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Mithu Sanyal – Antichristie

Zwischen Statuensturz und Hercule Poirot, Locked Room Mystery und Kolonialismuskritik, Doctor Who und Mahatma Gandhi. In Antichristie lässt Mithu Sanyal ihre Heldin zwischen Geschlechtern und Zeitebenen hin- und herwechseln und erzeugt damit neben einem kolonialismuskritischen Blick auf das britische Empire auch großes erzählerisches Chaos, das herausfordert.


Zwölf Tage sind es, die die Handlung von Antichristie gliedern. Zwölf Tage, die für die 12 D-Days, also Tage nach dem Tod von Queen Elizabeth II. stehen. Sie geben dem Roman Struktur, die dringend notwendig ist, bietet doch der Inhalt der Kapitel jede Menge Konfusion, Zitatgewitter, postkoloniale Thesen und Auseinandersetzungen, Nerdtum und Zeitreisen.

Die Queen ist tot, ebenso wie Lila, die Mutter von Durga Chatterjee. Kaum ist die Asche ihrer Mutter verstreut, fliegt Durga in das von der kollektiven Trauer um die Queen als Verkörperung des britischen Empires erfasste London. Dort soll sie als Teil eines Writers Room für eine Neuinterpretation von Agatha Christies ikonischem Detektiv Poirot sorgen. Die Gruppe versammelt sich im Florin Court, um dort im Kollektiv eine frische Version des belgischen Ermittlers fürs Fernsehen zu kreieren. Ausdrücklich soll Poirot dekolonisiert werden, eventuell als Schwarzer in Erscheinung treten.

Die Dekolonisierung des Hercule Poirot

Mithu Sanyal - Antichristie (Cover)

Ein Affront gegen die geschundene britische Seele, die schon mit der Trauer um ihre Queen befasst ist, und jetzt auch noch ein solches Vergehen am Werk der Queen of Crime ertragen muss. Während die Proteste um das Vorhaben anheben, erlebt Durga, die mit einem Zweiteiler der britischen Kultserie Doctor Who schon Erfahrungen in Sachen Drehbuchschreiben und erzählerischer Zeitreisen sammeln konnte, plötzlich selbst eine solche Zeitreise. Diese transferiert sie ins Edwardianische London zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dort bekommt sie es mit einem aus dem Ruhestand zurückgekehrten Sherlock Holmes, vor allem aber mit den kolonialen Verbrechen der Engländer zu tun.

Denn nicht genug damit, dass Durga plötzlich in eine andere Zeit gewechselt ist. Auch ihr Geschlecht hat sich geändert. Plötzlich findet sie sich im Körper des Inders Janeev wieder, der Zugang zum Zirkel des India House in London erhält. Das, was für die Engländer schlicht eine Pension für indische Studenten ist, ist in Wahrheit doch viel komplexer. Fünfundzwanzig Räume, eine Bibliothek und vor allem viel Disput und Debatten kennzeichnen das Haus, in dem sich exilierte Inder*innen versammeln, die die Folgen des Kolonialismus am eigenen Leib erfahren haben. Allen voran Veer Savarkar ist ein intellektueller Impulsgeber dieses diskussionsfreudigen Hauses, den Durga nun selbst kennenlernt.

Zeitreise ins India House

War Sarvarkar zunächst vor allem in der Darstellung von Durgas Mutter Lila das Gehirn hinter dem Mord an Mahatma Gandhi, gewinnt Durga alias Janeev bei ihrer Zeitreise nun erheblich komplexere Einblicke in das Denken dieses Mannes und der Seelenlage der Inder*innen, die das Joch der britischen Fremdregierung jeden Tag spüren und sich erst Jahrzehnte später von der Herrschaft Englands freimachen konnten.

„So gut wie ihr Hegel?“, fragte Savarkar und stieß mich an.

„Mein was?“ sagte ich überrascht, doch er hatte natürlich nicht mit mir gesprochen.

„Ein deutscher Philosoph“, antwortete Sherlock, als hätte er den Unterton in Savarkars Stimme nicht gehört.

„Ein Rechtsphilosoph“, spezifizierte Savarkar, „der Kolonialismus als Lösung für das Problem der Armut in … unseren Ländern gerechtfertigt findet. Dabei sind wir nur arm, weil ihr Engländer unseren Reichtum abschöpft wie Sahne von der Milch, bevor ihr dann auch noch die Milch trinkt und den Krug stehlt.“

Mithu Sanyal – Antichristie, S. 380

Debatten über Debatten

Es wird viel debattiert in Sanyals Buch. Sherlock Holmes debattiert da mit Veer Savarkar, Durga diskutiert im Writers Room mit ihren Mitstreiter*innen über die Neuanlage Hercule Poirots, De-Kolonisierung und Auswirkungen des Kolonialismus werden ausführlich beleuchtet. Immer wieder fliegen Durga Gedanken zu, gewinnt sie durch ihr Wissen aus der Jetztzeit neue Perspektiven auf die Vergangenheit und anders herum. Das könnte sehr erhellend sein, wenn Mithu Sanyal wie schon in ihrem Debütroman Identitti nicht die Hektik zum durchgängigen Stilmittel erhoben hätte.

