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I did it Norway – mein Messerückblick

Nun ist sie schon wieder vorbei, die Frankfurter Buchmesse 2019. Grund genug, etwas zurückzuschauen und meine drei Tage in den Messehallen Revue passieren zu lassen. Los gehts!

Donnerstag

Eine sehr entspannte Anreise mit der Deutschen Bahn, keine Zugausfälle, herbstliche Blättercollagen, die auf dem Weg nach Frankfurt an mir vorbeizogen. Da habe ich schon deutlich schwierigere Anreisen erlebt. Fix das AirBnB bezogen und schon war ich bereit für das Messegetümmel.

Termine standen am Donnerstag bei Schöffling und bei Suhrkamp an. Beim dortigen Bloggerempfang gab es neben persönlichen Buchempfehlungen auch das bald erscheinende Buch 2029. Darin machen sich renommierte deutschsprachige Autor*innen Gedanken über das Morgen, darunter Olga Grjasnowa, Vea Kaiser oder Dirk Kurbjuweit. Ein spannendes Buch, bei dem jedes Cover zudem ein Unikat ist.

Verlagsempfang (Symbolbild)

Nachher lud noch der Hanser-Verlag zum Bloggerempfang. Es bleibt wohl das Geheimnis des Verlags, warum zur Cocktail-Happyhour geladen wurde, wenn dann doch Sekt kredenzt wurde. Aber man möchte ja nicht undankbar sein – vor allem da in diesem Jahr auf eine irritierende Buchauswahl verzichtet wurde (man erinnere sich noch an das letztjährige Geschenk Schreiben für ewige Anfänger). Von daher – Merci für das schöne Alle Zeit der Welt von Thomas Girst.

Danach noch der Empfang der unabhängigen Verlage, bei dem in mir ein nostalgisches Gefühl aufkam. Magnum-Flaschen Sekt, Verleger, die in Zigarettenrauchschwanden verschwanden, müde Gestalten in Cordsakkos. So muss das auch früher gewesen sein. Noch ein kurzer Abstecher, zum beglückten Kampa-Stand (Chapeau für den Tokarczuk-Coup!) und dann erst einmal essen. Während die meisten anderen Blogger*innen dann auf den Hanser-Empfang weiterwanderten, kam ich leider nicht in den Genuss einer Einladung (->Wink mit dem Zaunpfahl, Herr Lendle!), weshalb ich schon etwas früher den Weg ins Gallusviertel antrat. War aber auch nicht schlimm, der nächste Tage hatte es schließlich auch in sich.

Freitag

Jan Valk und Dana von Suffrin bei der Buchvorstellung

Kann ein Tag besser starten als mit einem Bloggerfrühstück? Ich meine nein! Gut dass der Kiepenheuer&Witsch-Verlag ein solches Frühstück eingerichtet hatte. Die Münchner Debütantin Dana von Suffrin stellte in Begleitung ihres Lektors Jan Valk ihren Roman Otto vor. Ein Titel, der mich neugierig gemacht hat, beleuchtet er doch das schwierige Gefüge namens Familie. Etwas schade nur, dass ich aufgrund des nächstens Termins schon wieder vor der Lesungspassage den Weg richtung Messehallen antreten musste. Das ist aber auch jedes Mal ein Stress. Sorry Dana!

Ein ungewöhnlicher Anblick stellte sich dann beim Stand von Eichborn ein. Zusammen mit Fräulein Julia besuchte ich den Stand der Kölner, an dem uns Uwe alias Kaffeehaussitzer willkommen hieß. Ein Blogger auf der anderen Seite des Tischs – ungewohnt, aber Uwe füllt seine neue Rolle sehr gut aus. Besonders auf den Erstling Marianengraben von Jasmin Schreiber alias @LaVieVagabonde bin ich persönlich jetzt gespannt!

