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Martin Suter: Der Teufel von Mailand
Schweizer Synästhesie
Martin Suter zählt zu den wohl bekanntesten Schweizer Bestsellerautoren. Der Teufel von Mailand ist hierbei wohl nicht das kreativste seiner Werke, allerdings auch kein wirklich schlechtes Buch. Alles beginnt mit einem LSD-Trip, der die gerade frisch von ihrem Mann getrennte Sonia völlig aus der Bahn wirft. Synästhesie lautet die Diagnose – fehlgekoppelte Sinneseindrücke.
Sonia schmeckt plötzlich Farben, hört Geschmacksrichtungen und ist wie vor den Kopf gestoßen. Sie beschließt, eine berufliche Chance wahrzunehmen und in einem Hotel in den Schweizer Bergen als Physiotherapeutin einen Neuanfang zu wagen.
Doch die Idylle in dem mysteriösen Hotel und dem dazugehörigen Dorf währt nicht lange. Schon bald nimmt eine Kette von gefährlichen Vorgängen ihren Lauf, die mit dem geheimnisumwitterten Teufel von Mailand in Verbindung zu stehen scheint.
Es wabert die Gefahr
Stets wabert über dem ganzen Plot in Suters Buch die Gefahr wie der omnipräsente Nebel in den Schweizer Bergen. Das mysteriöse Hotel mit seinen Gästen und den nicht minder geheimnisvollen Dorfbewohnern, von denen letztere für mein Empfinden im Buch etwas zu viel Raum einnahmen, erinnert etwas an den Film „Shining“. Da geraten die Ereignisse im Hotel, so unscheinbar sie auch daherkommen mögen, unversehen zu einem echten Psychothriller für die Nerven.
Für seine elegante Prosa und Begriffe wie rauchfarbene Perlerinen kann man diesen Autor nur schätzen. Stets wohlformulierend kleidet Suter seine Erzählung in ein Gewand, das nicht zu leicht oder zu schwer daherkommt. Der Plot changiert gekonnt zwischen Alpenroman, Volkssage, Psychothriller und Dorfchronik.
Obwohl ich nach der Lektüre des Klappentextes noch dachte, dass Der Teufel von Mailand eine glatte Kopie des großartigen Suter-Romans Die dunkle Seite des Mondes sein könnte, bewies das Buch dann schnell seine Eigenständigkeit.
Natürlich sind Themen wie Identität und Sinnkrise immer wiederkehrende Motive in Suters Schaffen, doch Der Teufel von Mailand ist ein höchst lesenswertes und spannendes Buch. Zwar ist die Auflösung des Ganzen dann etwas unspektakulär, passt sich aber gut in das Gesamtkonzept des Romans ein und rundet den Roman ab.