„Marx? Marx? Wo habe ich den Namen schon einmal gehört?“, murmelte Savarkar und einen Moment war es, als wäre ich an Erinnerungen angeschlossen, die ich nie gehabt hatte, und ich WUSSTE, dass Karl Marx´ Enkel Jean Longuet Savarkar in wenigen Jahren vor dem Internationalen Gerichtshof verteidigen würde, um zu verhindern, dass er nach Kala Pani geschickt wurde. So musste sich das Internet fühlen, wenn es fühlen könnte. Ein Rauschen von Gedanken und Bildern flüsterte durch meine Nervenbahnen, alles Wissen und Nicht-Wissen, Wahrheit und Lüge und Irrtum und alles, alles gleichzeitig.

Mithu Sanyal – Antichristie, S. 168

Hektik als erzählerisches Mittel der Wahl

Schon der Beginn lässt den Leser und die Leserin verwirrt zurück. Der Trauerfall, der Writers Room, die plötzliche Zeitreise, die von und hin und her schwirrenden Dialogen und Fetzen solcher Dialoge begleitet werden. Es braucht gute Nerven und Motivation, bei diesem erzählerischen Dauerfeuer und „Abnerden“, wie es die Autor*innen im Raum selbst einmal bezeichnen, am erzählerischen Ball zu bleiben, wird dieses Zitat- und Theoriefeuer im Lauf des Buchs doch nicht eingestellt, sondern eher im Gegenteil erhöht.

Von dem Motiv der Zeitreise bis zur Faszination des Krimis, der in diesen Roman in Form eines klassischen Locked Room Mystery einfließt (das Rätsel eines Verbrechens in einem von innen verschlossenen Raum, der sich vor allen in den Kriminalromanen des sogenannten Goldenen Zeitalters von S. S. van Dine bis hin zu John Dickson Carr größter Beliebtheit erfreute), von Hegel bis zu Herbert Spencer bis zu Mahatma Gandhi reicht das intellektuelle Gewitter, das Mithu Sanyal hier entfesselt. Immer wieder überlagern sich die Zeitebenen von Gegenwart und Vergangenheit, kommt es zu Interferenzen zwischen den beiden Welten und beiden Durgas.

Mitunter verliert mich Mithu Sanyal dabei, insbesondere wenn Debatten in Dialogform über Seiten geführt werden oder die berechtigten Anliegen und Denkanstöße von Antichristie in ein Passagen wie der folgenden fast ins Parodistische kippen, wenn Durga als Erzählerin ihr Problembewusstsein allzu ostentativ ausstellt:

Als wäre alles noch nicht schlimm genug, kam Savarkar als Nächstes auf die Idee, eine Delegation von India House nach Marokko zu schicken, um im Rifkrieg an der Seite der aufständischen Amazigh, die damals noch [Triggerwarnung] Berber genannt wurden, gegen die spanischen Besatzer zu kämpfen. Erst als ich das N-Wort und das Z-Wort schon jahrelang nicht mehr verwendete, lernte ich, dass das B-Wort ebenfalls eine rassistische Erniedrigung darstellte, so wie Barbaren, weil es -wörtlich – Barbaren bedeutete. Die Idee hinter dieser Delegation war, einem Schwester-, nein, Brudervolk gegen eine Kolonialmacht beizustehen und dabei ganz nebenbei Militärerfahrung zu sammeln.

Mithu Sanyal – Antichristie, S. 350

Antikolonial, antirassistisch und problembewusst

Manchmal macht es Antichristie seinen Gegnern hier zu leicht, die das Werk als eines zu schmähen, das vor lauter „Wokeness“ seine eigentliche Handlung vergisst. Alles hier ist antikolonial, antirassistisches und problembewusst. Dagegen kann man ja eigentlich kaum etwas einwenden. Nur hätte ich gerne etwas mehr erzählerische Ruhe, klareren Fokus und eine literarischere Gestaltung denn den Ton eines erklär- und dozierfreudigen Sachbuchs, der viele Passagen und die geradezu inkommensurablen Debatten von Antichristie durchzieht.

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, der bekommt mit Mithu Sanyals Roman ein erzählerisches Werk, das die Synapsen glühen lässt, das herausfordert, überfordert, mitnimmt ins vergangene London und einen auch manches Mal zurücklässt. Anspielungsreich, theoriegesättigt, aufklärerisch, mit Freude am Spiel und Rätsel ist Antichristie ein anderer Blick auf das vermeintlich so knuffige England und die indische Geschichte.