Viel Verschnaufzeit blieb für ihn allerdings nicht, denn um 12 Uhr stand die Verleihung des BublaAwards, also des Buchbloggerawards an. Die besten deutschsprachigen Blogs von Verlagen, von Bookstagrammern, von Blogger*innen und Co wurden von einer Jury gekürt und bekanntgegeben. In der Kategorie des Buchblog des Jahres konnte sich Nicole vom Blog Nacht&Tag durchsetzen – eine gute Wahl, die ich auch auf meinem Zettel hatte (große Empfehlung übrigens, wer die Seite noch nicht kennt!).

Gemeinsam für die Branche – Blogger*innenpower!

Danach ging es dann von der Agora direkt weiter zum Stand des Boersenvereins. Dort versammelten sich fast alle diesjährigen Buchpreisblogger*innen, die Titel von der Longlist des Deutschen Buchpreises besprochen hatten. Sogar Hotdogs und Getränke ließ der Boersenverein für unser Engagement springen. Da sage noch einer, Buchbloggen würde sich nicht rentieren.

Riechen, lesen, Kaffeslabberas

Nach einem weiteren Abstecher zur Suhrkamp ging es dann für mich weiter in den Norwegen-Pavillon. Das diesjährige Gastland hatte sich für den Auftritt etwas einfallen lassen. Sehr reduziert wurde der verspiegelte Pavillon von diversen Tischen dominiert. Auf diesen befanden sich so manches Mal Bücher zu bestimmten Themen, z.B. samischer Literatur, Krimis oder Kinderbücher. Aber auch die Interaktion wurde bedacht. So gab es unter anderem einen Tisch, auf dem sich 22 Dosen mit Gerüchen befanden. Man konnte diese dann den ausliegenden Bezeichnungen zuordnen.

So gab es unter anderem natürlich passend den Geruch eines Buches, aber auch den eines Altersheims mit geöffnetem Fenster, der ersten Liebe, eines Midsommars oder den Tod der eigenen Großmutter. Wer diesen Duft beim olfaktorischen Blind-Date erwischt hatte, bekam ihn wohl nicht so schnell mehr aus der Nase. Willkommener war mir da schon der Geruch des Kaffeslaberas, zu dem wir Blogger im Pavillon abseits vom sonstigen Trubel geladen waren.

Auf einen Kaffee mit norwegischen Autor*innen

Simon Stranger bei der Buchpräsentation

Sechs norwegische Autor*innen stellten sich und ihre Werke vor, darunter unter anderem Asne Seierstad, Alva Gehrmann (von deren Buch ich auch die Überschrift dieses Artikels entlehnt habe) und Simon Stranger. Letzterer holte die Veranstaltung etwas aus dem Nachmittagstief, indem er mit uns auf den Balkon des norwegischen Pavillons umzog. Dort erzählte er von seinem Buch Vergesst unsere Namen nicht, das so gar nicht zum sympatischen Sunnyboy-Auftritt des Norwegers passen wollte.

Danach noch ein Empfang bei Klett-Cotta (bei dem auch das obige Verlagsparty-Symbolbild entstand) und dann erst einmal Essen und Trinken. Vielen Dank an dieser Stelle an Isabella, die uns die Ebbelwoi- und Handkäse-Kulinarik Frankfurts nahebrachte. Dass die Eintracht an jenem Abend auch noch 3:0 gewann, führte in der Frankfurter Kneipe zu Gefühlsausbrüchen und Szenen, zu denen ich die Hessen davor gar nicht in der Lage glaubte.

Die Party der unabhängigen Verlage im Literaturhaus Frankfurt besuchte unsere Gruppe um Tobias, Isabella, Julia, Frank und Co dann auch noch, ehe ich gegen eins den Gang nach Gallus wagte.

Samstag

Der dritte und letzte Messetag begann abermals mit einem Frühstück. Diesmal allerdings außerhalb der Messe. Der Piper-Verlag hatte geladen. Jørn Lier Horst stellte seine Wisting-Reihe vor, was allerdings immer wieder durch das etwas undiplomatisch agierende Servicepersonal des Cafés sabotiert wurde. Schade drum, denn sowohl Autor als auch Bücher klangen sehr sympathisch.

