Auch wenn der deutsche Titel eine Verwandschaft zu Grangés Meisterwerk Die purpurnen Flüsse nahelegt – das Buch hat damit nichts zu tun. Stattdessen verknüpft der Franzose in seinem Buch eine Familiengeschichte mit der Suche nach einem Serienmörder, genannt Der Nagelmann. Diesen hatte in den 70ern der Vater von Erwan Moran im Kongo gestellt. Seitdem wurde sein Vater zur grauen Eminenz in der Grande Nation und zieht gekonnt die Strippen. Als nun in einer Flugschule in Brest eine fast vollständig zerstörte Leiche auftaucht, entsendet er seinen Sohn Erwan in die Bretagne. Seine umfangreichen Ermittlungen bringen schon bald ein unschönes Bild zum Vorschein, denn es sieht aus, als wäre der Nagelmann zurück. Doch dieser verstarb schon vor Jahren in einer Haftanstalt in Frankreich – oder doch etwa nicht?
Mit Purpurne Rache findet Jean-Christophe Grangé wieder in seiner alte Erfolgsspur zurück. Eine Fortsetzung des Titels ist in Frankreich bereits erschienen. Hoffentlich muss man hier nicht allzu lange darauf warten, denn nachdem das Buch in Fahrt gekommen ist, wird es wie gewohnt spannend, blutig und exotisch.
Ein Nachbarschaftsdetektiv in den Ghettos von Los Angeles, das ist Isaiah Quintabe, genannt IQ. Mit seinem induktiven Denken und seinem enormen Wissen ist der DIE Anlaufstelle für alle Menschen im Ghetto, denen Unrecht geschehen ist oder die anderweitig seine Hilfe brauchen. Doch all diese Aufträge werden – wenn sie denn dotiert sind – IQ eher in Naturalien denn in Geld ausbezahlt. Und auf Geld wäre IQ dringend angewiesen. Deshalb reaktiviert er widerwillig seinen alten Kumpel Dodson, der ihm einen lukrativen Auftrag verschaffen soll. Und dieser hat es dann prompt in sich:
Der Rapper Murda One engagiert den Detektiv ohne Lizenz, denn mithilfe eines monströsen Pitbulls wurde ein Anschlag auf den Musiker verübt. Irgendjemand will den Rapper tot sehen und so wendet der sich an Isaiah und Dodson, damit sie den Schuldigen ermitteln. Doch nicht jedem aus dem Umfeld des Musikers gefällt es, dass die beiden die Drahtzieher des Anschlags ermitteln wollen. Bei ihrer Suche kreuzen sie die Wege von Rappern, Pitbullzüchtern und Kartellmitgliedern. Eine schwierige Melange, in der sich die beiden schon bald tödlichen Gefahren ausgesetzt sehen. Doch wo ist das Motiv der Auftraggeber zu suchen, die Murda One nach dem Leben trachten?
Schon in der Exposition zeigt Joe Ide verdichtet, zu welchen Großtaten IQ fähig ist. So schaltet er im Alleingang einen Pädophilen derart gekonnt aus, dass es den Jungs aus Alarm für Cobra 11 eine Freude wäre. Autoverfolgungsjagden, explodierende Granaten – um seinen Helden einzuführen wählt der Autor das ganz große Kaliber. Der folgende Fall, um den sich das ganze Buch dreht, hält sich da dann etwas zurück. Parallel erzählt Ide von den Ermittlungen des kriminalistischen Doppels Quintabe/Dodson und der Detektiv-Werdung des jungen IQ. Dies ist zwar gut gemacht, bremst aber phasenweise die Ermittlungen im Rapper-Milieu etwas aus.
Joe Ide ließ sich bei IQ sicherlich von Arthur Conan Doyles ikonischem Sherlock Holmes inspirieren, ein platter Abklatsch dieses schon 1373 mal variierten Themas ist das Buch allerdings keinesfalls. Dagegen spricht schon die Erzählperspektive, die hier die Personalperspektive ist und nicht die Doyle’sche Ich-Erzählerperspektive aus der Sicht Watsons (dessen phonetische Ähnlichkeit zu Dodson auch kein Zufall ist). Joe Ide beherrscht das filmreife Schreiben sehr gut, immer wieder schneidet er die Perspektiven von IQ und anderen gegeneinander, baut Szenen spannungstechnisch sauber auf und installiert mit IQ einen Helden mit Potential. Weitere Fälle für diesen Ghetto-Detektiv dürfen gerne folgen, vor allem da sich der Detektiv von seinem historischen Ballast freigeschwommen hat!
