Tag Archives: Jagd

John Williams – Butcher’s Crossing

Zurück zur Natur

Nach dem großartigen Stoner, DER Wiederentdeckung des Jahres 2012 hat sich nun der Deutsche Taschenbuchverlag eines weiteren Werkes John Williams angenommen. Butcher’s Crossing erscheint von Bernhard Robben makellos ins Deutsche übertragen als Hardcover und erhebt Jean Jaques Rousseaus Diktum „Zurück zur Natur“ zum Leitmotiv.

Der Roman erzählt von Andrews, einem jungen Studenten an einer Elite-Universität, der dieser gleich zu Beginn des Buchs den Rücken kehrt und in die amerikanische Einöde aufbricht. Er begibt sich ins titelgebende „Butcher’s Crossing“, einem kleinen Wildwest-Dörfchen inmitten der Ödnis. Dort will er der Büffeljagd nachgehen und rekrutiert sich ein Team aus erfahrenen Jägern. Einer dieser Jäger berichtet nämlich von einer sagenhaften Büffelherde, die er in den Bergen Colorados gesehen haben will. Andrews finanziert das wahnwitzige Vorhaben und gemeinsam brechen die vier Männer auf, um die Büffel zu erlegen und ihr Fell anschließend gewinnbringend zu veräußern.

Das Leben – ein großer Kampf

Doch wer John Williams Stoner gelesen hat weiß, dass seine Charaktere in den Büchern immer gegen Widerstände und Wirrnisse ankämpfen müssen. In Butcher’s Crossing ist dies die Natur, die den Glücksrittern eindrucksvoll in die Parade fährt. Gekonnt beschreibt Williams Metzeleien und den Überlebenskampf gegen die Elemente. Das Blutbad, das die Männer unter den Büffeln anrichten vermag der Autor genauso eindrucksvoll zu beschreiben wie die Überlebenskämpfe, als Schneefall im Tal Leib und Leben bedroht.

Butcher’s Crossing ist voller bitterer Erkenntnis und zeigt eindringlich, wie schnell der Wandel der Zeit Opfer von den Menschen verlangt. Am Ende muss auch Andrews erkennen, dass man zwar gescheiter, aber auch gescheitert sein kann. John Williams ist auch mit „Butcher’s Crossing“ ein großartiger Roman gelungen, für dessen Veröffentlichung man dem Deutschen Taschenbuchverlag danken sollte!

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Joe R. Lansdale – Das Dickicht

Im Dickicht

Joe R. Landale - Das Dickicht

Joe R. Landale – Das Dickicht

Schon der Titel von Joe R. Lansdales neuem, bei Tropen erschienenen Roman macht deutlich, dass es finster wird in dem Buch. Wie in den meisten seiner Bücher wird auch diese neue Geschichte aus den Augen eines Kindes erzählt, das im Laufe des Buches Bewährungsproben bestehen muss und heranreift. Der Erzähler von „Das Dickicht“ ist der junge Jack Parker, dem im Laufe des Buches fast alles genommen wird. Verliert er zunächst infolge einer Pocken-Epidemie seine Eltern, muss er dann auch noch mitansehen, wie bei einer Flussüberquerung sein Großvater erschossen und seine liebreizende Schwester Luna von Halunken entführt wird.
Doch Jack wäre kein Lansdale-Charakter, wenn er sein Schicksal nicht in die eigenen Hände nehmen würde. Kurzerhand klemmt er sich hinter die Spur der Entführer und bekommt im Lauf seiner Reise immer mehr (meist skurrile) Unterstützung – dazu zählen ein ausgewachsener Eber, ein farbiger Kopfgeldjäger und ein Lilliputaner.

Was sich auf dem Papier nach einer allzu hanebüchenen Mischung anhören mag, funktioniert bei Joe R. Lansdale wieder ausgezeichnet – auf 330 Seiten erzählt er eine spannende und sehr düstere Geschichte, die insgesamt zu den heftigeren Erzählungen aus Lansdales Feder zählt. Stellenweise liest sich „Im Dickicht“, als hätten sich Quentin Tarantino und Mark Twain zusammengetan, gerade wenn die Kopfgeldjäger wieder auf Opfer der Entführer von Jacks Schwester stoßen, geizt der texanische Autor nicht mit Details. Wer sich an diesen Einsprengseln nicht stört, bekommt wieder eine ganz typische Lansdale-Erzählung mit Spannung, Humor und tollen Szenen aus einem vergangenen Texas sowie einen Entwicklungsroman der etwas anderen Art.

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Deon Meyer – Cobra

Tödliches Südafrika

Südafrika ist ja schon länger ein echter Tipp, wenn es um Spannungsliteratur geht. Autoren wie Roger Smith, Malla Nunn, Mike Nicol oder eben auch Deon Meyer haben das Land an der Südspitze Afrikas auf der Krimilandkarte bekannt gemacht.
Gerade letzterer ist ein Garant für starke Charaktere und Plots, was er mit Cobra nun wieder eindrucksvoll unter Beweis stellt. Der neue Fall für Bennie Griessel, den trockenen Alkoholiker vom Kap, ist ein verzwickter, wendungsreicher und unheimlich schneller und mitreißender Thriller, der jedem Fan von Spannungsliteratur wärmstens ans Herz gelegt gehört.
Diesmal bekommt es Bennie Griessel mit einem unüberschaubaren Interessen- und Parteiengeflecht zu tun, dem er mit seinen loyalen Mitstreitern gegenübertreten muss. Auf einem südafrikanischen Weingut wurden zwei bestens ausgebildete Wachleute getötet und eine Person ist verschwunden. Die Identität des Verschwunden bleibt genauso mysteriös wie die des Schützen. Die einzige Spur Griessels sind die Patronenhülsen mit Cobra-Signatur, die am Tatort zurückgeblieben sind. Bei seinen Aufklärungen wird er vom Staatsschutz überwacht und in immer schneller werdenden Tempo nehmen die Ereignisse zu, sodass Griessel alles aufbieten muss, um den Fall zu lösen.

Schnell, schneller, „Cobra“

Selten habe ich in den letzten Monaten einen Roman gelesen, der mich so gefesselt und förmlich durch die Seiten geprügelt hat, wie Cobra von Deon Meyer. Das Tempo, das der südafrikanische Autor in seinem neuen Thriller vorlegt, ist im wahrsten Sinne des Wortes atemraubend. Er hetzt seine Protagonisten, allen voran Bennie Griessel und den farbigen Taschendieb Tyrone von Schauplatz zu Schauplatz, gejagt beziehungsweise verfolgt vom mysteriösen Killer mit der Cobra-Signatur. Bei allem Tempo schafft es Meyer, seine Protagonisten mit einer Wärme und Menschlichkeit zu zeichnen, die im zeitgenössischen Krimi ihresgleichen sucht.
So besticht Cobra mit Tempo, einem Plot, der immer unvorhergesehen plötzlich eine 90°-Kurve beschreibt und Protagonisten, die man so schnell nicht vergisst. Insgesamt ein Buch, das man gerne auf seinen Wunschzettel packen darf, wenn man gute Bücher mag.

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