Wie am Tag zuvor konnte ich allerdings nicht der ganzen Veranstaltung beiwohnen, denn auch mit dem S.Fischer-Verlag hatte ich einen Termin ausgemacht. So besuchte ich dann in den völlig überfüllten Messehallen Janina. Sie vermittelte mir Ausblicke auf das kommende Programm sowie ein Exemplar von Katerina Poladjans Hier sind Löwen. Merci auch dafür!

Menschenmassen auf der Agora

Generell war es am Samstag kein Spaß mehr, sich durch die Messehallen zu bewegen. Menschenmassen drängten an allen Ecken und Enden durch die Gänge. Einerseits natürlich schade, da es mir den Spaß am Stöbern und Schlendern nahm, andererseits natürlich auch wunderbar, dass die Messe solch einen Reiz auf Besucher*innen ausübt. Um das Ende des Buchs musste man sich zumindest in diesem Jahr Frankfurt keine größeren Sorgen machen.

Dann noch ein Besuch am dtv-Stand bei Thomas Zirnbauer, den ich wenig später in meinem Zug gen München wiedertreffen sollte. Und aus guter alter Verbundenheit durfte natürlich auch ein Besuch bei Susann bei Ullstein nicht fehlen. Nach diesen Meetings stand nur noch ein einziger Punkt auf meinem Zettel, nämlich ein Besuch bei Kein&Aber.

Kein & Aber ohne Wenn & Aber

Jener Stand überzeugte auch in diesem Jahr wieder durch Originalität. Ein großer Kubus wurde mit verschiedenen Animationen von verlagseigenen Büchern bespielt. Ein echter Hingucker, ohne Wenn und Aber.

Teatime mit Eli Shafak

Gestoppt wurden diese Animationen dann allerdings für eine Stunde, als Eli Shafak bzw. ihr Verlag zur Teatime lud. Die Autorin stellte ihr Buch Unerhörte Stimmen und sich selbst sehr unprätentiös dar. Mit gerade einmal sieben weiteren Blogger*innen stellte sich gleich ein sehr angenehmes Miteinander ein. Für mich ein besonderes Erlebnis, da ich ansonsten wohl kaum zu einem Buch dieser türkischen Schriftstellerin gegriffen hätte. Doch diese Vorstellung führte dazu, dass auch bald hier in der Buch-Haltung eine Besprechunge ihres neuen Romans online gehen wird. Denn was Eli Shafak zu sagen hatte, das klang wahr und richtig.

Nach diesem letzten Termin hieß es für mich dann allerdings auch schon wieder: ab zum Bahnhof. Nach einem klassischen Zugausfall wurde ich umgebucht und durfte dann zusammen mit Thomas und weiteren Buchmenschen die Reise gen Süden antreten. Gottseidank war ich ja gut mit Lesematerial ausgerüstet, sodass auch die 5,5 Stunden Reisedauer irgendwie erträglich wurden. Das ist ja das Schöne an der Buchmesse: an Lesestoff gebricht es nie!

So meine Eindrücke von drei unglaublich vollen, bereichernden, witzigen, literarischen und niemals langweiligen Tagen. So kann die nächste Messe sicher kommen. Danke an alle, denen ich begegnen durfte und die so für Literatur brennen!

Und hier noch ein paar weitere Schnappschüsse vom Messegeschehen:

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Die Bücherei der Zukunft - Das Konzept der Open Library

Wie wir lesen wollen

Abseits von Büchern, Lesungen und literarischen Trends stelle ich mir ab und an auch übergreifende Fragen zum Lesen und zur Rolle der Literatur in der Gesellschaft. Auch bedingt durch meinen Job als Bibliothekar treibt mich die Frage um, welche Rolle das Lesen und die Bibliotheken in Zukunft wohl spielen wird. Vor einigen Tagen habe ich eine mögliche Antwort auf diese Frage erhalten. Ich besuchte nämlich die Stadtbücherei Würzburg, genauer gesagt die neue Filiale Am Hubland.

Ist das ein Co-Working-Space oder eine Bücherei?

