 Seiten starken Buch genauso Thema wie ihr unverzagtes Sich-Ausprobieren und Neuerfinden. Man kann Maya Angelou nur bewundern, wie klar sie ihren Lebensweg hier offen legt und zeigt, wie wechselvoll ihre Geschichte war und ist.

Sie beschönigt nichts, schont weder sich selbst noch andere und schreibt so ein lebenspralles Buch, das eine Ahnung auf die Fülle gibt, die die weiteren Memoirs von Maya Angelou bereithalten.

Ein Nachwort von Verena Lueken

Maya Angelou - Nur mit meiner Stimme (Cover)

Verena Lueken erzählt in ihrem Nachwort vom Einfluss, den Maya Angelou auf das schwarze Leben in Amerika hatte. Für Persönlichkeiten wie James Baldwin, Malcom X., Barack Obama oder Toni Morrison stellte sie eine Inspiration dar. Sie schrieb Reden, Gedichte, Theaterstücke, spielte in Filmen mit, engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung. Kurz, und das macht auch Luekens Nachwort klar: sie führte ein überreiches Leben, das sich jeder Einordnung oder Kategorisierung entzog.

Gespannt bin ich deshalb auch schon auf die weiteren Werke Maya Angelous, die nun auch hierzulande langsam etwas bekannter werden. Im Juni folgt im Suhrkamp-Verlag dann ebenfalls in der Übersetzung von Melanie Walz der nächste Band des Angelou’schen Erinnerungszyklus. Er trägt den Titel Nur mit meiner Stimme. Man sollte ihn auf dem Zettel haben, nicht nur wenn man sich für Schwarze Identität oder Empowerment interessiert!


  • Maya Angelou – Was für immer mir gehört
  • Aus dem amerikanischen Englisch von Melanie Walz
  • ISBN: 978-3-518-47082-4 (Suhrkamp)
  • 247 Seiten. Preis: 16,00 €

Titelbild: „Maya Angelou“ von Burns Library, Boston College lizenziert unter CC BY-NC-ND 2.0

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