  • Mithu Sanyal – Antichristie
  • ISBN 978-3-446-28076-2 (Hanser)
  • 544 Seiten. Preis: 25,00 €
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Gary Phillips – One-Shot Harry

Vor dem Hintergrund eines Besuchs von Martin Luther King im vom Rassismus geprägten Los Angeles des Jahres 1963 erzählt Gary Phillips von seinem rasenden Reporter Harry Ingram, der nicht nur als Reporter bei geschehenem Unrecht ganz genau hinsieht und der als One-Shot Harry tief in den Kosmos der Stadt eintaucht.


Mit One-Shot Harry hat Gary Phillips einen Kriminalroman der Sorte verfasst, der neben seinen Figuren auch den Handlungsort als ebenbürtigen Spielpartner der Handlung begreift. Im Falle von Phillips heißt dieser Partner Los Angeles im Jahre 1963. Besonders gut gelingt es dem US-amerikanischen Autoren, die Vielgestaltigkeit der Stadt einzufangen, indem er seinem Helden Harry einen Job zuweist, der ihn in fast alle Ecken der Stadt bringt, nämlich einen Job als Reporter.

Als wäre das nicht genug, arbeitet Harry Ingram zusätzlich auch als Zusteller von juristischen Dokumenten und Bescheiden. Eigentlich erreicht er damit qua Job eine optimale Abdeckung der Stadt und ihrer Bewohner*innen. Und doch bleibt sein Zugang zur Stadt ein limitierter – denn Harry ist Schwarz. Damit bleiben viele Türen für den Reporter verschlossen, der sich zudem noch immer dem Rassismus, Racial Profiling und Polizeigewalt ausgesetzt sieht. Da hilft es auch nur wenig, dass Harry für sein Vaterland im Koreakrieg sein Leben riskiert hat – die Gesellschaft lässt ihn immer wieder spüren, dass er nur ein Mensch zweiter Klasse ist.

Los Angeles im Jahr 1963

Von solchen Widrigkeiten lässt sich Harry allerdings nicht aufhalten. So elektrisiert der in drei Wochen bevorstehende Besuch des Bürgerrechtlers Martin Luther King halb Los Angeles, darunter auch Harry, der im Lauf des Romans direkt in ein Komplott um den Aufenthalt Luther Kings gezogen wird.

Gary Phillips - One-Shot Harry (Cover)

Bis es allerdings soweit ist, vergeht einige Zeit. Denn zunächst bekommt es One-Shot Harry mit einem Todesfall zu tun, der ihn persönlich betrifft. So verunglückte sein guter Freund Ben Kinslow mit seinem Auto am Mulholland Drive in den Hollywood Hills. Harry ist als einer der ersten am Tatort und von der Todesnachricht mehr als erschüttert. Denn so kämpften Kinslow und er nicht nur in einem gemeinsamen Bataillon in Korea, auch war Ben ein leidenschaftlicher Trompetenspieler, der sich nicht um die immer noch untergründig herrschende Segregation scherte und auch in Schwarzen Clubs auftrat und dort Jazz spielte.

Der Verdacht, dass es sich bei dem Todesfall nicht um einen Unfall, sondern eine gezielte Sabotage und damit einen Mordanschlag handeln könnte, lässt Harry nicht ruhen. Und so macht er sich auf, die Kontakte von Ben abzuklopfen und herauszufinden, wem der Veteran auf die Füße gestiegen sein könnte.

Ein Schwarzer Reporter als Ermittler

Damit ist One-Shot Harry natürlich ein klassischer Ermittlerkrimi, nur mit dem Unterschied, dass Harry nicht als Teil der rassistischen Polizeibehörde seine Ermittlungen vorantreibt, sondern als Reporte ganz eigene Ermittlungsansätze hat. Dabei stößt er immer wieder auf die Unterdrückung von Schwarzen, die sich diesen Zustand aber nicht mehr länger gefallen lassen wollen. Hierbei findet Gary Phillips viel Raum für Nuancen, indem der das Bild des Schwarzen Widerstands differenziert zeichnet.

So streitet die Schwarze Community über die richtige Strategie gegen den allgegenwärtigen Rassismus und bevorzugt in Teilen Martin Luther King und dessen gewaltlosen Weg. Andere Teile der Community neigen Malcolm X und dessen Nation of Islam zu und sind auch der Anwendung von Gewalt gegenüber nicht abgeneigt. In diesen Richtungsstreit hinein führen Harrys Recherchen, der sich darüber hinaus auch noch im Auftaktband dieser als Reihe konzipierten Romane verliebt und dank seiner neuen Freundin Zugang zu weiteren Kreisen von Los Angeles findet.