Dort, wo früher Flugzeuge abhoben, entsteht gerade ein völlig neues Stadtviertel. Einer der ersten Fixpunkte in diesem Viertel ist die Bücherei, die schon eingezogen ist, obwohl die meisten Häuser um die Bücherei herum erst im Bestehen inbegriffen sind. Das Haus ist als Open Library konzipiert, das heißt eine automatisierte Büchereifiliale, die teilweise geöffnet ist, obwohl kein Personal anwesend ist.

Was beispielsweise bei Bankfilialen selbstverständlich ist, gilt bei uns noch exotisch. Eine Bücherei, bei der niemand als Ansprechpartner vor Ort ist? Eine Bücherei, die ich auch schnell noch um 9 Uhr abends aufsuchen kann, wenn ich ein Kochbuch oder eine DVD für einen schönen Abend benötige? Erst langsam setzt sich dieses Konzept durch, in Hamburg-Finkenwerder oder Köln-Kalk etwa gibt es schon solche Filialen. Meist steht (wie im Falle von Köln oder Würzburg) der niederländische Architekt Aat Vos hinter der Realisierung solcher Projekte.

Die Bibliothek als Dritter Ort

Der Gedanke ist bestechend. Schon heute gelten Büchereien als sogenannte Dritte Orte. Während das Zuhause der Erste Ort und die Arbeitsstelle der Zweite Ort ist, besagt die Theorie des Dritten Orts, dass es abseits von Zuhause und Arbeit noch mehr geben sollte. Der Dritte Ort will eine Art erweitertes Wohnzimmer sein. Ein Ort, an dem man sich gerne und lange aufhält, ohne unbedingt einem Konsumzwang zu unterliegen. Ein Ort, der Begegnungen und Bildung ermöglicht – und das möglichst niedrigschwellig. Solche Räume sind für den Niederländer Aat Vos Bibliotheken, weshalb bei ihrer Gestaltung das Wohlfühlen im Vordergrund steht.

Couchen, Krabbelzone, Ideenboard – hier kann man sich begegnen

Wer sich schon einmal lange in brutalistischen Unibibliotheken oder grauen Büchereien mit entsprechender Inneneinrichtung aus den 70er-Jahren aufgehalten hat, wird das Vos’sche Konzept schätzen. Statt möglichst vieler Regale mit (teils überholter) Literatur, funktionaler Sitzmöglichkeiten und einer asketischen Innengestaltung hat der Architekt alles auf den Kopf gestellt. Das fällt auch beim Besuch in Würzburg direkt ins Auge. Die Bücher sind in den Hintergrund gerückt, sie bilden auf zwei Etagen den Rahmen um die Innenflächen. Diese sind mit vielen Stühlen, Tischen und einer Krabbelzone ausgestattet. Ähnlich wie im vielbeachteten Konzept der Hugendubel-Filiale am Stachus in München geht man nun auch hier weg von thematischen Bereichen, bricht das Raumkonzept auf und schafft kleine Inseln im Raum, die als Anlaufpunkt fungieren.

Alles bleibt anders

Schon seit geraumer Zeit ist das Bild der Bibliotheken und Büchereien im Umbruch. Reine Buchausleihstätten sind die Häuser schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Mediale Trends lassen sich nirgends so gut beobachten wie in den Bibliotheken. Wo früher Kassetten, Atlanten oder Adressverzeichnisse nachgefragt waren, stehen heute Hörbücher und DVDs in den Regalen. Streamingangebote wie Freegal, die Onleihe oder Wissendatenbanken wie Munzinger sind aktuelle Umsatzbringer. Kaum ein medialer Trend übersteht ein Jahrzehnt, schon gibt es die nächste Speichertechnik oder digitalen Trend. Die Halbwertszeiten werden immer kürzer, doch die Büchereien pass(t)en sich immer wieder an. Doch was lässt sich aus dem Blick zurück für den Blick nach vorne mitnehmen?

Wer braucht noch Bücher in Bibliotheken?

