Mörderisches Werdenfelser Land
Jörg Maurer ist schon ein Phänomen. Eigentlich als Musikkabarettist gestartet, begann er im Jahr 2009 im Fischer-Verlag die Reihe um den Kommissar Jennerwein, der in jenem pittoresken Kurort ermittelt, dessen genauer Name nie in den Büchern auftaucht. Fortan wurde die Reihe zu einem beachtlichen Erfolg und war meist in den oberen Regionen der Spiegel-Bestsellerlisten zu finden. Dabei experimentierte der Verlag des Öfteren mit Format- und Veröffentlichungsarten. Der neueste Streich ist nun als Paperback erschienen und trägt den Titel Schwindelfrei ist nur der Tod.
Darin hat Kommissar Jennerwein wieder einen mehr als komplexen Fall zu lösen, der ihn diesmal auch zurück in die Vergangenheit führt – und zwar zu einem Banküberfall, der sich im Sommer des Jahres 1971 in München abspielte. Dieser auf einer wahren Begebenheit basierende Fall wird zum Ausgangspunkt, der über vierzig Jahre später im Werdenfelser Land einige Turbulenzen auslöst. In diese Turbulenzen kommt auch ein Heißluftballon, der einfach über dem Himmel des Kurorts verschwindet – an Bord ein ganzes Ensemble an Typen, vom Bauunternehmer bis zum geheimnisumwitterten Anonymus. Und dann ist da noch der mysteriöse Alte namens Dirschbiegel, den Kommissar Jennerwein des Öfteren aufsucht, und der auch irgendwie mit dem bayerischen Kriminaler verbandelt zu sein scheint.
Es könnte drunter und drüber gehen, wenn man mit Jörg Maurer nicht einen Erzähler hätte, der vielstimmig durch den undurchsichtigen bayerischen Filz zu geleiten weiß. Wie gewohnt souverän hält der Garmisch-Partenkirchner die Erzählfäden in der Hand und springt zwischen den unterschiedlichen Protagonisten, Zeitsträngen und Erzählebenen hin und her – und verliert dabei den Leser nicht aus den Augen.
Vom Sommer 1971, an dem der Hit Chirpy, chirpy cheep cheep der Band Middle of the road nicht aus den Ohren zu kriegen war bis hin zum Treiben im sonnig-sommerlichen Kurort – Maurer findet die richtigen Worte, um Stimmung zu erzeugen und aus seinen Worten Bilder im Kopf werden zu lassen.
Gewitzte Einfälle durchziehen das Buch, auch wenn manche Wortspielereien oder Gags etwas überstrapaziert werden – Fans der Reihe werden sich schnell wieder zurechtfinden und die Anspielungen zu goutieren wissen (bestes Beispiel hier der berühmte Maler Wotzgössel, der dem Leser schon einst in Niedertracht begnetete). Von Albernheiten bis zum Anziehen der Spannungsschraube beherrscht Maurer die Klaviatur des Schreibens und wird somit auch mit diesem Titel der Jennerwein-Reihe wieder in die Bestseller-Rankings vorstoßen.
Fazit: Auch im mittlerweile achten Band der Reihe schwächelt Jörg Maurer nicht und serviert wie gewohnt eine komplexe Kriminalgeschichte voller Pointen, Wortspielereien und bayerischem Lebensgefühl. Ein Schmankerl unter den Heimatkrimis!