Es ist ein schon fast soziologisch geschulter Ansatz, der One-Shot Harry kennzeichnet und mit dem Gary Phillips dem genauen fotografischen Blick seines Helden um nichts nachsteht. Vom japanisch geprägten Vierteln wie den J-Flats am Rande des Echo Park über Schwarze Viertel wie Sugar Hill im Stadtteil West Adams bis hin zu mexikanischen Stadtteilen führen die Schauplätze des Romans, der mit Sinn für Szenen und Timing geschrieben ist. Die verschiedenen Ethnien im Schmelztiegel Los Angeles fängt Phillips ebenso genau ein, wie er Zeitgeschichte und Lokalkolorit in diesen gelungenen Krimi einfließen lässt.

Fazit

So entsteht ein starker historischer Krimi, der besonders durch die Perspektive seines Schwarzen Helden und den genauen Blick auf die Milieus und deren Zusammenwirken in der Stadtgesellschaft von Los Angeles überzeugt. One-Shot Harry lässt auf weitere Bände dieser Reihe hoffen, deren Auftakt von Karen Gerwig ins Deutsche übertragen wurde.


  • Gary Phillips – One-Shot Harry
  • Aus dem Englischen von Karen Gerwig
  • ISBN 978-3-948392-98-7 (Polar)
  • 312 Seiten. Preis: 26,00 €
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Eckhart Nickel – Punk

Vom WG-Casting zur Punkband zum großen Auftritt in nur einem Tag. Eckhart Nickel entwirft in seinem neuen Roman Punk eine wilde Fantasie um zwei Bohemiens und Karen, die auf der Suche nach einem WG-Zimmer in ein wildes Abenteuer rund um Musik, das Verschwinden derselben und ein weißes Kaninchen stolpert. Klingt wirr? Ist es auch.


100.000 Euronen als Gewinn eines Musikwettbewerbs. Das ist die verheißungsvolle Aussicht, mit der die Zwillingsbrüder Ezra und Lambert Karen überraschen, obwohl diese eigentlich schon überwältigt ist von dem, was ihr schon kurz nach dem Betreten der Wohnung der beiden jungen Männer widerfährt. Eigentlich wollte sie sich nur für ein WG-Zimmer bewerben und findet sich dadurch in einem Abenteuer um die Schaffung einer Punkband wieder, und das obwohl in der Welt des Romans eigentlich Musik und Lärm verschwunden sind. PUNK ist ein Erzählwerk, das in Sachen Absurdität und Kunstemphase zum bemerkenswertesten gehört, was die deutschsprachige Gegenwartsliteratur in diesem Herbst bislang hervorgebracht hat.

Schon der Anblick der an der Garderobe aufgehängten Jacken signalisiert Karen, das hier etwas ganz Besonderes auf sie wartet, als sie zu Beginn des Romans die Wohnung von Lambert und Ezra betritt. Denn im Muster der aufgehängten Textilien erkennt sie die Melodie des Beatles-Klassikers Strawberry Fields, was sich Auftakt dieser wilden Geschichte entpuppt, die sich, nachdem sich Nickels Vorgängerroman Spitzweg mit der Welt der Malerei befasste, nun mit dem weiten Feld von Musik und Film beschäftigt. Nickel-typisch arbeitet er mit seinen literarischen Gestaltungsmitteln hart an der Grenze zur Synästhesie und flicht jede Menge zitierte Musik in seinen Erzählkosmos ein, obwohl diese eigentlich nicht mehr existiert.

WEISSER LÄRM und ein weißes Kaninchen

Die Umgebung, in der PUNK spielt, muss man sich erst einmal in Ansätzen erschließen, so unvermutet wird man von Nickel in diese Geschichte geworfen. Denn in einer nicht näher benannten Zukunft kam es einige Jahre zuvor zum Auftreten des sogenannten WEISSEN LÄRMs, der sich wie akustischer Schnee über die Welt gelegt hat. Warum genau und wie das vonstattenging, es bleibt im Roman so blass wie die Akustik, die fortan die Welt prägt. Ein Ministerium für Unterhaltung sorgt seit diesem Ereignis für die Einhaltung der Stille. Musik, Klänge und Töne sind verpönt.

Eckhart Nickel - PUNK (Cover)

Gegen dieses Diktat der Stille lehnen sich die Zwillingsbrüder Lambert und Ezra auf, die Karen im Zuge ihres WG-Castings kennenlernt. Denn kaum sind die ersten Sätze bezüglich des WG-Zimmers gewechselt, schon klingelt es an der Tür und das Ordnungsamt steht in der Wohnung. Karen wird von den Brüdern kurzerhand in einem schalldichten Raum versteckt, der sich als gut gedämmtes Musikstudio entpuppt. Anwesend im Raum ist auch Pierre-August, ein schneeweißes Kaninchen, das besonders Aaron Coplands Musikstück Appalachian Spring schätzt.