Umfassend und luftig gefüllte Regale bilden den Rand der Bibliothek

Wenn es einen übergreifenden Trend gibt, den man an Bibliotheken ablesen kann, dann ist es meiner Meinung nach aber jener: die Bücher und Medien nehmen an Bedeutung ab. Dem (Vor)Lesen kommt in der Gesellschaft keine große Bedeutung mehr zu, stattdessen wandeln sich die Häuser zu Begegnungsstätten und Lernorten. So sind beispielsweise die Lesesäle in den großen Bibliotheken des Landes immer dann besonders ausgelastet, wenn Prüfungszeiten anstehen. Die Bücher in den Sälen sind dabei aber eher meist Kulisse, die für eine ruhige und konzentrierte Lernatmosphäre sorgen. Fürs Lernen selbst sind sie allerdings meist kaum von Belang für die Menschen, die die Lesesäle frequentieren. Als Lernorte und Räume der Stille bieten die Büchereien eine Atmosphäre, die Konzentration und Produktivität begünstigt. Aber die Medien der Häuser selbst, sie spielen doch eine eher untergeordnete Rolle, was sich auch in Würzburg beobachten lässt.

Das Konzept der Kolleg*innen, das das Begegnen und den Aufenthalt in den Mittelpunkt rückt, ist für moderne Bücherei in meinen Augen richtungsweisend. Doch nicht nur für diese – sondern auch für alle Leser*innen und letzten Endes auch für unsere Gesellschaft. Und das aus mehreren Gründen:

Begegnungsstätte

Ich beobachte eine zunehmende Aufspaltung der Gesellschaft nach Interessen, Einkommen oder auch Teilhabe. Man kann es Echokammern, Filterblasen oder Milieus nennen – Tatsache ist doch, dass Begegnungsstätten, in denen sich alle Schichten, Interessen, Ethnien und Alter vorurteilslos begegnen können, verschwinden. Kirchen verlieren an Bedeutung, Stadtviertel werden gentrifiziert – die Möglichkeiten von übergreifenden Kontaktmöglichkeiten schrumpfen. Der virtuelle Raum ersetzt oftmals den reellen Begegnungsraum, mit teils auch verheerenden Folgen. Der Erfolg des Rechtspopulismus, der bedenkliche Rechtsdrift der Gesellschaft und die ressentimentbeladene Sprache und die dadurch verrohenden Diskurse sind meiner Meinung nach nur ein paar Konsequenzen dieses Mangels an Begegnungsstätten und Foren im eigentlichen Sinne. Das Miteinanderreden und Sich begegnen verschwindet oder ist teilweise schon verlorengegangen. Man bleibt lieber unter sich und bestärkt sich in seiner Weltsicht. Aber genau dagegen können und sollen Bibliotheken ankämpfen. Als kostenlose Begegnungsstätten, als Kontaktmöglichkeiten, Menschen außerhalb der eigenen Lebenskreise kennenzulernen.

Damit verbunden ist auch ein weiterer Grund, weshalb ich dieses Konzept so wichtig finde.

Bibliotheken als gesellschaftliche Labors

Viel Arbeitsflächen, Zeitschriften und 3-D-Drucker: Einrichtung der Bücherei Am Hubland

Unlängst überschrieb der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen sein Debattenbuch mit dem Titel Die gereizte Gesellschaft. Darin konstatiert er, dass das Erregungspotential der Gesellschaft zugenommen hat. Der Tübinger Professor spricht von einer nationalen Erregung. Dinge, die früher einfach versandet wären, werden – digital begünstigt – schnell zu Shitstorms. Die Gerichte sind überarbeitet, die Streitfreude nimmt zu, die Toleranz ab. Gegen dieses ungute Klima einer Erosion des Miteinanders muss eine Bibliothek wirken und ihre Angebote machen. Exemplarisch lässt sich das in Würzburg beobachten. Wo – aufgrund des begrenzten Platzangebots – verschiedene Bedürfnisse aufeinander treffen, müssen die Menschen auch wieder lernen, Lösungen für ein gutes Miteinander zu finden. Denn das Platzangebot ist endlich, die Nerven mancher Bibliotheksnutzer*innen auch. Die Bücherei kann hier als Labor für ein gutes menschliches Miteinander wirken. Lösungen im Dialog erzielen, Rücksicht auf andere nehmen – das lässt sich nirgends so gut lernen wie in einer so konzipierten Begegnungszone Bücherei.