Zugegeben – der Blick auf den Klappentext von Playground macht nicht wirklich schlauer. In zwei Miniabsätzen wird da vom einem Spiel und einem Kampf über Leben und Tod hinaus erzählt. Doch worum es in dem neuen Buch des schwedischen Autorenduos Lars Kepler wirklich geht, das erschließt sich erst Stück für Stück.
Der bisher ermittelnde Kommissar Joona Linna hat in diesem Buch keinen Auftritt – stattdessen führen die Schweden eine neue Protagonistin ein. Sie hört auf den Namen Jasmin Pascal-Anderson und war einst im Kosovo aktiv, ehe sie nun ein eigentlich recht beschauliches Dasein als Mutter des kleinen Dante führt. Doch nachdem die toughe Frau eine Psychose erlitt, liegt sie nun mit ihrem Mann über Kreuz, was das Sorgerecht ihres Sohnes betrifft. Als sie jetzt mit ihrer Mutter und Dante auf dem Weg zu einem Termin mit ihrem Gatten ist, werden sie in einen Autounfall verwickelt. Und dann findet sich Jasmin plötzlich in einer chinesischen Hafenstadt wieder, in der mörderische Gesetze herrschen – was ist hier passiert?
Playground ist ein wirklich ungewöhnliches Buch, das man mit dem Label Thriller nur unzureichend erschlägt. Das Buch des schwedischen Autorenduos liest sich, als hielte man ein Amalgam aus Christopher Nolans Inception und der dystopischen Hungerspiele-Dystopie in Händen. Die Idee ist wirklich gut und birgt einiges Potential, doch leider scheitert die Ausführung Keplers an vielen Stellen, was wirklich schade ist. Continue reading →
Bereits einmal ließ Angelika Felenda ihren Kommisär Reitmeyer im krisengeschüttelten München ermitteln, nämlich im Fall Der eiserne Sommer. Damals dräute der Erste Weltkrieg und in der Landeshauptstadt München brodelte es. Nachdem am Ende des Buchs der Kommisär seinen Einzugsbefehl an die Front erhielt, ist er nun nach sechs Jahren wieder zurück in München. Als Kriegszitterer hat er einige Traumata aus dem Krieg mitgebracht und versucht die Erinnerungen mit Geigenspiel zu verjagen.
Doch auch zwei Jahre nach Kriegsende kommt die Landeshauptstadt nicht zur Ruhe. Bürgerwehren patrouillieren auf den Straßen, die rechten und das linken Lager tragen blutig ihre Fehden aus und der verlorene Weltkrieg hängt wie ein Damoklesschwert über dem Land. Sehr angespannte Zustände also, in denen sich München befindet. Der neue Fall für den Ermittler Reitmeyer nimmt sich allerdings erst einmal ganz unpolitisch aus. Eine junge Kellnerin namens Cilly Ortlieb wurde tot im Keller eines Gasthauses aufgefunden. Recht schnell steht der Tathergang fest. Das Mädchen wurde mit einer Heroinspritze ermordet. Das alleine würde kaum Aufsehen erregen, doch schon bald wird eine weitere junge Frau tot auf einer Parkbank sitzend aufgefunden. Der Modus Operandi des Täters ist identisch. Was ist das Motiv des Täters? Die Suche nach Erkenntnis führt den Kommisär in die Palais von Adeligen, bringt ihn mit der rechten Einwohnerwehr in Kontakt und wird schließlich zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Continue reading →
Philipp Petersen ist wieder da. Sieben Jahre lang war der Ehemann von Sarah Petersen irgendwo im Dschungel Südafrikas verschwunden, gekidnappt heißt es. Nun wurde er befreit und wird zurück in die Heimat zu seiner Familie geflogen und steht plötzlich von Reportern umringt auf dem Rollfeld. Das Problem das sich nun bei der Sache stellt, ist nur Folgendes – Sarah Petersen hat die Person, die Philipps Namen trägt und neben ihr auf dem Rollfeld der Presse zuwinkt, nie gesehen. Wer ist der Fremde neben ihr?
Fleißigen Zusehern der US-Serie Homeland sollte dieser Plot bekannt vorkommen. Heißt in der Serie der Rückkehrer Adrien Brody ist es hier Philip Petersen, dem der Zuseher bzw. Leser misstraut und nicht über den Weg traut. Die Ich-Erzählerin Sarah und der Fremde belauern sich im Buch permanent – dies schildert die Autorin auch mithilfe der verschiedenen Kapitel, die aus beiden Perspektiven erzählt das Geschehen fortentwickeln. Melanie Raabe präsentiert zwei Seiten einer Wahrheit, zwei Menschen, die sich gnadenlos beharken und von denen jeder seine ganz eigenen Wahrheiten hat – doch gibt es sie überhaupt, die Wahrheit? Continue reading →