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Ein denkwürdiger Abend

Das gab es auch noch nie. Beim Bayerischen Buchpreis wird auf offener Bühne ein nominiertes Buch zurückgezogen – und ein kleiner Skandal ist perfekt. Über einen mehr als denkwürdigen Abend.


Alles begann eigentlich wie immer. Eine Jury auf der Bühne (Sandra Kegel als Vorsitzende, Svenja Flaßpöhler und Knut Cordsen), drei nominierte Titel in der Kategorie Sachbuch und drei in der Kategorie Belletristik. 30 Minuten pro Sparte, um einen oder eine Siegerin zu ermitteln. Jede*r der Juror*innen brachte einen Vorschlag in jeder Kategorie ein. Dann die öffentliche Debatte, um so einen Siegertitel zu ermitteln. Klar nachvollziehbare Entscheidungsprozesse, offen ausgetragene Argumente und Debatten – größtmögliche Transparenz also.

Dass diese Transparenz auch ihre Schattenseiten haben kann, wurde am gestrigen Abend in der Allerheiligen-Hofkirche aber auch klar. Denn bereits beim ersten Buch in der ersten Kategorie „Sachbuch“ kam es zu einem noch nie dagewesenen Ereignis. Man könnte es auch Eklat nennen. Denn neben Jan-Werner Müllers Essay Furcht und Freiheit, in dem er für einen neuen Liberalismus plädiert, und Dieter Thomäs Warum Demokratien Helden brauchen war auch Cornelia Koppetsch nominiert. Sie betrachtet in ihrem Buch Die Gesellschaft des Zorns den Aufschwung des Rechtspopulismus als Antwort auf die Globalisierung. So weit so spannend – aufgrund des aktuellen Themas und ihres Ansatzes war das Buch für mich auch der heißeste Anwärter auf den Bayerischen Buchpreis. Doch dann das.

Nach der ersten Vorstellung des Buches wandte Sandra Kegel als Patin des Buchs ein, das man nun nicht über den Inhalt des Buchs diskutieren könne. Erste Irritationen bei mir und meinen Bloggerkolleginnen Marina Müller und Katharina Herrmann. Es hatte bislang in allen Jahren, denen wir dem Preis beiwohnten, ja auch funktioniert, über die Inhalte der Bücher zu diskutieren. Warum denn nicht jetzt?

Zweifel an Koppetschs Werk

Die Antwort folgte schnell. Denn über Koppetschs Buch schweben starke Zweifel. Es geht um übernommene und nicht kenntlichgemachte Passagen in ihrem Werk, die von anderen Denker*innen stammen. Einige der Passagen stammen – jetzt wird es durchaus delikat – aus Andreas Reckwitz‚ Buch Die Gesellschaft der Singularitäten. Jenes Buch, das vor zwei Jahren ebenfalls für den Bayerischen Buchpreis nominiert und dann an selber Stelle ausgezeichnet wurde. So stammt etwa der Begriff der Neogemeinschaften, den Koppetsch in ihrem Werk einführt, eigentlich aus Reckwitz‘ Buch. Dies merkte Juror Knut Cordsen an, der einige weitere Stellen aus Koppetsch’s Monographie zitierte, deren Übernahme aus anderen Werken nicht kenntlichgemacht wurde. Cordsen stellte am Ende seines Statements auch die Frage nach Koppetschs Ethos – ein etwas insinuirender Anwurf, da das Verfahren über Koppetschs Werk jetzt ja erst beginnt und Vorverurteilung nicht angebracht sind.