Rund-Um-die-Uhr-Verfügbarkeit

Schon oft wurde der Rückgang des linearen Medienkonsums prophezeiht und in Studien belegt. Besonders junge Menschen wissen den tageszeitunabhängigen Konsum von Medien zu schätzen. Auch generell greift ein Anspruch nach Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit um sich. Was Spotify, Netflix, Mediatheken und Co. im medialen Umfeld möglich machen, ist auch bei Dienstleistern wie etwa Banken ja schon lange gang und gäbe. Warum sollen Bibliotheken auf diese Anforderungen keine Antworten geben? Ich empfinde auch in dieser Hinsicht den Würzburger Weg als wichtig und richtig. Warum muss ich auf die Dienstzeiten von Angestellten warten, wenn ich schon vor meiner Arbeit um 7 oder am Feierabend nach 8 noch eine Bücherei zum Lernen oder Entleihen von Medien aufsuchen kann? Entleihen und zurückstellen können die Kunden die Bücher selber – warum also nicht unter dem Einsatz von technischen Kontrollmöglichkeiten den Menschen, die mit ihren Steuern solche Einrichtungen finanzieren, die Möglichkeit zur Benutzung geben?


Es gibt also viele gute Gründe, die für die Öffnung der Büchereien sprechen – gerade in diesen Zeiten. Was in Skandinavien gang und gäbe ist, setzt sich hier erst langsam durch. Was haltet ihr von dieser Art von Bücherei? Wie seht ihr die Rolle jetzt und in der Gegenwart, die Lesen und Büchereien spielen? Wart ihr selbst schon einmal in einer solchen Bücherei oder würdet eine solche besuchen? Ich freue mich auf eure Rückmeldungen!

Hier noch ein paar Eindrücke aus der Bücherei

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Herbstlese mit Buch-Haltung.com

Ja, der Sommer 2019 ist unwiederbringlich vorbei. Aber der Herbst bringt neben viel Lesezeit auf der warmen Couch drinnen auch einige tolle Veranstaltungen. Drei dieser literarischen Veranstaltungen, an denen ich mitwirken darf, stelle ich hier kurz im Folgenden vor.

29.09.2019 – Färberei Augsburg

Die Sommerpause der Literaturreihe Wein, Käse, Literatur ist vorbei. Im Herbst geht es jetzt wieder weiter. Erster Termin ist der 29.09, Beginn ist wie immer um 18:00 Uhr. Diesmal habe ich mir einen höchst kompetenten weiblichen Gast eingeladen, und zwar Tina Lurz, die auf RevolutionBabyRevolution auch als Bloggerin aktiv ist.

Mit ihr will ich übers Reisen und Bücher übers Reisen plaudern. Dazu gibts deutsche Weine, leckere Käseplatten und viel Spaß und Schabernack. Der Eintritt ist wie immer frei, Reservierungen in der Färberei kann man unter folgender Nummer veranlassen: 0821 50898267


11.10.2019 – Stadtbücherei Augsburg

Die Zentrale der Stadtbücherei Augsburg am Ernst-Reuter-Platz wird zehn Jahre alt. Sowas will natürlich gefeiert werden. Deshalb gibt es ein großes Rahmenprogramm (unter anderem veranstalten wir einen Story-Walk für Kinder quer durch die Stadt oder eine Podiumsdiskussion zur Zukunft des Lesens). Ein Punkt in diesem Rahmenprogramm ist auch der große Literaturabend mit Elke Heidenreich. Diese besucht am 11.10.2019 ab 19:00 Uhr die Stadtbücherei. Sie liest aus ihrem Buch Alles kein Zufall.

Im Anschluss gibt es wieder einen Literarischen Salon, bei dem auch Elke Heidenreich mit uns diskutieren wird. Die Bücher, über die wir hoffentlich engagiert streiten werden, sind folgende:

Karten zu 12,00 € gibt es bei uns in der Stadtbücherei sowie bei der Buchhandlung am Obstmarkt.