Nach dem Abzug der Ordnungshüter machen sich die Brüder mit Karen und Pierre-August im Schallstudio bekannt, um sie dann in ihr eigentliches Vorhaben einzuweihen. Denn Lambert und Ezra wollen kurzerhand eine Punkband gründen – und Karen soll ihre Sängerin werden. Auf einem Festival haben sie Kenntnis von einem Bewerb erlangt, der im Ministerium für Unterhaltung stattfinden soll und bei dem sie am nächsten Tag antreten möchten.

Wirr und sprunghaft

Klingt diese grobe Nachzeichnung der narrativen Linien bis hierhin unglaublich wirr und durcheinander? Sie ist es, ebenso wie die Handlung dieses Romans. Denn Eckhart Nickels Buch entpuppt sich bei der Lektüre als noch deutlich wirrer als diese kurze Zusammenfassung der grundlegenden Handlungsbausteine. Eine konsistente und plausible Nacherzählung des Geschehens in diesem Roman ist kaum möglich. Denn Nickels Text zitiert nicht nur Lewis Carroll und das weiße Kaninchen, dieser Roman liest sich selbst wie ein wilder Trip in ein Wunderland, allein das Nickels Alice auf den Namen Karen hört.

Irgendwo zwischen einer akustischen Variante von Ray Bradburys Fahrenheit 451 und einem spontanen Punkgig rangiert PUNK. Man wird in die Welt der Bohemien-Brüder geschleudert, die auf Pol Roger-Champagner und Graved-Lachs mit Honig-Senf-Tunke schwören und deren Dialoge an Künstlichkeit kaum zu überbieten sind:

Ezra deutete auf die Porzellanschale: „Karen, ungelogen, wenn mir nicht schon dieses als schnöder deutscher Meerrettich getarntes, schon wieder diese Camouflage, also jenes heimtückische Wasabi-Derivat hier, die Tränen in die Augen getrieben hätte, dann würde ich jetzt vor Glück weinen. Was für grandiose Ideen du hast!“

Eckhart Nickel – PUNK, S. 125

Auf der nächsten Seite bekennt sein Bruder, dass er „wahnsinnigen Durst auf einen Schluck perlenden Lebenssaft“ hätte. Es sind Dialoge fernab jeglicher Lebensrealität und Plausibilität, die sich aber in das künstliche Gepräge des ganzen Romans gut einpassen.

Musik-, Film-, Mode- und Selbstreferenzen

Eckhart Nickel spielt mit Selbstreferenzialität, etwa wenn die Grundstruktur der beiden jungen Männer und Karen dazwischen die erzählerische Grundkonstruktion des Vorgängerromans aufgreift, in dem sich Kirsten, die Freundin Karens, in einer ähnlichen Lage wiederfand, womit Nickel den Anschluss an seinen einst für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman herstellt.

Zum Vor-Vorgänger Hysteria gibt es ebenfalls Links, etwa durch die Klavierlehrerin Karens, die ihre Schüler mit Erik Satie quält und auf den höchst künstlerischen Namen Mme. Framboisée hört. Mit ebenjenen Himbeeren begann die Geschichte von Nickels Debütroman, die in eine Welt voller Künstlichkeit entführte, wie sie Eckart Nickel auch hier wieder, nun in Form einer Dystopie, entwirft.

Leider verliert der Roman mich schnell als Leser, da der Roman in seiner zwischen opaker WEISSER LÄRM-Welt und überspannter Künstlichkeit und Hektik der Brüder in ihrer Wohnung, zwischen Champagner, weißem Hasen und Punkmusik-Produktion und GROSSGESCHRIEBENER BEGRIFFE zu keinem tragfähigen Erzählton findet.

Zitatkanonanden

Für meinen Geschmack leider deutlich zu wirr an der Grenze zur Unverständlichkeit zitiert sich dieser Roman zwischen Nickels eigenem Werk, Mode, Filmen und allen voran der Musik zu Tode. Mit seitenweisen popkulturellen Überlegungen etwa zu David Lynchs Twinpeaks und Songzitaten und Musiktiteln von The Smiths bis hin zu Franz Ferdinand oder Vampire Weekend (deren Sänger Ezra König wiederum auf Ezra als Erzählfigur rekurrieren könnte, und so weiter, und so fort) überlädt Nickel diesen Roman und vergisst über seinen Zitatkanonaden seine eigentliche Geschichte.