Aber dennoch ist es ein denkwürdiger Vorgang, dass die Jury dieses Buch dann zurückstellte. Im Vorfeld war Cornelia Koppetsch angeboten worden, das Buch aus dem Wettbewerb zurückzuziehen, doch die Autorin beließ ihr Buch im Wettbewerb. Alles andere hätte wahrscheinlich auch wie ein vorzeitiges Schuldeingeständnis gewirkt – doch nun schwebte ein Hauch von Tribunal coram publico durch die Allerheiligen-Hofkirche, gerade da auch die nominierten Autor*innen ja allesamt im Publikum saßen. Eine ungute Situation, die auch der spätere Gewinner Jan-Werner Müller kritisierte.

https://twitter.com/KulturGeschwtz/status/1192530870911021057

In der Folge stellte sich die einmalige Situation dar, dass nun nur noch aus zwei Büchern ausgewählt werden konnte. Aus der Suche nach dem besten Sachbuch des Jahres war eine Art Hornberger Schießen geworden, bei dem man auch den Eindruck hatte, dass sich die Jury aus zwei durchaus kritikwürdigen Werken nun zu einem Siegertitel durchringen musste. Alles andere als optimal das Ganze und wirklich einmalig. Auch der Sieg von Müllers Furcht und Freiheit trat für mein Empfinden völlig in den Hintergrund der Causa Koppetsch, deren Schockwellen in der Allerheiligen-Hofkirche noch lange nachzuspüren waren.

Diskussionswürdige Belletristik

Doch – the show must go on. Auch in der Allerheiligen-Hofkirche. Denn nun waren die 30 Minuten der Belletristik angebrochen. Hier standen die Werke Levi von Carmen Buttjer, Propaganda von Steffen Kopetzky und Der vergessliche Riese von David Wagner zur Auswahl. Der Tod und das Vergehen sind Themen, die alle drei Bücher verbinden. Doch mit Gemeinsamkeiten war es das dann schon. Denn so etwas wie satisfaktionsfähig war rasch nur noch ein Titel.

Zwei der drei Juror*innen sahen sich schon recht bald der Situation ausgesetzt, dass sie ihre Bücher auf verlorenen Posten verteidigen mussten. Svenja Flasspöhler merkte bei Buttjers Debüt (unter Klarnamen) an, dass sie um die Schwächen des Buchs wisse, die Autorin aber schon bald die Versprechen einlöse werde, die sie mit diesem Buch gebe.

Und auch Knut Cordsen konnte sich bald nur noch auf die guten alten Christine-Westermann’schen Kriterien à la Habe ich gerne gelesen berufen. Denn Svenja Flaßpöhler und Sandra Kegel zerpflückten Kopetzkys Buch immer mehr, bis am Ende nur noch ein gerupftes Häuflein Literatur übrigblieb (Keine interessanten Frauenfiguren! Forrest-Gump-Haftigkeit! Verpatzte Sprachbilder! Alberne Dialoge!). Auch Knut Cordsen konnte diesem Buch keine große Ehrenrettung mehr angedeihen lassen. Wenngleich ich glaube, dass dem Buch hier Unrecht getan wurde, da es deutlich besser ist, als die Diskussion den Anschein erweckte, muss ich auch sagen, dass an Propaganda wohl eher Männer ob der Thematik und Erzählweise ihre Freude haben werden.

Und so blieb Knut Cordsen dann auch nur noch die Ironie, in die er sich flüchtete ob der Frage, welches Buch denn nun wohl gewinnen werde. Denn das war nach den zuvor zerpflückten Titeln mehr als deutlich. Sandra Kegel fand nur lobende Worte für David Wagners Der vergessliche Riese. Und die beiden Jurykolleg*innen schlossen sich diesem Urteil unumwunden an. Die Zartheit, die Reduziertheit von Wagners Prosa und sein gelungener Zugriff auf das Thema lösten Begeisterung aus. Und so war es dann auch der Riese, der zur abschließenden Abstimmung dreimal in die Luft gereckt wurde. David Wagner freute sich sichtlich (oder sollte man sagen riesig?), als er dann den Löwen aus Nymphenburger Porzellan entgegennehmen durfte.