24.10.2019 – Volksbücherei Fürth

Im Herbst gastiere ich auch wieder im schönen Frankenland, genauer gesagt in Fürth. Nach der Frankfurter Buchmesse findet in der dortigen Innenstadtbibliothek wieder das Format Seitenblick statt.

Dabei diskutieren verschiedene lokale Persönlichkeiten über neue Bestseller, die der Lektüre lohnen (oder vielleicht besser nicht). Diesmal darf ich mit zwei weiteren Gästen über diese drei Bücher diskutieren:

Der Beginn dieser Veranstaltung in der Volksbücherei Fürth ist um 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei – und die Aussicht über den Dächern Fürths grandios. Kommen lohnt also auch in diesem Fall.

Ich würde mich freuen, wenn wir uns bei irgendeiner dieser Veranstaltungen über den Weg laufen würden. Bis dahin eine tolle herbstliche Lesezeit!

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Das Deutscher-Buchpreis-Lotto 2019

Jedes Jahr, so auch dieses Jahr wieder mein Lotto in Sachen Deutscher Buchpreis. Dieses Jahr bin ich besonders gespannt, da ich als einer von zwanzig Blogger*innen für den Preis ein Buch besprechen darf. Welches es werden wird? Ich bin gespannt.

Nun aber meine wilden Tipps, vielleicht findet sich ja tatsächlich der eine oder andere Titel auf der Longlist des Preises? In genau einer Woche, ab dem 20.08.2019 wissen wir mehr!

Welche Titel seht eigentlich ihr auf der Longlist? Auf welche Bücher tippt ihr so? Ich freue mich über weitere Anregungen und Spekulationen!

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Bücher für den Urlaubskoffer

Jedes Jahr die selbe Frage: was soll ich bloß in meinen Urlaubskoffer packen? Ich empfehle ja (wenig überraschend) Bücher – sie entfachen Kopfkino, stabilisieren notfalls ein wackelndes Bett und machen einen vielleicht sogar ein bisschen schlauer. Und selbst, wenn man einfach nur gut unterhalten werden will – die richtigen Bücher schaffen das mühelos.

Buchtipps? Die gibts am Sonntag Abend in der Färberei Augsburg.

Bleibt noch eine Frage: wie finde ich das passende Buch für meinen Urlaub? Was lese ich am besten am Strand? Was in einer Hütte in den Bergen? Oder was, wenn ich meinen Urlaub eher im Biergarten und auf dem Balkon verbringe?

Damit ihr da nicht mehr grübeln müsst, veranstalten wir zum zweiten Mal den Abend Wein, Käse & Literatur – diesmal in der Urlaubsedition. Wir starten am 7.7.2019 ab 18:00 Uhr in einem der schönsten Restaurants Augsburgs, nämlich der Färberei. Der Plan: erst am Sonntag entspannt an den Badesee, dann abends in die Färberei, wo es besten Wein, Käse, Antipasti und zehn Buchtipps geben wird.

Die Färberei von Innen

Ich stelle Bücher vor, die jeden Urlaub noch schöner machen. Mal reisen wir gemeinsam in den Dschungel Vietnams, mal begeben wir uns an die Steilklippen Irlands, wo in einem skurrilen Hotel alles vor sich hinbröckelt (mag mancher auch von AirBnB aus seinem Urlaub kennen). Sozialkritisches, feine Unterhaltung, spannende Krimis; ich habe meinen Empfehlungskoffer vollgepackt und freue mich auf euch!

Abwechslungsreiche Buchtipps, Käse, ein feiner Tropfen im lauschigen Färbergässchen – was braucht man mehr? Vielleicht noch eine Tischreservierung in der Färberei. Man kann diese unter reservierungen@faerberei-augsburg.de veranlassen und bekommt dann gleich seinen Tisch zugewiesen. Klingt nicht nur verrückt, ist es auch!

Wir sehen uns am Sonntag im Färbergässchen!


Bildrechte der Fotos: Johann Oswald

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