Natürlich könnte man einwenden, dass Punk genauso sein müsse. Mal bei anderen Künstler*innen klauend, dann rumpelig, dann mit wieder laut und überfordernd – und am Ende auch rätselhaft. Persönlich erscheinen mir die erzählerischen Mittel Eckart Nickels allerdings für die Welt der bildenden Kunst im Gebiet der Malerei mitsamt seinem Spitzweg deutlich überzeugender als der Einsatz, den er hier für sein Schreiben finden. PUNKt.


  • Eckhart Nickel – PUNK
  • ISBN 978-3-492-07282-3 (Piper)
  • 208 Seiten. Preis: 22,00 €
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Maddalena Vaglio Tanet – In den Wald

Der Wald als Ort der Zuflucht, die italienische Autorin Maddalena Vaglio Tanet greift in ihrem Debüt In den Wald auf dieses Motiv zurück, um von der psychischen Erschütterung einer Lehrerin und der Reaktion ihres Umfelds darauf zu erzählen.


Schon seit der Romantik ist der Wald das Motiv, das für Zuflucht, Geborgenheit, aber auch Gefahr und Entgrenzung steht. Immer wieder haben Autor*innen diesen Ort in seiner Vielschichtigkeit inszeniert. Martin Suter ließ beispielsweise vor über zwanzig Jahren in seinem Bestseller Die dunkle Seite des Mondes den Schweizer Banker Urs Blank halluzinogene Pilze probieren. Daraufhin floh der soignierte und erfolgreiche Anwalt in den Wald, wo er das Überleben lernte. Oder auch der Schriftsteller Rye Curtis war es, der vor Kurzem seine Heldin Cloris nach einem Flugzeugabsturz in der Wildnis der nordamerikanischen Wälder zum Überleben verdammte.

Immer wieder greifen Schriftsteller und Schriftstellerinnen auf die Möglichkeit zurück, ortsfremde Figuren in der Umgebung des Waldes auszusetzen, damit sie überleben, sich ihrer eigenen Geschichte stellen oder einen neuen Blick aufs Leben gewinnen.

Flucht in den Wald von Piemont

Im Falle im Falle von Maddalena Vaglio Tanets Debüt ist es eine Lehrerin, die im Wald überleben muss, auch wenn sie das eigentlich gar nicht will.

Statt in die Schule ging die Lehrerin in den Wald.

In einer Hand hielt sie die Zeitung, die sie gerade gekauft hatte, in der anderen die lederne Aktentasche mit den Heften, den korrigierten Aufgaben, den Kugelschreibern und sorgfältig angespitzten Bleistiften. Ohne zu zögern, verließ sie die Straße, als wäre der Wald von Anfang an ihr Ziel gewesen. Ihre flachen Schuhe traten auf einen Teppich aus braunen, glänzenden Blättern, die ihr wie ein Feld aus rohen Innereien erschienen.

Maddalena Vaglio Tanet – In den Wald, S. 11

Zugegeben keine wirklich gute Ausrüstung, um im Wald zu überleben, selbst bei sommerlichen Temperaturen. Der Auslöser für diesen scheinbar so irrationalen Schritt oder besser Gang besteht in einem Ereignis, von dem sie aus der Zeitung erfahren hat. Denn eine Schülerin Silvias, so der Name der Lehrerin, hat Selbstmord begangen. Aus einem Fenster hat sich das elfjährige Mädchen in den darunter fließenden Wildbach Cervo stürzt.

Silvia gibt sich die Schuld an dieser Tragödie, hatte sie doch noch zuvor die mangelnde Präsenz der Schülerin im Unterricht bei den Eltern angemahnt. Doch nun, da das Mädchen tot ist, wird Silvia von schwersten Schuldgefühlen geplagt und will eigentlich nicht mehr sein.

Eine Tragödie und ihre Folgen

Maddalena Vaglio Tanet - In den Wald (Cover)

Im nahegelegenen bergigen Waldgebiet, der sich an das kleine piemontesische Dorf anschließt, sucht sie die Einsamkeit, die sie in einer zerfallenen Waldhütte findet. Derweil wird das Dorf nach der Hiobsbotschaft des Freitods der Schülerin nun auch vom Verschwinden der Lehrerin aufgewühlt. Silvias Cousin Anselmo macht sich ebenso wie der von asthmageplagte Schüler Martino auf die Suche nach der zweiundvierzigjährigen Frau.

In den Wald erzählt vom übermächtigen Wunsch des Verschwindens, der Scham und der Reue genauso wie vom Leben, das auch nach solch katastrophalen Ereignissen weitergeht, wie sie das piemontesische Dorf hier gleich zweifach heimsuchen im Sommer des Jahres 1970.