Ein strahlender Sieger: David Wagner

Meyerhoff in Bestform

Der einzige Ausgezeichnete, der schon im Vorfeld des Preises feststand, war der Preisträger des Ehrenpreises des Ministerpräsidenten. Dieser trug in diesem Jahr den Namen Joachim Meyerhoff, worüber ich mich zweifach freute. Erstens, da seine Bücher toll auf dem Abgrund zwischen Komik und Trauer wandeln. Und zweitens, da relativ sicher war, dass Meyerhoff auch eine Dankesrede halten würde. Und da ich ihn als Schauspieler sehr schätze, war meine Vorfreude sehr groß.

Zurecht, wie sich dann zeigte. Denn wenn einer eine hochkomische, mitreißende um mich über eine Minute in einen Lachkrampf zwingende Rede halten kann – dann Joachim Meyerhoff. So schilderte er seine Überlegungen, ob Ministerpräsident Söder überhaupt seine Bücher gelesen habe, wenn er ihn schon auszeichnet. Genauso erzählte er von seinem ersten Preis, den er jemals errang (ein Vogelhäuschen). Oder er nahm die Zuhörer*innen mit zurück zu seinem ersten Engagement am Gärtnerplatztheater. Eine mit Verve vorgetragene Episode mit einem betrunkenen Bass in Mozarts Entführung aus dem Serail folgte. Wenn einer weiß, wie man Pointen setzt, das Traurige im Komischen nicht vergisst und sein Publikum in den Bann zieht, dann ist das Joachim Meyerhoff. Dass er dafür den Ehrenpreis erhielt, das geht in meinen Augen mehr als nur in Ordnung. Und auch schön, dass er mit seiner Performance die negative Stimmung nach der Causa Koppetsch endgültig austreiben konnte.

Fragen über Fragen

Dass hier am gestrigen Abend beste Bücher brachial beschädigt worden wären, wie es ein etwas albern alliterarischer Artikel artikuliert, davon kann keine Rede sein. Aber dennoch bleiben auch bei mir ob dieser Transparenz und dem Umgang der Jury mit der Causa Koppetsch Fragen – auf die ich auch noch keine Antworten gefunden habe.

Wie sollte man beim nächsten Mal bei einer Diskussion auf der Bühne agieren? Wie kann man einen solchen Eklat unterbinden? Wie kann man eine Unwucht in der Diskussion verhindern und sollte man sich schon vorab über Bücher abstimmen, die auf einem ungefähr gleichen Niveau zu diskutieren sind? Und welchen Preis kann man für Joachim Meyerhoff noch aus dem Hut zaubern, damit er noch mehr solcher großartigen Dankesreden hält?

Ein Bayerischer Buchpreis, der Fragen aufwirft und der mir auf alle Fälle im Gedächtnis bleiben wird. Eben ein denkwürdiger Abend. Fand auch Arnd Stroscher, der diesmal als Buchblogger den Bayerischen Buchpreis begleitete.


Bildmaterial: Presseseite des Bayerischen Buchpreises

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Kommunismus und Singularitäten – eine Kapitulation

Als fleißiger Buchblogger des Bayerischen Buchpreises ist es natürlich eine Ehrensache, sich allen nominierten Titeln zu nähern und diese auch zu lesen. Eigentlich. Denn jetzt muss ich mein Scheitern eingestehen, und dies sogar zweifach. Während ich die drei nominierten Belletristikbücher (Das Genie, Justizpalast und Das Floß der Medusa) sehr gerne las und mir auch das nominierte Sachbuch Blau mit Gewinn zu Gemüte führte, stieß ich nun an meine Grenzen als Leser, im ökonomischen und intellektuellen Sinn. Aber eins nach dem Anderen.

Der erste Titel, bei dem ich eingestehen musste, dass es mit mir und dem nominierten Buch nichts mehr wird, war der Titel Die Farbe Rot: Ursprünge und Geschichte des Kommunismus von Gerd Koenen. Koenen, dessen wissenschaftliches Schaffen um den Kommunismus und seine Auswüchse kreist, versucht sich in seinem Buch an nichts Geringerem als einer umfassenden Darstellung des Kommunismus von seinen Anfängen bis in die Gegenwart hinein.

