Tag Archives: Longlist

Das Deutscher-Buchpreis-Lotto 2021

The same pocedure as every year. Und so gibt es auch in diesem Jahr wieder mein traditionelles Buchpreislotto. Welche Bücher könnten es auf die Liste geschafft haben? Auch wenn ich natürlich keine Glaskugel besitze ich, weiß ich zumindest, dass im Anschluss an die Veröffentlichung der Liste die üblichen Diskussionen einsetzen werden. Wie viele Männer, wie viele Frauen finden sich auf der Liste? Zu wenig Zeitgeist, zu viel? Zu wenig Kleinverlage, eine zu große Konzentration auf die Big Player? Wie viele PoC (also schwarze Autor*innen) und wie viele migrantische Stimmen finden sich auf der Liste, welche Titel wurden übersehen, welche Nominierung erscheint schwerlich nachvollziehbar?

All diese Diskussionen zählen zur Folklore um den Preis, der es sich immerhin zum Ziel gesetzt hat, den Roman des Jahres zu finden. Auch ich als meinungsfreudiger Blogger beteilige mich an den (inzwischen schon ritualisierten Diskussionen) und trage in Form dieser Kaffeesatzleserei mein Scherflein zum alljährlichen Buchpreiszirkus bei. Ob ich diesmal meine Quote von einem Viertel korrekt vorhergesagten Titeln übertreffen kann? Ich weiß es nicht. Aber was ich weiß: erneut bloggen unter dem Hashtag #buchpreisbloggen 20 höchst kompetente Blogger*innen über ihr jeweiliges Patenbuch. Man darf gespannt sein!

Meine Tipps:

Die Titel noch einmal in Schriftform:

Emine Sevgi Özdamar – Ein von Schatten begrenzter Raum (Suhrkamp), Peter Stamm – Das Archiv der Gefühle (S. Fischer), Mithu Sanyal – Identititti (Hanser), Michael Köhlmeier – Matou (Hanser), Matthias Nawrat – Reise nach Maine (Rowohlt)

Marin Mosebach (Krass), Ulrich Woelk – Für ein Leben (C. H. Beck), Jessica Lind – Mama (Kremayr&Scheriau), Felicitas Hoppe – Die Nibelungen (S. Fischer), Jenny Erpenbeck – Kairos (Penguin)

Eva Menasse – Dunkelblum (KiWi), Gert Loschütz – Besichtigung eines Unglücks (Schöffling), Julia Franck – Welten auseinander (S. Fischer), Sasha Marianna Salzmann – Im Menschen muss alles herrlich sein (Suhrkamp), Beatrix Langner – Der Vorhang (Matthes&Seitz Berlin)

Angelika Klüssendorf – Vierundreißigster September (Piper), Antje Rávik Strubel – Blaue Frau (S. Fischer), Georg Klein – Bruder alle Bilder (Rowohlt), Ulrich Peltzer – Das bist du (S. Fischer), Svealena Kutschke – Gewittertiere (Claassen)

Ansonsten gäbe es natürlich noch viele weitere (übliche) verdächtige: Maxim Biller? Christian Kracht? Christoph Ransmayr? Oder Autor*innen rund um den Bachmannpreis wie Ferdinand Schmalz, Sharon Dodua Otoo oder Timon Karl Kaleyta? Oder warum nicht einmal den besten Krimi des Jahres in Form der virtuosen Geschichtsstunde nominieren?

Ich lasse mich auf alle Fälle überraschen, was der Deutsche Buchpreis so aufs Tapet bringt und welche Entdeckungen man machen kann. Am 24. August wissen wir mehr, dann wird die Longlist des Preises veröffentlicht.

Diesen Beitrag teilen

Das Deutscher-Buchpreis-Lotto 2020

Heute in zwei Wochen erscheint sie: Die Longlist des Deutschen Buchpreises 2020. Und wie jedes Jahr, so gibt es auch heuer wieder mein kleines Longlist-Lotto. Bücher, von denen ich mir vorstellen könnte, dass sie auf der Liste vertreten sind, die den Geschmack der Juror*innen getroffen haben und Bücher, für die ich mir Chancen auf den Gewinn des Titels ausrechne. Einige davon wurde auch schon auf Buch-Haltung.com besprochen. Besonders berücksichtig habe ich dabei das Frühjahr, in dem die Aufmerksamkeit für die meisten Novitäten vollkommen verpufft ist. Vorhang auf für meine Tipps!