Maddalena Vaglio Tanet nutzt hierfür ein ganzes Ensemble an Figuren, die in kurzen Kapiteln immer wieder im Mittelpunkt stehen. Neben dem familiären und schulischen Umfeld der getöteten Schülerin und der verschwundenen Lehrerin ist es vor allem der junge Martino, der zusammen mit Silvia im Mittelpunkt steht. Denn dieser macht schon bald die zerfallene Hütte mitsamt der neuen Bewohnerin ausfindig. In einem Akt der Verkehrung wird der junge Schüler zum eigentlichen Versorger und Beschützer seiner Lehrerin, die dort in der aufgrund von Hunger und Durst schon bald zu delirieren beginnt.

Schüler und Lehrerin – und die Verkehrung der Rollen

Martino versorgt sie mit Nahrung und Trinken, wird zum häufigen Besucher der älteren Frau in der Hütte und hört ihr zu, die sie sich in Gedanken und Erinnerungen zu verlieren droht, während das Dorf langsam schon gar nicht mehr an das Überleben von Silvia glaubt.

Tanets Debütroman beruht dabei auf biografischen Details aus ihrer eigenen Familie, wie die Autorin im Nachwort ihres Romans schreibt. So gab es auch in Tanets Familie eine kinderlose Cousine, die als Lehrerin arbeitete. Auch sie blieb tagelang verschwunden, um später völlig verdreckt und nahezu verhungert wieder aufzutauchen. Die Frage, was mit der Frau geschehen war und was der Auslöser für ihre Flucht war, beschäftigte Tanet insbesondere, da die Hintergründe der Episode nie wirklich in der Familie thematisiert wurden.

Und so liegt nun mit In den Wald vor eine Art Antwortversuch oder Fantasie über die möglichen Hintergründe des damaligen Ereignisses vor. Der Roman ist düster, zeigt eine raue Natur, die wenig gemein hat mit italienischer Sommer-Idylle und präsentiert Figuren, denen man auch nicht wirklich in die Seele schauen kann und die zumeist so karg sind wie die Umwelt, die sie umgibt. Insofern greift Tanets Debüt tatsächlich jene Stimmung auf, die in ihr vor dem Verfassen des Buchs herrschte, was die Frage des Verschwindens anging.

Fazit

Wer dunklere Geschichten über das Überleben im Wald, die Versehrungen an Seelen und ihre Folgen schätzt, der bekommt mit In den Wald eine eindrückliche Geschichte aus dem Norditalien der 70er-Jahre präsentiert, die sich gut in die Riege der eingangs genannten Titel einfügt. Übersetzt wurde der Roman aus dem Italienischen von Annette Kopetzki.


  • Maddalena Vaglio Tanet – In den Wald
  • Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki
  • ISBN 978-3-518-43198-6 (Suhrkamp)
  • 304 Seiten. Preis: 24,00 €
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Andrew O’Hagan – Caledonian Road

In seinem dickleibigen Gesellschaftsroman Caledonian Road wartet Andrew O’Hagan mit einer tröstlichen Nachricht auf. Mag manch einer auch über englische Adelstitel verfügen, in elitären Clubs verkehren oder ein gefragter Public Intellectual sein – das alles schützt auch nicht vor Unglück und sozialem Abstieg. Alles bröckelt und zerbröselt in diesem Roman . Das alles liest sich aber höchst unterhaltsam, bisweilen sogar vergnüglich.


Die Caledonian Road, sie ist eine im zentralen Londoner Stadtteil Islington gelegene Straße, die sich über eine Länge von circa 3 Kilometern erstreckt. Im Süden beginnt sie nahe des Bahnhofs King’s Cross und führt dann, von typischen mittelhohen Gebäuden und Geschäften gesäumt, in den Norden. Sogar ein Gefängnis findet sich entlang der Straße, ebenso wie der sogenannte Thornhill Square. Bei diesem handelt es sich um eine von Häusern umgebene Grünfläche, die einst im Zuge der Krönung Königin Elisabeth II. aufbereitet wurde und die der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.

Einer der Anwohner an diesem schon längst von der Gentrifizierung erfassten Platz ist Campbell Flynn, Kunstprofessor und gefragter Autor und Redner, einer der prägenden Public Intellectuals des Vereinigten Königreichs.

Campbell Flynn, groß und elegant und zweiundfünfzig, war eine Sprengladung im Savile-Row-Anzug, ein Mann, der glaubte, seine Kindheit läge längst hinter ihm und er habe von ihr nichts mehr zu befürchten. Er hatte Geheimnisse, Sorgen, doch wenn er nun auf seiner Taxifahrt zum Fenster hinausschaute, sah er St Paul’s im strahlenden Sonnenlicht oben auf Ludgate Hill, und die Engel von London standen an seiner Seite.

