Surfin‘ Southafrica
Deon Meyer trifft Don Winslow
(c) André Becker |
Subjektive Buchkritik seit 2013
(c) André Becker |
Angesiedelt in einer nahen Zukunft, in der Spannungen zwischen Israel und Palästina eskalierte und diverse ethnische Verwerfungen die Nachrichten dominieren, fällt dem angeschlagenen Inspector Februarie ein Fall in die Hände, an dem er sich die selbigen nur verbrennen kann.
Der Tafelberg in Südafrika [(c) Martin Reilly] |
Selten habe ich in den letzten Monaten einen Roman gelesen, der mich so gefesselt und förmlich durch die Seiten geprügelt hat, wie Cobra von Deon Meyer. Das Tempo, das der südafrikanische Autor in seinem neuen Thriller vorlegt, ist im wahrsten Sinne des Wortes atemraubend. Er hetzt seine Protagonisten, allen voran Bennie Griessel und den farbigen Taschendieb Tyrone von Schauplatz zu Schauplatz, gejagt beziehungsweise verfolgt vom mysteriösen Killer mit der Cobra-Signatur. Bei allem Tempo schafft es Meyer, seine Protagonisten mit einer Wärme und Menschlichkeit zu zeichnen, die im zeitgenössischen Krimi ihresgleichen sucht.
So besticht Cobra mit Tempo, einem Plot, der immer unvorhergesehen plötzlich eine 90°-Kurve beschreibt und Protagonisten, die man so schnell nicht vergisst. Insgesamt ein Buch, das man gerne auf seinen Wunschzettel packen darf, wenn man gute Bücher mag.
Ein schöner Ort zu Sterben von Malla Nunn ist ein packendes, faszinierendes und überaus vielschichtiges Buch, bei dem ich mich richtig ärgere, es erst so spät zur Hand genommen zu haben.
Bereits vor einem Jahr erworben, fristete es lange ein Dasein in den unteren Bereichen meiner Bücherstapel, ehe ich es mir nun zur Hand nahm, um das Buch endlich auch einmal zu lesen. Und schon wenige Kapitel später ärgerte ich mich schon über mich selbst und fragte mich, warum ich das Buch nicht schon viel früher gelesen habe – denn es ist wirklich großartig.
Nicht erst seit der WM 2010 erfährt Südafrika einen großen Boom, der sich besonders in der Kriminalliteratur niederschlägt. Deon Meyer, Roger Smith und Mike Nicol stehen für extraordinäre Kriminalliteratur, die sich besonders durch ihre Härte und ihre Schnelligkeit auszeichnet. Malla Nunn geht hier andere Wege. Beinahe bedächtig lässt sie den englischstämmigen Constable Emmanuel Cooper in Jacob’s Rest, einem kleinen Dorf an der Grenze zu Mosambik ermitteln. Der örtliche Dorfpolizist wurde erschossen und treibt tot in einer Furt – und das im Jahr 1952, in dem die menschenfeindliche Apartheid-Politik gerade in Kraft tritt. Unbeirrt vertritt Cooper seine Auffassung von Gerechtigkeit und nimmt mit seinen Kollegen die Ermittlungen auf. Dabei muss er nicht nur zwischen der schwarzen und weißen Lebenswelt hin- und herwechseln, sondern kommt mit seiner Spurensuche schon bald dem mächtigen südafrikanischen Geheimdienst, genannt Security Branch, in die Quere.
Malla Nunn hat mit Ein schöner Ort zu Sterben ein Buch geschrieben, das noch lange über das Ende hinaus nachdenklich macht und den Leser fesselt. Gelungen gibt sie Einblick in eine Zeit und in ein rassistisch motiviertes Denken, dass wir uns heute weder vorstellen wollen, noch können. Dennoch schafft sie es, weder die Krimihandlung, noch ihre Protagonisten oder die geschichtliche Rahmenhandlung zu kurz geraten zu lassen. Man meint förmlich die aufgeladene Stimmung in Jacob’s Rest zu spüren, wenn Cooper die Dorfgemeinschaft aufmischt und dann auch noch die sadistischen Schergen des Geheimdienstes die Südafrikaner quälen.
Für mich kommen bei diesem Buch zwei wichtige Aspekte zum Tragen: Zum einen schafft es Malla Nunn wirklich hervorragend, die Geschichte Südafrikas und seine wechselvollen Perioden und Einwohner glaubhaft zu schildern, und zum anderen ist dieses Buch ein ausgezeichneter Kriminalroman, der spannend ist, ohne je die Glaubwürdigkeit zu verlieren und der seine Spannung bis zum großartigen Finale halten kann. Müßig ist es zu erwähnen, dass die Autorin mit Emmanuel Cooper einen tollen Ermittler geschaffen hat, der mich in seiner unbeirrbaren Haltung zwecks Wahrheitsfindung stark an Leo Demidow aus den Büchern Tom Rob Smiths erinnert.
Wenn ihr mal wieder auf der Suche nach Lektüre für den Kopf und für spannende Stunden seid, greift zu diesem Buch – intelligenter kann man Geschichte und Literatur nicht zusammenbringen!