Chirstine Wunnicke – Die Dame mit der bemalten Hand (Berenberg-Verlag). Bov Bjerg – Serpentinen (Ullstein). Olga Grjasnowa – Der verlorene Sohn (Aufbau). Leander Fischer – Die Forelle (Wallstein). Ronya Othmann – Die Sommer (Hanser).

Mariam Kühsel-Hussaini – Tschudi (Rowohlt). Rolf Lappert- Leben ist ein unregelmäßiges Verb (Hanser). Ulrike Draesener – Schwitters (Penguin). Ulla Lenze – Der Empfänger (Klett-Cotta). Ulrike Ulrich – Während wir feiern (Berlin Verlag)

Deniz Ohde – Streulicht (Suhrkamp). Olivia Wenzel – 1000 Serpentinen Angst (Fischer). Christoph Nußbaumeder – Die Unverhofften (Suhrkamp). Thomas Hettche – Herzfaden (Kiepenheuer & Witsch). Abbas Khider – Palast der Miserablen (Hanser).

Andreas Schäfer – Das Gartenzimmer (DuMont). Ulrike Almut Sandig – Monster wie wir (Schöffling). Cihan Acar – Hawii (Hanser Berlin). Benjamin QuadererFür immer die Alpen (Blanvalet). Katharina Köller – Was ich im Wasser sah (Frankfurter Verlagsanstalt).

Jetzt seid ihr dran: was sind eure heißen Tipps? Welches Buch seht ihr auf der Liste? Und welches so gar nicht? Ich freue mich auf eure Kommentare und eure Tipps in Sachen Deutscher Buchpreis 2020 – Longlist!

Diesen Beitrag teilen

Bei den Besten nichts Neues

Heute wurde die Longlist des Deutschen Buchpreises 2018 bekanntgegeben. Ziel ist es, den besten deutschsprachigen Roman des Jahres zu ermitteln. Ein Unternehmen, das natürlich nur zum Scheitern verurteilt sein kann.

DEN besten Roman gibt es ebenso wenig wie objektive Urteile einer Jury über Bücher, die letzten Endes immer hinsichtlich von Geschmacks- und Stilistikfragen beurteilt werden und subjektiven Eindrücken unterliegen. Dennoch ist das Unternehmen aller Ehren wert, bringt es doch 20 Büchern die gebündelte Aufmerksamkeit des Feuilletons und der interessierten Öffentlichkeit. Dank des wochenlangenen Prozederes und der Verleihung des Deutschen Buchpreises im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse ist der Siegerin oder dem Sieger viel Interesse gewiss. Auch für das Weihnachtsgeschäft der Buchhändler spielt der Preis eine gewichtige Rolle. Dabei ist es kein Geheimnis, das sich einige Bücher, die bestimmte Fragestellungen oder einen bestimmten Aufbau besitzen, besser verkaufen, als ein formal und inhaltlich ambitionierter Sieger, wie es beispielsweise Frank Witzels Roman Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 war.

Nun also die Longlist 2018, die ich auf den ersten Blick mehr als gelungen finde. Erfreulich viele Frauen (12 Frauen vs. 8 Männer), viele Independent-Verlag dabei, stilistische Vielfalt – doch dann kam ich langsam ins Grübeln.

Beim Anlesen der Synopsen ein immer stärker werdender Eindruck: bei den 20 Besten nichts Neues. Der Krieg und die Diktaturen sind omnipräsent. Egal ob der Klassiker Zweiter Weltkrieg (Geiger, Hauser, Fritz) oder Kalter Krieg (Biller, Senkel, Haratischwili) oder der ewige Klassiker DDR (Loschütz) – fast könnte man meinen, es gäbe eine Blaupause, die Büchern einen Platz auf der Longlist verschafft.