Ein durchaus löbliches Vorhaben, dessen Umfang allerdings zu einem Malus für mich geriet, denn Koenen beschränkt sich nicht auf einzelne Schlaglichter und konzise Betrachtungen, sondern will das ganz ganz große Ganze. Auf mehr als 1100 Seiten widmet sich Koenen den Gedanken, Theorien und Auswirkungen des Kommunismus. Dabei ist Koenens Buch auch noch wirklich klein gesetzt und in Großkapitel unterteilt. Bereits nach den ersten einhundert Seiten machte sich in mir die Erkenntnis breit: ich werde dieses Buch zumindest vor der Verleihung des Bayerischen Buchpreises am 7.11 nicht mehr lesen können. Viel zu faktenreich und umfassend ist Koenens Darstellung, als dass man sie nebenher in handlichen Portionen konsumieren könnte.

Zudem macht Koenens Schreibstil dem Genre des Sachbuchs wirklich alle Ehre. Er erzählt sehr faktensatt und nahe am wissenschaftlichen Duktus. Dies macht aus Die Farbe Rot ein trockenes, wenn auch sehr erkenntnisreiches Buch, für das mir zumindest in der aktuellen Situation die Zeit und Muße fehlen. Der Begriff Lehnstuhlbuch meiner werten Kollegin Katharina Herrmann ist genau richtig. Für geschichtsinteressierte Leser, pensionierte Studienräte und passionierte Sachbuchleser ist Die Farbe Rot ein schönes Weihnachtsgeschenk oder für sonstige Gelegenheiten, wenn viele Tage Lesezeit zur Verfügung stehen. Ansonsten empfehlen sich eher gerafftere Darstellungen, möchte man kompakt und etwas zügiger über den Kommunismus informiert werden. Dennoch kein schlechtes Buch; wir beide haben einfach gerade nicht zueinander gefunden.

 


Ein anderes Buch, zu dem ich wahrscheinlich nie finden werde, ist der Titel Die Gesellschaft der Singularitäten von Andreas Reckwitz. Dies hat auch einen ziemlich einfachen Grund – ich bin kein studierter Soziologe. Und wer das nicht ist, dürfte Schwierigkeiten mit Reckwitz‘ Buch bekommen, das sich zu meiner Verwunderung auf Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste befindet und allerorten gelobt und gepriesen wird.

Nicht dass das Buch schlecht wäre, das vermag ich gar nicht zu beurteilen – ich verstehe das Buch einfach nicht, da mir das notwendige soziologische Rüstzeug und Hintergrundwissen fehlt, ohne das die Lektüre wenig ergibt. Denn Reckwitz scheint wenig Interesse für niedrige Einstiegshürden oder Erklärungen für Nicht-Kundige zu hegen. Stattdessen dominiert hier noch krasser als bei Koenen ein trockenster, von Fachbegriffen durchwirkter Stil, der sämtliche Lesefreude und -lust nimmt. Hier zeigt sich ein typisches Suhrkamp-Buch von seiner akademischsten Seite, viel Dünkel inklusive. Dabei wäre das Thema, zugänglich aufbereitet, durchaus ein preiswürdiger Kandidat, aber in dieser Darstellungsform wurde das mit dem Buch und mir leider überhaupt nichts.

Das ist besonders schade, wenn man an den Gewinnertitel des letztjährigen Bayerischen Buchpreises zurückdenkt, nämlich Andrea Wulfs Humboldt-Biografie Alexander von Humboldt und die Entdeckung der Natur. Eine ebenso erkenntnisreiches wie farbiges, sprachlich ansprechendes wie niedrigschwelliges Buch für Laien und Nicht-Laien. So etwas hätte ich mir auch gewünscht, aber von den drei #baybuch-nominierten Sachbüchern scheint wirklich nur Blau diese Rolle erfüllen zu können.

