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Luana Lewis – Lügenmädchen
Lügen eines Lebens
Manchmal ist es besser, man hätte die Tür zur Außenwelt nicht geöffnet. Stella ergeht es so eines kalten Winters in London. Draußen türmt sich der Schnee vor ihrem luxuriösen Anwesen, da steht plötzlich ein junges Mädchen vor der Tür und begehrt Einlass. Zunächst verwehrt sich Stella dem Ansinnen, doch da sie Mitleid mit dem jungen Mädchen hat öffnet sie dann die Tür. Ein Fehler, wie sich schon bald herausstellt. Denn Blue, so der Name des Mädchens, verwickelt Stella schnell in ein Spiel um Wahrheit und Täuschung, um Lüge und Realität.
Allmählich zeigt sich, wer sich wirklich aus Lügen eine Identität erschaffen hat und welche Geheimnisse alle Protagonisten des Buchs umgeben.
Täuschung und Wahrheit
Das Debüt der englischen Autorin Luana Lewis begnügt sich mit einem minimalen Setting. Ein herrschaftliches Anwesen, zunächst zwei Frauen, eingeschlossen in ein Haus und Geheimnisse aus der Vergangenheit. Dieser Plot mit Agatha-Christie-Touch wird angereichert durch Rückblenden auf die Leben Stella und Blues, die im Laufe des Buchs ein komplexes Bild eines schwierigen Charakters ergeben.
Leider verfängt das Lügengespinst Lewis‘ nicht wirklich. Spannung kommt in diesem Titel eher in homöopathischen Dosen vor – der Leser braucht Geduld um sich zwischen Vergangenheit und Gegenwart die „Wahrheit“ zurechtzusuchen. Auch ist weder Blue noch Stella eine sonderliche charismatische Figur, die den Leser für sich einnehmen würde.
Ein Titel ohne viel Tiefgang, der sich schnell mal nebenbei konsumieren lässt. Das Buch bleibt nicht länger im Gedächtnis haften, aber dank der zahlreichen Kapitel und Sprünge ist „Lügenmädchen“ gut lesbar und vielleicht das Richtige für einen faulen Tag in der Hängematte oder am Strand, wenn man von Sonne und Wärme genug hat und sich gedanklich in ein verschneites London zurückversetzen möchte!
Michael Robotham – Erlöse mich
Der Stalker
Eine geheimnisvolle Patientin
Der Parkinson-geschwächte Psychologe Joe O’Loughlin hat eine ganz besondere Patientin in Behandlung, deren Schicksal ihn nicht loslässt. Marnies Gatte verschwand vor einem Jahr spurlos und seitdem befindet sich Marnie in Behandlung bei Joe.
Ein gelungenes Verwirrspiel
Die Klasse, die „Dein Wille geschehe“ besaß, erreicht das Buch leider nicht, in der Reihe aber einer der definitiv stärkeren Titel. Deshalb sei an dieser Stelle eine große Leseempfehlung ausgesprochen!
Melanie Raabe – Die Falle
In der Falle
Eingesperrt im eigenen Zuhause
Linda Conrads leidet unter Agoraphobie, das heißt sie traut sich nicht mehr aus ihren eigenen vier Wänden heraus. Als erfolgreiche Schriftstellerin umgibt sie so der Nimbus des exzentrischen Genies, tatsächlich liegen die Gründe für ihren Rückzug allerdings tiefer. Nachdem ihre Schwester ermordet wurde, zog sich die Autorin immer mehr von der Außenwelt zurück und verschanzte sich schlussendlich in ihrer Prachtvilla am Starnberger See. Zusammen mit ihrem Hund verbringt sie dort die Tage und wird von ihrem Personal mit den Dingen des täglichen Lebens versorgt.
Mit einer beeindruckenden Regelmäßigkeit legt sie jedes Jahr einen neuen Roman vor und hat sich mit der Vergangenheit versöhnt, bis eines Abends das Unheil in ihre Villa einbricht.
Im Fernsehen meint sie nämlich den Mörder ihrer Schwester erblickt zu haben. Dieser arbeitet als Fernsehjournalist und wahrt eine biedere Fassade, hinter der Linda Conrads den Mörder ihrer Schwester ausgemacht haben will
Ein Psychoduell
Völlig aus der Bahn geworfen beschließt Linda Conrads, den Journalisten in eine Falle zu locken. Sie schreibt – völlig atypisch für ihr bisheriges Schaffen – einen Thriller, der die Ereignisse der Nacht, als ihre Schwester ermordet wurde, verarbeitet. So will sie den Journalisten aus der Reserve locken – und dieser beißt prompt an. Für ein Exklusivinterview sucht der potentielle Mörder ihrer Schwester die Autorin in ihrem Haus auf – und ab da entspannt sich ein Psychoduell zwischen den beiden Protagonisten, bei dem nichts ist, wie es zu sein scheint. Ist der Journalist wirklich der Mörder von Lindas Schwester oder was hat sich in der fraglichen Nacht damals wirklich zugetragen?
Unblutig und trotzdem spannend
Wo Sebastian Fitzek inzwischen Psychothriller mit Schlächter- und Metzelorgien verwechselt und sich auch andere Autoren unter dem Label des psychologischen Spannungsromans immer detaillierter in der Beschreibung von Gewaltszenen suhlen, besinnt sich Melanie Raabe zurück auf die Wurzeln des Psychothrillers.
In der Tradition von Großmeistern wie Hitchcock oder Patricia Highsmith erzählt Melanie Raabe ein wendungsreiches Duell, das keine spritzende Blutfontänen braucht, um den Leser zu fesseln. Das Grauen kommt bei der Kölner Autorin auf leisen Pfoten – und wer glaubt dass der Plot nach 100 Seiten schon auserzählt ist, der sieht sich schnell getäuscht.