Wenig Innovation auch in Sachen neuer AutorInnen. Mit Gianna Molinari steht eine klassische und mit Anja Kampmann immerhin eine Roman-Debütantin auf der Longlist, ansonsten stolpert man bei vielen Titeln auf der Liste über bekannte Gesichter. Mit Stephan Thome, Angelika Klüssendorf und Gert Loschütz sowie Inger Maria Mahlke und Arno Geiger gibt es auch fünf AutorInnen, die schon einmal auf der Shortlist vertreten waren (bzw. einmal im Falle Arno Geigers sogar einen Gewinner). Zwei Bücher wurden gleich vom Preis der Leipziger Buchmesse aus dem Frühjahr mit übernommen (Senkel und Kampmann). Das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau – denn offen gestanden enthält die Liste auch einige bereits erschienene Titel, die ich zuvor überhaupt nicht wahrgenommen hatte und die mir neu waren. Somit bietet die Liste auch noch einmal Chancen, auf Übersehenes zurückzukommen.

Eine Frage, die sich aber aus den Diskussionen auf Facebook in puncto Longlist für mich entwickelt hat, ist diese: je weiter wir uns von den Ereignissen wie etwa dem Zweiten Weltkrieg entfernen, umso präsenter scheinen diese Themen im deutschsprachigen Buchmarkt zu werden. Warum ist das so? Gibt es Faktoren, die diese Entwicklung begünstigen?

Und warum sind die Bücher Mangelware, die sich mit aktuell(er)en Problemen befassen? Abgesehen von Helene Hegemanns Bungalow und meinetwegen vielleicht auch Muschgs Rückkehr nach Fukushima finde ich bei einem ersten Überblick wenig Aktuelles, sondern eher dezidiert Apolitisches fernab vom täglichen Leben. Themen wie Überalterung, prekäre Lebensverhältnisse, Wohnungsnot, Chancengerechtigkeit oder ähnliche gesellschaftliche Entwicklungen finden wenig Eingang in die Gegenwartsliteratur. Es dominiert der Blick zurück statt der nach vorne – warum aber ist das so?

Habt ihr Erklärungen? Seht ihr die Entwicklung anders? Oder habt eine völlig andere Meinung? Habt ihr Antworten für mich? Mir fehlen sie nämlich …

Ein kleiner Nachtrag: Auf Deutschlandfunk Kultur haben sich Kolja Mensing, Wiebke Porombka und Frank Meyer ebenfalls über die Longlist des Deutschen Buchpreises ausgetauscht. Das Gespräch findet man an dieser Stelle.

Diesen Beitrag teilen

Das Deutscher Buchpreis-Lotto 2017

Am 15. August um 10:00 Uhr ist es soweit: die Longlist für den diesjährigen Deutschen Buchpreis wird bekanntgegeben. Auch dieses Jahr wird das Ganze natürlich schon wieder von Verlagen, Lesern und selbstverständlich auch den Bloggern aufmerksam betrachtet und die Spekulationen schießen ins Kraut. Auch ich spiele in dem Fall gerne Lotto und versuche mich an einer kleinen Vorhersage, welche deutschsprachigen Neuerscheinungen es auf die Liste geschafft haben.

Nachdem ich mit der Auswahl letztes Jahr nicht so wirklich warm geworden bin und auch meine Prognosen über die Shortlist so präzise wie ein G36 der Bundeswehr ins Ziel getroffen haben, starte ich dieses Jahr einfach einen neuen Versuch. Und egal wie nahe oder fern die Erwartungen dann dem tatsächlichen Resultat sind – am Ende lässt sich über die Wahl ja immer vorzüglich streiten. Nun aber los:

Lukas Bärfuss´ Hagard ist ein eindringlicher Roman, der bereits der Jury des Preises der Leipziger Buchmesse ins Auge gefallen ist. Dass das Buch auch der Deutschen Buchpreis-Jury aufgefallen ist, kann ich mir gut vorstellen. Kraft von Jonas Lüscher ist in meinen Augen das beste Buch dieses Bücherfrühlings. Eine Nichtnominierung fände ich unverzeihlich. Der Schnitt der Sonne wurde von mir zwar noch nicht gelesen, eine Nominierung erscheint mir aber auch hier wahrscheinlich. Genreliteratur hat es beim Deutschen Buchpreis ja eh traditionell schwer, Dietmar Dath wäre da eine gelungene Lösung – und nicht zuletzt war Dath ja bereits 2008 einmal nominiert war. Robert Menasses Die Hauptstadt ist ebenfalls ein originelles Buch, das ich bereits anlesen durfte. Zudem würde ich Suhrkamp mal wieder einen Erfolg gönnen, nachdem das Verlagshaus letztes Jahr ja gegen den Fischer-Verlag unterging. Und auch Sieh mich an ist Erfolg zu wünschen. Mareike Krügels Roman über einen Tag im Leben einer Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs gefiel mir recht gut.