Insofern finde ich dies ärgerlich, weil hier eine Chance vertan wurde, um fürs breite Publikum interessante Titel in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Stattdessen setzt man hier auf Nischentitel, die außerhalb von Unibuchhandlungen wohl wenig Absatzchancen bekommen dürften. Betrachte ich auch mein durchaus akademisches geprägtes Freundesumfeld, fällt mir auch niemand ein, der sich für Kommunismus und Singularitäten (zumindest in dieser Darstellungsform) begeistern könnte. Insofern sind und bleiben meine Daumen im Sachbuchbereich für Jürgen Goldsteins Blau: eine Wunderkammer seiner Bedeutung gedrückt.

Ein wirklich großes Dankeschön geht an meine ebenso unerschrockene wie denkschnelle Mitbloggerin Katharina Herrmann vom Bloggerkollektiv 54Books, die diesen beiden Titeln, die mich ins Stolpern brachten, wacker entgegengetreten ist. Sie hat den beiden Büchern viel Lebens- und Lesezeit geschenkt und zwei (wie ich finde sehr treffende) Rezensionen zu Rot und Die Gesellschaft der Singularitäten verfasst. Ein herzliches Dankeschön an sie an dieser Stelle!

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Katharina Mahrenholtz und Dawn Parisi – Schrifstellerinnen!

Passend zum Weltfrauentag hat sich das bewährte Duo Katharina Mahrenholtz und Dawn Parisi nach der Literatur, dem Theater, Krimis und Shakespeare nun der weiblichen Schrifstellerzunft gewidmet. Die beiden Autorinnen weisen bereits im Vorwort daraufhin, dass man dem Buch natürlich offene Diskriminierung vorwerfen könnte. Ein Buch extra für Frauen, die schreiben? Eigentlich sollten doch Schriftsteller und Schrifststellerinnen absolut gleich behandelt werden. Doch genauso wie es der Weltfrauentag zeigt, ist die Realität immer noch eine andere. 2/3 der Analphabeten sind Frauen, sie sind in puncto Bestsellerlisten und Auszeichnungen immer noch nicht gleich gestellt, und so weiter, und so fort.

Deshalb nun dieser Band über Schriftstellerinnen aus allen Epochen, versetzt mit Infos über die verschiedenen Genres, Rekorden oder berühmte Buchanfängen und viele weitere Fakten. Das Buch spannt seinen Bogen von der antiken griechischen Lyrikerin Sappho bis in die Gegenwart zu Autorinnen wie Chimamanda Ngozi Adichie oder Juli Zeh. Dabei ist die Handschrift des Autorenduos wieder einmal unverkennbar. Locker geschrieben und flott illustriert fassen die Aufsätze der beiden wichtige Werke der Autorinnen zusammen und geben einen Überblick. Hier erfährt man dank einer Eselsbrücke, welche der Brontë-Schwestern nun welche war und welches Werk geschrieben hat. Welche Schriftstellerinnen haben unter männlichen Pseudonymen publiziert und warum kann sich jeder auf Yasmina Reza einigen? Dieses und viel mehr wird in Schriftstellerinnen! locker präsentiert.

Das Wissen wird hier unangestrengt vermittelt und genauso wie die anderen Bücher der Reihe macht auch dieses einfach Lust, sich mit den Autorinnen und deren Werken wieder eingehender zu befassen. Insgesamt also erneut ein mehr als gelungenes Werk und auch eine tolle Geschenkidee für alle Literaturfreunde und -freundinnen!

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James Rebanks – Mein Leben als Schäfer

Schäfer – ein Berufsstand, den man entweder vertrottelt durch Formate im Privatfernsehen tappend sieht, oder bei dem sich immernoch hartnäckig ein romantisch-bukolisches Klischee wie von Caspar David Friedrich gemalt hält. James Rebanks hat ein Buch geschrieben, das mit allen Vorurteilen aufräumt und zeigt, wie der Alltag eines Schäfers im 21. Jahrhundert aussieht und was dieser Beruf eigentlich umfasst.

