Skandinavien-Krimis boomen nach wie vor in allen Dareichungsformen. Egal ob Serie (Die Brücke oder The Valhalla-Murders) oder als Buch. Die Nachfrage nach düsteren, verschachtelten Krimis ist ungebrochen. Und ein Autor, der diese Nachfrage besonders gut befriedigen kann, ist der Schwede Arne Dahl. Eigentlich heißt er Jan Arnald, der große Erfolg kam dann aber mit seinem Pseudonym. So schuf der Schwede die zehnbändige Reihe um die schwedische A-Gruppe und das OPCOP-Quartett über eine supranationale europäische Spezialeinheit.
Im Januar 2016 begann Dahl eine neue Reihe. Diesmal im Fokus: zwei ehemalige schwedische Polizisten. Er, Sam Berger, von der Kriminalpolizei. Sie, Molly Blom, vom schwedischen Nachrichtendienst SÄPO. Schon im ersten Band der Reihe wurden sie beide zu Parias, die sich fortan als Privatermittler durchschlugen. Hatte die Reihe im zweiten Band mit dem verworrenen Fall Sechs mal Zwei einen klaren Durchhänger, stabilisierte sich Dahl dann wieder mit Band Drei. Übrigens ein Phänomen, das auch im OPCOP-Quartett auftrat, bei dem Band Zwei Zorn der schwächste der Reihe ist.
Nun liegt mit Vier durch Vier der -Überraschung! – vierte Band der Reihe vor. Diesmal steht eine besondere Entführung im Mittelpunkt des Buchs.
Eine besondere Entführung
Nachdem sich Molly am Ende des letzten Bandes von Sam distanziert hatte, geht dieser seinem Broterwerb als Privatermittler zunächst alleine nach. Versicherungsbetrug und Sitzungen bei einer Psychologin. So sieht der Tagesablauf des ehemaligen Polizisten aus, bis er von seiner Therapeutin in eigener Sache angeheuert wird. Eine ihrer Patientinnen wurde entführt. Und da die Entführer keine Polizei wollen, erscheint ihr Sam als der richtige Mann für den Job.
Doch es gibt Unstimmigkeiten. Je weiter Sam (bald auch wieder mit Molly an seiner Seite) ermittelt, umso unklarer wird die Lage. Warum wurde die junge Frau entführt? Und wer hat ein Interesse an ihrem Verschwinden? Je knapper die Zeit wird, umso verwirrter wird Sam. Worum geht es bei dieser Entführung wirklich?
Arne Dahl gelingt es in diesem Buch, dem schon wirklich auserzählten Entführungstopos neue Seiten abzuringen. Denn mit dieser Entführung setzt eine Geschichte ein, deren Spuren bis zur russischen Mafia in Schweden und Mollys Vergangenheit als Undercover-Ermittlerin führen.
Vier durch Vier besitzt Drive, geizt einmal mehr nicht mit blutigen Schilderungen, hat einen ungewöhnlichen Plot und sticht aus dem üblichen Skandinavien-Serienkiller-Gros heraus. Man muss sich doch auch wundern, wie es Arne Dahl gelingt, bei seinem Output von einem Buch pro Jahr immer noch solche frischen Krimis zu entsinnen, die neue Pfade gehen. Und obwohl Vier durch Vier ja schon drei Vorgängerbänden mit einem vorsischtig gesprochen komplexen übergreifenden Erzählkonstrukt hat, kann man diesen Krimi auch gut alleine für sich lesen. Den größten Erkenntnisgewinn in Sachen Beziehungen und Charakterentwicklungen hat man freilich, wenn man auch die vorhergehenden Bücher liest. Aber auch für sich funktioniert Vier durch Vier erstaunlich gut (was bei Dahl ja sonst nicht immer der Fall ist).