Stephan Lohses Debüt Ein fauler Gott räume ich auch Chancen ein – Erinnerungen an die Kindheit gehen ja immer. Alles andere als ein Debütant ist der Österreicher Michael Köhlmeier, der bereits drei Mal nominiert war. Nach 2014 könnte es dieses Jahr ebenfalls wieder passieren. Noch ein Debütant, an dem momentan kein Feuilletonschreiber vorbeizukommen scheint, ist Simon Strauß, Sohn von – genau. Sein Buch bestimmt die Diskussionen – vielleicht auch die der Jury? Roland Schimmelpfennig kennt der geneigte Theatergänger als zeitgenössischen Dramatiker. Sein erstes Buch war für mich ein Totalreinfall, vielleicht wird bei Buch Nummer Zwei alles anders und er hat ein Meisterwerk erschaffen? Das Buch erscheint auf alle Fälle in ein paar Wochen im Fischer-Verlag. Ein schwer verdauliches und dabei höchst originelles Buch ist Feridun Zaimoglus Luther-Annäherung Evangelio – auch er ist in Sachen Nominierungen ein alter Bekannter, denn ganze vier Mal war er bereits auf der Liste zu finden.

Mariana Leky erhält für ihren neuen Roman Was man von hier aus sehen kann ebenfalls viel lobende Kritik und ist für mich durchaus eine Aspirantin für die Longlist. Auch Fatma Aydemir gehört mich auf jene Liste, da ihr Buch durch Aktualität und Radikalität zu bestechen weiß. Der große Wurf ist für mich Chris KrausDas kalte Blut, hier kann ich mir auch schwerlich vorstellen, dass die Jury an dem Titel vorübergeht. Historisches geht beim Buchpreis ja immer, wie die vergangenen Preisträger gezeigt haben. Mit Olga Grjasnowa habe ich zudem die nächste Wiederholungstäterin auf meinen Lottoschein gepackt, die nach fünf Jahren mal wieder eine Nominierung verdient hätte. Auch Uwe Timm ist zu jenen Wiederholungstätern zu zählen und hat noch dazu einen historischen Roman geschrieben – das potenziert natürlich seine Chancen.

Julia Wolfs zweiter Roman Walter Nowak bleibt liegen ist der Toptitel aus der Frankfurter Verlagsanstalt, die im letzten Jahr mit Bodo Kirchhoff den Sieger gestellt hat. Nicht ganz unwahrscheinlich also, dass der Verlag wieder einen Erfolg feiert. Darüber hinaus findet sich bei mir das sehr spannend klingende Debüt der jungen Autorin Svealena Kutschke, die Kurzbeschreibung ihres Lübeck-Epos klingt auch ganz nach Kost für den Deutschen Buchpreis. Irgendwie ging im Frühjahr Franzobels Floß der Medusa völlig unter – vielleicht wird es jetzt noch einmal ins Bewusstsein der literarischen Öffentlichkeit gerückt. Und apropos Gewässer – auch Norman Ohlers Roman Die Gleichung des Lebens ist ein starker Text – historischer Roman und Krimi zugleich (siehe Genreliteratur), von daher für mich ein weiterer Treffer, der sich am Dienstag gerne bestätigen dürfte. Das letzte Buch ist dann noch Thomas Lehr vorbehalten, von zwar mir noch nicht gelesen, aber schon auf meinem Vormerkzettel. Und zudem ist Lehr auch ein alter Bekannter, der schon 2005 und 2010 auf der Longlist stand. Warum nicht auch dieses Jahr?

Wie seht ihr den Deutschen Buchpreis und die Nominierungen? Welche Titel müssen eurer Meinung nach auf jeden Fall auf der Longlist stehen? Wie sähe eure Auswahl aus – oder interessiert euch der Preis nicht? Ich bin auf eure Antworten gespannt!

Diesen Beitrag teilen