Mein Leben als Schaefer von James Rebanks

Mein Leben als Schaefer von James Rebanks

Rebanks selbst züchtet Herdwick-Schafe, eine Rasse, die in den Fells beheimatet sind. Dies ist ein Landstrich im Lake District im Nordwesten Englands. Karge Berge und eine Landschaft, die aufgrund ihres ursprünglichen Reizes stark von Touristen frequentiert wird, machen diese Region aus. In den Bergen betreut Rebanks seine Herde, kümmert sich um den Fortbestand der Rasse und ist bestrebt, seine Schafe immer besser zu züchten, um damit auch das Auskommen seiner Familie zu sichern. In Zusammenarbeit mit anderen Schäfern und Züchtern bewahrt er so eine jahrhundertealte Tradition, die auch wichtig für das Selbstverständnis dieses nordenglischen Strichs ist. Continue reading

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Katharina Mahrenholtz & Dawn Parisi – Theater!

Theater, Theater

Das sang nicht nur Katja Ebstein beim Grandprix 1980 und erreichte damit den zweiten Platz, nein auch das Autorenduo Dawn Parisi und Katharina Mahrenholtz hat sich diesen Themas für seinen neuen im Hoffmann-und-Campe-Verlag erschienenen Band angenommen.

Nachdem sie sich bereits der Literatur und Shakespeare gewidmet haben, gehen die beiden es nun dem Theater, seiner Geschichte, seiner Autoren und seiner Bedeutung auf den Grund.

Wer schon einmal ein Buch der beiden durchgeblättert hat, wird sich gleich wieder zurechtfinden. Statt endloser Bleiwüsten mit trockenen Zusammenfassungen von Werken dominieren kurze, knackige Abstracts der Theaterstücke, die zudem locker und flapsig geschrieben wurden. Dies mag zwar Theaterpuristen nicht schmecken, allen anderen, für die Theater auch Spaß und Entertainment bedeutet, dürfte dies aber gefallen. Mit witzigen Randnotizen, kuriosen Besonderheiten der Stücke und Autoren sowie den wirklich stimmigen Illustrationen Dawn Parisis ist so ein Buch entstanden, das man immer wieder gerne in die Hand nimmt, das mit seinen Texten (mal wieder) Lust auf einen Theaterbesuch macht und das vielleicht sogar dazu angetan ist, den ein oder anderen Leser zum Griff zu einem Reclam-Bändchen zu verleiten.

Inhaltlich schlagen Mahrenholtz und Parisi einen weiten Bogen von den klassischen griechischen Autoren (Sophokles oder Euripides) über Shakespeare und das Mittelalter bis hin zur Neuzeit und Moderne. Klassische Theaterstoffe werden genauso vorgestellt wie schon wieder leicht in Vergessenheit geratene Dramatiker und deren Stücke. Moderne Theaterautoren wie Roland Schimmelpfennig und Yasmina Reza stehen neben Falk Richter oder Dario Fo, Tom Stoppard ergänzt die Reihe um Hochhuth, Müller und Brasch. Ergänz wird dies beispielsweise durch die Vorstellung berühmter Theater, geschichtliche Überblickstabellen oder kleine Gattungskunden von dramatischen Stoffen. So entsteht ein großes Panoptikum an Bekanntem und Unbekanntem, das den Leser immer wieder zum Weiterblättern verführt.

Ein Band für Theaterfreunde genauso wie Theatermuffel, der einfach Freude am Theater weckt. Am besten besorgt man sich sogleich zwei Ausführungen dieses tollen Buchs, damit man immer noch selbst eines besitzt, nachdem man das andere Exemplar verschenkt hat und damit Theaterfreude geweckt hat.

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