Andrew O’Hagan – Caledonian Road, S. 15

Der Zerfall eines Public Intellectual

Eine Eigentumswohnung am Thornhill Square, ein Wochenendhaus auf dem Land in Suffolk, eine beglückende Ehe mit seiner Frau Elizabeth und zwei Kindern, Verbindungen in die besten Kreise der Oberschicht bis hinein zum Hochadel, Podcasts, eine aufsehenerregende Vermeer-Biografie in seiner Publikationsliste. Was kann einen solchen Mann noch schrecken? Doch einiges, wie sich im Lauf von Andrew O’Hagans fast achthundert Seiten starken Romans zeigt.

Andrew O'Hagan - Caledonian Road (Cover)

Denn im Laufe eines Jahres zerbröckelt und zerbröselt so ziemlich alles, was sich Campbell Flynn aufgebaut hat, beziehungsweise das, was er sicher glaubte. Denn nicht nur das Vereinigte Königreich ist nach dem Brexit ein Schatten seiner selbst und liegt nun im Zuge der Corona-Pandemie danieder, auch seine obersten Repräsentanten haben schon bessere Zeiten gesehen. So irrlichtert nicht nur der englische Premier herum, auch die gesamt Oberschicht in Campbells Umfeld scheint ihren Fokus verloren zu haben.

Russische Oligarchen, die sich mitsamt ihrem Nachwuchs in die Oberschicht eingekauft haben, Industrielle, die nicht nur beruflich danebengreifen oder der alte Adel, der sich mal auf ein schwimmendes Boot flüchtet, mal auf riskante Deals einlässt: Andrew O’Hagan webt im Laufe seines Romans einen ganzen Kosmos aus Figuren, die so anders sind, als es die Klischee der britischen Oberschicht wollen. Nicht nur, dass die Figuren so ziemlich alles konterkarieren, wofür die althergebrachte Britishness steht. Auch im Abwärtsstrudel sind O’Hagan Figuren vereint.

Ein klug verzahnter Gesellschaftsroman

Doch konzentriert sich Caledonian Road dabei nicht nur auf die Oberschicht im Verfall – auch die Mittelschicht bis hin zum Gangsta-Nachwuchs porträtiert O’Hagan in seinem klug verzahnten Gesellschaftsroman. Mittendrin findet sich Campbell, der von Geldsorgen geplant unter Pseudonym ein Männlichkeitsbuch namens Männer, die in Autos weinen verfasst hat. All die Interviews, Vorworten für Ausstellungskataloge oder Podcast-Staffeln bringen keine große Besserung seines Zustandes. Allerdings hat er im Studenten Milo einen Ausweg für seine aktuelle Misere gefunden, schließlich bringt diese ihm mit seinem Furor als Schwarzer auf die weiße Mehrheitsgesellschaft auf neue Ideen, wenn sich schon die die finanziellen und häuslichen Probleme samt Untermieterin nicht so wirklich verdrängen lassen.

Campbell starrte das alles an, er war gefangen in dem riesigen Netz der Verwicklungen, sein Verstand konnte diesen Wust an Ereignissen nicht mehr verarbeiten.

Andrew O’Hagan – Caledonian Road, S. 702

Doch je mehr er sich von Milo in dessen Theorien einspinnen lässt, umso weiter entfernt er sich auch von seiner eigenen Familie. Das Buchprojekt hat sich sowieso schon verselbstständigt und ist kaum mehr einzufangen – zur Freude der Leserinnen und Leser. Sie dürfen in O’Hagans Buch die zugegeben nicht sonderlich neue, aber enorm unterhaltsame und tröstliche Binse verfolgen, dass auch andere Menschen Probleme haben, selbst wenn sie sich weit vor einem auf der gesellschaftlichen Leiter befinden.

Diese Gemengelage an Verwicklungen und Entwicklungen trägt den erzählerischen Bogen über die 800 Seiten locker. Andrew O’Hagan, der als Editor-at-Large bei der London Review of Books arbeitet, zeigt eindrücklich, dass seine Beschäftigung mit anderen Literaten reichlich Früchte getragen hat.

Fazit

Leicht, beschwingt, dann auch wieder traurig und fatal fesselt Caledonian Road über seine gesamte Lauflänge. Andrew O’Hagan gelingt ein faszinierender Gesellschaftsroman, der das ganze Panorama der britischen Gesellschaft von Möchtegern-Gangstern bis hinauf in die adelige Oberschicht einfängt und mit Campbell Flynn einen Starintellektuellen in den Mittelpunkt stellt, dessen Fall und Fatalismus man gerne nachverfolgt. Selten war ein Taumeln durchs eigene Leben in diesem Bücherherbst so unterhaltsam wie hier!


  • Andrew O’Hagan – Caledonian Road
  • Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié
  • ISBN 978-3-9881600-3-4 (Park x Ullstein)
  • 784 Seiten. Preis: 30,00 €
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